Ein Karussell ohne Pferde, ohne Reiter – und doch voller Bewegung: Mit Projekt #21 bespielt die Wiesbadener Künstlerin Helena Hafemann den Projektraum der DavisKlemmGallery in Hochheim. Zwei Sättel – ein englischer Militärsattel und ein amerikanischer Cowboysattel – drehen sich langsam im Kreis, Motor-getrieben, die Steigbügel schleifend. Ein seltsam poetisches Fahrgeschäft, das Fragen stellt: Wer fehlt? Wer reitet? Und wo führt diese endlose Runde hin?
Inspiriert ist Hafemanns Installation von einem Schlüsselmoment der Bildgeschichte: 1878 fotografierte Eadweard Muybridge das galoppierende Pferd „Sallie Gardner“. 24 Einzelbilder, die im Zoopraxiskop plötzlich lebendig wurden – ein Vorläufer des Films. Hafemann übersetzt dieses historische Experiment ins Heute: Statt Pferd und Jockey kreisen bloße Sättel, leere Stellvertreter, die von Abwesenheit ebenso erzählen wie von ungebrochener Bewegung.
Die Künstlerin, Jahrgang Wiesbaden, arbeitet mit Fundsachen und nennt ihren Ansatz „Neukontextualisierung“: zerbrochenes Porzellan wird zu zerfließenden Tellern, alte Spielzeugschienen zur Wandzeichnung. Seit ihrem Abschluss an der Kunsthochschule Mainz 2023 ist sie international präsent – von Berlin bis Venedig. Jüngst verwandelte sie den Mainzer Hauptbahnhof in ein Karussell und war in der Kunsthalle Mainz vertreten.
Der Projektraum in Hochheim bietet dafür die ideale Bühne: 20 Quadratmeter, sichtbar durch ein großes Schaufenster, jederzeit erlebbar – Kunst als permanente Einladung zum Innehalten. Zu sehen noch bis zum 30. November.
Projekt #21 – Helena Hafemann
📍 DavisKlemmGallery Projektraum, Kirchstraße 4, Hochheim am Main
👉 Infos: www.davisklemmgallery.de
Foto: Helena Hafemann