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Salzbachtalbrücke-Desaster: „Sperrung über Wochen oder Monate“ / Nach Vollsperrung wird Verkehrschaos erwartet

Wo sonst 80.000 Fahrzeuge täglich unterwegs sind, geht seit diesem Wochenende gar nichts mehr – und das wohl für Wochen, wenn nicht Monate. Die etwa 300 Meter lange Salzbachtalbrücke der A 66 ist seit Freitagabend zwischen Mainzer Straße und Wiesbaden-Biebrich in beiden Richtungen voll gesperrt. Rund um Wiesbaden und in Wiesbaden selbst wird ab diesem Montag Verkehrschaos erwartet, manche fürchten gar einen „Verkehrskollaps“. Besonders bitter: Auch Bahnverkehr und ÖPNV sind betroffen. Die Autobahnbrücke war gesperrt worden, nachdem Risse entdeckt worden waren und Betonteile herabfielen. „Am Freitagabend mussten zusammen mit der Autobahngesellschaft des Bundes und den Landesbehörden Sofortmaßnahmen ergriffen werden“, berichtet OB Gert-Uwe Mende. Da Gefahr für Verkehrsteilnehmer auf den Straßen und den Bahnlinien unter der Brücke besteht, wurden wichtige Verkehrsverbindungen unterbrochen: „Glücklicherweise ist in dieser heiklen Lage niemand zu Schaden gekommen.“ Der Überbau des südlichen Brückenbauwerks der 1963 erbauten Salzbachtalbrücke hat sich um 30 Zentimeter abgesenkt, wie die Autobahngesellschaft berichtet. Deutlich sichtbare Rissbildungen in Überbau und Pfeiler des Bauwerks mit herabfallenden Betonteilen führten am zu umfangreichen Sperrungen rund um Wiesbaden. Doch das war nur der Anfang.

„Noch am Wochenende kamen erste Notfallmaßnahmen für die Verkehrsabwicklung auch des Schienenverkehrs zum Einsatz“, berichtet Verkehrsdezernent Andreas Kowol. Auch wenn die Stadt für die Schäden an der Brücke nicht verantwortlich sei, würden die Auswirkungen für einen großen Teil der Stadt sehr massiv sein: Für den unmittelbaren Gefahrenbereich rund um die Brücke ist eine Sicherheitszone eingerichtet. Sowohl das Queren unter der Brücke für alle Verkehrsteilnehmer auch Fußgänger und Radfahrer als der Aufenthalt im Gefahrbereich muss zur eigenen Sicherheit unterbleiben. Die unter der Brücke verlaufende B 263 / Mainzer Straße ist in beide Fahrtrichtungen gesperrt, massiv eingeschränkt ist der Betrieb des Wiesbadener Hauptbahnhofs.

RMV und ESWE informieren

Der RMV informiert über aktuelle Ausfälle und Ausweichverkehre hier. ESWE Verkehr informiert hier, die VIAS hier. Wer kann, sollte wohl eine in den letzten Monaten geübte Option wählen: das Home-Office!

Nach Auskunft der Autobahngesellschaft werden die Sperrungen über viele Wochen, wenn nicht gar Monate notwendig sein. Derzeit seien alle Verantwortlichen von Bund, Land und Stadt dabei, mit Sofortmaßnahmen die Auswirkungen auf den Verkehr einzugrenzen, so der OB: „Trotzdem wird das leider einschneidende Folgen haben.“ Vom Bund und Land werden großräumige Umfahrungen der Salzbachtalbrücke empfohlen und beschildert.

Ausweichrouten geplant

Dabei spielt der Mainzer Autobahnring und die A3 eine zentrale Rolle. Für den Autoverkehr innerhalb von Wiesbaden sollen einige Ausweichrouten zur A66 und Salzbachtalbrücke in den nächsten Wochen so ertüchtigt werden, um eine größere Verkehrsmenge aufzunehmen zu können, so Verkehrsstadtrat Andreas Kowol. Für den Bahnverkehr wurden schon erste Verstärkerfahrten mit dem Bus am Wochenende organisiert.

„Unverschuldeter verkehrlicher Notstand“

Die wichtigste Aufgabe der nächsten Tage wird es sein, Bahnkunden, die nicht am Hauptbahnhof einsteigen können, zu den Bahnhöfen Biebrich, Schierstein, Wiesbaden Ost und Kastel zu befördern. Geeignete Linien und Zubringerdienste werden  beim RMV und bei ESWE Verkehr geplant. Darüber hinaus wird versucht, möglichst alle Bushaltestellen auch bei den unterbrochenen Buslinien, die über die Mainzer Straße verlaufen, zu bedienen. „Die Stadt ist unverschuldet in einen verkehrlichen Notstand geraten, den wir nur gemeinsam mit allen staatlichen Ebenen und größtem Verständnis aller Bürger beheben können“, so Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.

Die Niederlassung West der Autobahn GmbH, die erst vor kurzem die Verantwortung für das Projekt von Hessen Mobil übernommen hatte, ist nach eigenen Angaben in intensivstem Austausch mit einer Vielzahl an Beteiligten, „um schnellstmöglich essentiell wichtige Schritte auf den Weg zu bringen“.  Die vollständige Schadensermittlung sei angelaufen: „Wichtig ist unter anderem auch, zu ermitteln, in wie weit ebenfalls das nördliche Brückenbauwerk in Mitleidenschaft gezogen wurde“. Konzeptionelle Überlegungen, wie das südliche Brückenbauwerk niedergelegt werden kann, hätten begonnen Oberste Prämisse sei die Sicherheit der am Bau Beteiligten sowie der Bevölkerung.

Brücke abknabbern oder sprengen – das ist jetzt die Frage

Vom Gutachter gegeneinander abzuwägen sein würden zwei Vorgehensweisen: Das konventionelle Abbruchkonzept mit Baggern, die das Bauwerk abknabbern, oder eine Sprengung.  Ullrich Neuroth, Direktor der Niederlassung West der Autobahn GmbH: „Keine einfache Aufgabe und zudem eine, die Zeit in Anspruch nehmen wird.“ Vor diesem Hintergrund bitte man die Verkehrsteilnehmer:innen „um Verständnis dafür, dass die eingerichteten Sperrungen und Umleitungen zunächst bis auf Weiteres bestehen bleiben müssen“.

Lösungen finden, die Verkehrsinfarkt vermeiden

Zusammen mit der Stadt Wiesbaden, der Polizei, der Deutschen Bahn und weiteren Beteiligten gelte es Lösungen zu finden, die dabei helfen, einen möglichen Verkehrsinfarkt zu vermeiden. Auf der A 66 sind bereits in beide Fahrtrichtungen Anzeigetafeln geschaltet, die die großräumigen Umleitungen ausweisen. Die Überlegungen zur weiteren  Abwicklung der Verkehre sollen „fortwährend verfeinert werden“.

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