Protokoll Annabell Pfeifer. Fotos Michael Zellmer
In seinem Schallplatten Antiquariat in der Mauergasse hat Manfred Eisele weit mehr als nur eine beachtliche Auswahl und eine gehörige Portion Fachwissen und Leidenschaft. Er besitzt auch diverse Rekord-Schallplatten. Und kann davon erzählen.
„Die größte Schallplatte der Welt ist aus dem Jahr 1908, sie kam zu einer Verbraucherausstellung raus in Frankreich, und man hat auch ein Grammophon dazu gebaut. Heute kann man die Platte, auf der sich ein französischer Marsch befindet, ja nicht mehr spielen, die ist einfach zu groß und passt auf keinen Plattenspieler drauf. Aber damals hat man den Leuten erzählt, der Vorteil dieser Platte gegenüber den anderen ist, dass die normale Schellack-Platte 3 bis 3,5 Minuten spielt und diese spielt 11 Minuten. Das Ganze ist dann aber wieder total eingeschlafen, aus zweierlei Gründen: einerseits ist das natürlich viel zu schwer gewesen. Wenn Sie mal 10 Stück kaufen, dann müssen Sie ja einen Dienstboten dabei haben und mit ´nem LKW vorfahren und andererseits ist die auch kaum zu transportieren. Wenn Sie die jetzt von hier zum Karstadt tragen, ist sie kaputt, weil sie einfach zu groß ist. Und wenn man die größte hat, dann hat man natürlich auch die kleinste Schallplatte der Welt: 78 Umdrehungen, genau wie eine Schellack-Platte. Es ist aber kein Schellack, es ist so eine Pappe und da ist ein Werbespot von Gitanes Zigaretten drauf. 19 Sekunden lang ist das ungefähr.
Und jetzt zeige ich Ihnen die älteste Schallplatte der Welt. Der Erfinder des Grammophons war Thomas Edison, ein großer Erfinder, der hat auch die Glühbirne erfunden. Und der Erfinder der Schallplatte war ein deutscher Jude, der um 1885 nach Amerika ausgewandert ist. Der hieß Emil Berliner. Die allerersten Schallplatten kamen unter dem Namen `Emil Berliners Grammophon´ raus. Das ist jetzt eine Schallplatte aus dem Jahr 1900. Die habe ich deswegen hier, weil das ein Herr Hermann Löffler aus Wiesbaden ist, der spricht da irgendetwas drauf. Aber jetzt kommt die älteste Schallplatte der Welt. Auch `Emil Berliners Grammophon´ . November 1887. Diese Platte können Sie heute noch spielen. Rauscht und knirscht, das ist klar. Aber wenn Sie jetzt eine CD im Jahre 1983 gekauft haben, wo die ersten CDs rauskamen, die fangen heute schon an zu blättern und die können Sie schon heute wegwerfen. Und die ist immerhin 126 Jahre alt und man kann sie immer noch spielen. Das ist ein kleines Museum hier.
Jetzt zeige ich Ihnen noch mal das Wichtigste, vielleicht auch wo man die beste Story dazu erzählen kann. Das ist die teuerste Schallplatte der Welt. Es gibt so ein Buch, da stehen die tausend teuersten Platten der Welt drin und an Nummer 1 ist die „Yesterday and Today“ von den Beatles. 25.000 Dollar. Die Geschichte ist die: diese Platte war nur für Amerika gedacht. Der Hintergrund: die Beatles haben sich immer über die Amerikaner geärgert. Es gab eine Vereinbarung, galt auf der ganzen Welt: Beatles-Titel nur auf Beatles-Platten, nicht auf Samplern. Die Beatles wollten nicht mit den Kinks oder so zusammen sein. Und wer sich nicht daran gehalten hat, waren die Amerikaner. Und da hat – jetzt geht’s bisschen in die Legende, ob das stimmt, weiß ich nicht – der John Lennon gesagt: `Wir machen bei unserer nächsten Platte, die für Amerika gebrannt ist, auch so was zerrissenes, weil sie ja unsere Titel so zerreißen.´ Und deswegen auf dem Cover diese zerrissenen Fleischteile, diese Puppen. Und dann kam die Platte im Juni 1966 in Amerika auf den Markt. Dort ist es immer so, dass der Erstverkaufstag in New York ist, und dann geht’s rüber in den Westen. Und mittags um 14 Uhr ist der Verkauf dieser Platte bereits eingestellt worden, weil der Protest der Amerikaner so groß war über dieses Cover – die wollten schon fast den Engländern den Krieg erklären – so dass die Platte sofort eingestellt wurde. Die kam später dann mit einem neuen, entschärften Cover raus. Es gibt ungefähr 750 Stück davon weltweit. Und eine davon sehen Sie hier. Es ist jetzt mittlerweile sogar so, wenn Sie mal ins Internet gehen und nach der Platte suchen, vor 2 oder 3 Jahren hat ein Amerikaner auch eine original verschweißte Platte für 32.000 Dollar ersteigert. Also die ist mittlerweile schon mehr wert. Und die ist natürlich tagsüber hier in der Vitrine drin und abends im Safe, dass sie nicht geklaut wird. Jetzt zeige ich Ihnen grade noch mal schnell einen kleinen Plattenspieler. Der kleinste Plattenspieler der Welt …“