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„Schlag ins Gesicht engagierter Bürgerinnen und Bürger“ – Empörte Reaktionen auf Verkaufsstart für Wilhelmstraße 1

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„Es ist eine Unverschämtheit, dass in der jetzigen offenen Sondierungssituation des Stadtparlamentes die Ausschreibung für das Hotel an der Wilhelmstraße erfolgt und damit Pflöcke eingerammt werden sollen“, kritisiert die grüne Stadtverordnete Christiane Hinninger, dass, wie gestern berichtet, die Stadt seit diesem Dienstag das Filetgrundstück Wilhelmstraße 1 mit der Zweckbindung ‚Hotel‘ auf dem Markt anbietet. Auch der Vorsitzende des Fördervereins Stadtmuseum, Jochen Baumgartner, reagiert empört.

„Da hat einer in seinem Magistratssessel den Knall vom 6. März nicht gehört“, poltert die Grüne mit Bezug auf die Wahlergebnisse in Richtung des CDU-Wirtschaftsdezernenten Detlev Bendel. „Sein“ Amt für Wirtschaft und Liegenschaften ist die offizielle Vergabestelle für das Grundstück. Nach wie vor sei die Planung, „die aus dem gescheiterten Hinterzimmerdeal um das Stadtmuseum hervorgegangen ist“, in der Stadt hochumstritten, betont Hinninger.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Sie erinnert daran, dass zum Umgang mit dem Grundstück Wilhelmstraße 1 die Staatsanwaltschaft ermittelt und zudem eine Klage wegen Untreue anhängig ist. In dieser Situation nach dem Prinzip ‚Augen zu und durch‘ vorzugehen, sei „ein Schlag ins Gesicht vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt“, so Hinninger.

Entschiedenen Widerspruch erntet das Vorgehen auch beim Vorsitzenden des Fordervereins Stadtmuseum Wiesbaden, Jochen Baumgartner. Die gestrige Meldung zum Verkaufsstart auf der sensor-Facebook-Seite kommentierte er mit den Worten: „Irgendwie haben Bendel und die GroKo das Ergebnis der Wahl noch nicht ernsthaft zur Kenntnis genommen . Das dieser Pflock jetzt ernsthaft eingeschlagen worden ist, wird noch Folgen haben. Die Bürger fühlen sich vorgeführt.“

Ob das Absteigen auf der Rue auch im neuen Hotel zum „Must“ wird?

Stadtmuseum_Wiesbaden_Stilbruch

Ein Hotelbau knüpft übrigens an die Geschichte des Platzes an, auf dem ab 1842 das Hotel Düringer und nach Besitzer- und Namenswechsel ab 1857 bis 1945 das Victoria-Hotel stand, wie hier zu sehen ist. Den Geist dieser Historie, die ausführlich hier nachzulesen ist, atmet der Entwurf für ein Stadtmuseum Wiesbaden, das der Wiesbadener Michael Müller mit seinem Designbüro Stilbruch in die Diskussion einbrachte (Bild). Ob natürlich ein Vier-Sterne-Haus einer internationalen Kette auch nur annähernd den Geist mondäner Wiesbadener Zeiten (“ Wiesbaden war ein „must“. Wer nicht dabei war, wenn der Kaiser in Wiesbaden Urlaub machte und die Maifestspiele besuchte, gehörte einfach nicht zum „Relevant Set“) atmen und vermitteln kann, und ob dies überhaupt gewollt ist, muss sich weisen. Eine Leserin kommentierte: „Nur Vier Sterne auf der Rue? Wer genehmigt denn sowas?“

Wer ungeachtet der politischen Diskussionen Lust hat, das Grundstück zu erwerben und darauf ein Hotel zu errichten, findet die Ausschreibung für den Verkauf unter anderem hier. (dif/ Fotos Arne Landwehr / Stilbruch)