Von Julia Bröder. Fotos Anbieter, Julia Bröder (StartBlock).
Als Benjamin Cors anfing, seinen ersten Roman zu schreiben, stellte sich schnell die Frage: Wo mache ich das eigentlich? Über eine Empfehlung kam der Autor in den heimathafen. Die Mischung aus Coworking-Space, Büroräumen und Café war für ihn genau das Richtige. „Dieser Ort inspiriert mich, wenn ich es brauche und lässt mich in Ruhe, wenn ich es möchte“, sagt Cors. Demnächst erscheint sein vierter Roman, und in jedem steckt ein Stück heimathafen. Auch wenn dieser so etwas wie das Synonym für Coworking in Wiesbaden ist, finden längst nicht nur in der Karlstraße Wiesbadens Freelancer, Gründer und Unternehmer zusammen. Coworking in all seinen Facetten wird auch in Wiesbaden immer beliebter, das Angebot ist inzwischen entsprechend vielfältig und wächst weiter. Das Spektrum reicht von voll ausgestatteten Büros inklusive Empfangsservice über günstige Räume für Start-Ups bis hin zum flexiblen Schreibtisch im Berlin-Style. Wir haben uns durchgearbeitet.
StartBlock, Homburger Straße 29, www.startblock.biz
Das von der Wirtschaftsförderung gemeinsam mit der Stadtentwicklungsgesellschaft initiierte Innovations- und Gründerzentrum hält seit 2004 Büros für Jungunternehmer bereit. Zu „gründerfreundlichen Mieten“, wie Gregor Jonietz, der bei der städtischen Wirtschaftsförderung auch als StartUp-Lotse fungiert, betont. Faktisch sind die unterschiedlich großen Büros teilweise schon für unter 300 Euro zu haben. Viel mehr noch als die niedrigen Kosten schätzen die ansässigen Unternehmen jedoch das Netzwerk um sie herum. In einem Stockwerk haben sie sich eine Lounge hergerichtet, hier essen sie gemeinsam zu Mittag und tauschen Know-how aus. Jeder kennt jeden, die Atmosphäre ist freundlich. Man profitiert von den unterschiedlichen Branchen, die im StartBlock ansässig sind – aktuell etwa Anwälte, Designer, Buchhalter, Trainer, IT-Spezialisten und ein Unternehmer, der orientalische Schokolade entwickelt. Ihre Büros haben sie selbst möbliert, in der Miete sind Strom, Wasser und die kostenlose Nutzung eines Konferenzraums enthalten. Um Internet und Telefon kümmert sich jeder selbst.
Fazit: Gründerzentrum mit WG-Charakter und sehr günstigen Mieten.
StartWerk-A, Äppelallee 27, Biebrich, www.startwerk.de
Seinen Ursprung hat das das StartWerk-A in Biebrich ebenfalls im StartBlock. Inhaber Fabian Fauth startete 2007 dort seine Kommunikationsagentur – das Arbeiten zwischen Gründern gefiel im so gut, dass er es auch anderen Firmen ermöglichen wollte. Auf der Suche nach der passenden Immobilie fand er ein altes Backsteinhaus, das er es entkernen und zu einem stilvollen Bürocenter herrichten ließ. Am 1. Mai feiert das StartWerk-A als „Raum für Gründer und Start-ups“ seinen ersten Geburtstag, mitfeiern werden zum Beispiel zwei Filmproduktionen, einige IT-Start-ups und eine Veranstalterin von Konzertreisen. Sie alle haben eines oder mehrere der insgesamt 32 unmöblierten Büros gemietet und profitieren von der umfangreichen Infrastruktur: Internet, Server, Besprechungsräume, Lounges und Teeküchen sind im Mietpreis (ab 330 Euro warm) enthalten. Eine Eventfläche kann dazu gebucht werden – sowohl von Mietern als auch von „Externen“. Mit Veranstaltungen wie Wein-Tastings möchten die Macher zusätzlich „Leben in die Bude bringen.“
Fazit: Stilvolles Arbeiten mit charmant organisierter Infrastruktur.
Urban House, Wilhelmstraße 18, www.urbanhouse.de
Wer mit seinem Unternehmen die Gründerphase bereits hinter sich gelassen hat, ist hier richtig aufgehoben. Auf zwei Etagen ganz in der Nähe der IHK haben sich zurzeit Architekten, Ingenieure und Designer niedergelassen. In einem ruhigen und doch zentralen Arbeitsumfeld nutzen sie die umfangreiche Infrastruktur inklusive WLAN, Reinigung, Postdienst und großem Konferenzraum. An Kopierer, Drucker und Getränken darf sich jeder Mieter in angemessenem Umfang bedienen. Besonders gefragt, zum Beispiel bei Firmen, die Teams zeitweise auslagern möchten, sei der 50 Quadratmeter große Projektraum, so Oliver Urban, Macher des Urban Houses und Geschäftsführer der ebenfalls in der Wilhelmstraße ansässigen Messe- und Veranstaltungsagentur f.i.p. Die Miete dafür beträgt je nach Kündigungsfrist und Ausstattung ab 999 Euro im Monat.
Fazit: Hochwertig möblierte Büros mit repräsentativer Adresse.
First Choice Business Center, Mainzer Straße 75, www.firstchoicebc.de/wiesbaden
Ich bin die Neue! Mit dem haushohen Bild einer Blondine wirbt das First Choice Business Center seit Oktober für seinen neuen Standort an der Mainzer Straße. Hier stehen Unternehmern mehr als 40 möblierte Einzel- und Doppelbüros, je drei Konferenzsäle und Business Lounges sowie vier Coworking-Räume mit je sechs Arbeitsplätzen zur Verfügung – aktuell sind Mieter aus IT, Medien und Agenturen sowie Finanzdienstleister, Unternehmensberatungen und das Bauwesen vertreten. Auch sogenannte Virtual Offices mit Brief- und Anrufweiterleitung können bei First Choice angemietet werden. Die Verträge sind ab einem Monat kündbar und umfassen neben den Standards wie Internet auch PKW-Stellplätze und einen Empfangsservice. Die Preise liegen bei 449 Euro für ein Einzel- und 599 Euro für ein Doppelbüro. Ein Coworking-Platz kostet 159 Euro. Mit regelmäßigen Unternehmerfrühstücken sollen die Netze auch über die jeweiligen Mieter hinaus gespannt werden.
Fazit: Großes zentrales Office-Center mit Premium-Anspruch und umfangreichen Business Services.
Regus, Mainzer Straße 97, www.regus.de/büros/wiesbaden
Noch neuer in Wiesbaden ist der Büroflächen-Riese Regus. Offiziell eröffnet wird der Standort erst am 12. April, Mieter der ersten Stunde sind kleinere und mittlere Unternehmen aus dem IT- und Finanzsektor, Berater, Headhunter und Anwälte. Die Vermittlung von Bürofläche – insgesamt 1.400 Quadratmeter – steht für die Verantwortlichen im Fokus, aber auch Co-Working, also die Vermietung einzelner Schreibtische, gewinne an Bedeutung und werde gut angenommen. Wer sich bei Regus einbucht, bekommt Mobiliar, WLAN, Telefon, Empfangspersonal und Postdienst. Bei Bedarf können Raum und Equipment erweitert werden. Die Kosten beginnen bei knapp 8 Euro pro Person und Tag und variieren je nach Büro und Vertragslaufzeit.
Fazit: Der internationale Filialist unter den Office Centern – mit 3.000 Standorten in über 100 Ländern. Etwas kleiner aber ähnlich aufgestellt ist das ecos office center – mit 70 Standorten in fünf Ländern, davon einer im Delta-Haus, Gustav-Stresemann-Ring 1, www.ecos-office.com/de/wiesbaden
schoen:mueller, Klingholzstraße 14, www.schoenmueller.com
Das genaue Gegenteil der großen Office Center ist das Coworking-Angebot von schoen:mueller ( Foto oben). Die Kommunikationsagentur ist im März in den Rollkontor direkt am Hauptbahnhof umgezogen und hat dort in außergewöhnlichem Ambiente mit Loftcharakter nun Platz für acht Coworker. Ihre Schreibtische befinden sich auf einer Art Sonnendeck – offizielle Eröffnung ist am 27. April -, getrennt von den Agenturteams, aber doch integriert. Ansprechen möchte schoen:mueller Freelancer aus agenturnahen Gewerken. Es geht also nicht nur um die Bereitstellung von Raum und Infrastruktur – die Differenzierung zu anderen Co-Working Plätzen in Wiesbaden liegt laut Strategiegeschäftsführer Peter Kenter im Co-Learning und Co-Earning, also dem Know-how-Austausch und der Möglichkeit, an Projekten der Agentur mitzuarbeiten und Aufträge zu erhalten. Daher sollen auch Dienstleistungen mit der Miete verrechnet werden können. Das Ziel: Den Kreativstandort stärken und dem Nachwuchs Lust auf Wiesbaden zu machen.
Fazit: Co-Working, Co-Learning und Co-Earning für die Kommunikationsbranche.
heimathafen, Karlstraße 22, www.heimathafen-wiesbaden.de
Das im Retro-Stil eingerichtete Café und die festen sowie flexiblen Arbeitsplätze sind seit 2012 Anlaufstelle für Wiesbadens Freelancer. Anfangs eher aus der Kreativwirtschaft, zunehmend aber auch aus anderen Branchen. Einbuchen kann man sich tage- oder monatsweise für 15 bzw. 150 Euro inkl. WLAN, Technik, Prototyping Wall und Rabatt im Café. Neben den Coworking-Plätzen gibt es Meetingräume und ein Innovationslab, das Firmen und Gruppen individuell mieten können. Den Machern ist es dabei wichtig, nicht nur Platz zum Arbeiten zu schaffen, sondern vor allem zum Austausch und zur Inspiration. Unter anderem mithilfe ihrer Veranstaltungen wie dem Gründerfrühstück. Für ihr Konzept haben sie jetzt große Pläne: Sie wollen umziehen ins Alte Gericht und dort auf 1700 Quadratmetern ein Gründerzentrum mit Mentorenprogramm, Zukunftslabor, Social Innovation Lab, Veranstaltungsflächen für Kunst und Kultur sowie Café aufbauen. Die Stadt hat bereits zugestimmt und eine Förderung in Aussicht gestellt. Aktuell wird konkret über die Nutzung verhandelt. To be continued… (Den neuesten Stand der Dinge verkündeten, erläuterten und diskutierten die Macher beim „Donnerstalk – In eigener Sache“ am 5. April – komplett nachzuschauen hier auf Vimeo. Mehr zum Thema auch in der Titelgeschichte des Mai-sensor.)
Fazit: Coworking im Berlin Style mit charmantem Café und individuellen Büros – und mit visionärer Zukunftsperspektive.