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So wohnt Wiesbaden: Über kurz oder lang – Jonas Aquistapace, Schiersteiner Straße

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Von Marc Peschke. Fotos Kai Pelka.

Jonas Acquistapace, Rückennummer 18, ist beim SV Wehen Wiesbaden für die Innenverteidigung zuständig. Tore verhindern, das Spiel dynamisch eröffnen, das soll der große junge Mann mit dem italienischen Nachnamen und jeder Menge Zweitliga-Erfahrung, in dessen Wohnung am Wiesbadener Stadtrand wir zu Gast sind.

Geboren in Hamm, hat er lange in Deutschlands Westen gespielt. Beim Heimatverein, dem Soester SV, bei Preußen Werl, Rot Weiss Ahlen, dem VfL Bochum und zuletzt auf Zypern beim Erstligisten und mehrfachen Meister Omonia Nikosia, mit dem er schon Europa League-Erfahrung sammeln konnte. „Die internationalen Spiele waren etwas sehr besonderes für mich. Eine tolle Erfahrung“, erinnert er sich gerne an die Einsätze.
 Höhen und Tiefen beim neuen Verein

Seit kurzem, seit der Rückrunde der laufenden Saison, ist Jonas beim SV Wehen Wiesbaden verpflichtet. Eine Runde mit Höhen und Tiefen, vielen vergebenen Möglichkeiten, einem freigestellten Trainer und als Abschluss – so wird es wohl enden – einem Platz im öden Mittelfeld der dritten Liga. Weit entfernt von den Ambitionen, die der Verein immer wieder offensiv formuliert.

Wie lebt es sich als Fußballspieler? Mit einem Beruf, in dem das ständige Wechseln der Vereine Profi-Routine ist. Bis 2016 hat Jonas einen Vertrag in Wiesbaden, dann kann die Reise schon wieder in eine ganz andere Stadt, vielleicht sogar in ein anderes Land führen. Doch das sieht man seiner Wohnung nicht an. Hier wirkt nichts provisorisch – hier sieht es nicht nach einem Übergangsdomizil aus.

Wir sitzen auf der großen, eigentlich riesigen Terrasse mit Weitblick auf die andere Rheinseite. Die Frühsommersonne brennt. Mit dabei ist Jonas‘ Freundin Kira. Ein sympathisches Paar. Die beiden kennen sich schon lange. Kira studiert in Essen, doch sie leben zusammen in Wiesbaden. In die Stadt haben sie sich gleich verliebt, erzählen die beiden, sie mögen den Rhein und die schönen Cafés – doch ihr Zuhause ist eigentlich ganz untypisch für die Kurstadt mit ihren Gründerzeithäusern: kein Altbau, kein Stuck, keine hohen Decken, keine Flügeltüren, sondern eine moderne Dreizimmerwohnung in einem frischen Neubau.

Mannschaftskollegen kommen zum Grillen

Feine Ausstattung, lichtdurchflutet, luftig, ziemlich gehoben, doch gleichzeitig schlicht. Im Zentrum des großen Wohnraums steht die Kochinsel. Draußen wird mit Freunden, oft mit Mannschaftskollegen gegrillt, drinnen zu zweit gekocht. Am liebsten aber sind Jonas und Kira draußen, liegen in der Hängematte und genießen die Aussicht.

„Die ersten Wiesbadener Wochen habe ich in einem Hotel in Taunusstein-Neuhof gelebt. Tür an Tür mit meinem Mitspieler David Blacha“, berichtet Jonas Acquistapace. Doch bald fand er seine Wohnung in der Stadt, wie er erzählt. Ein bisschen überrascht über die hohen Mieten in Wiesbaden war er schon. „Im Ruhrpott gibt es andere Preise“, sagt der ehemalige Student der Sportwissenschaften, der sein Studium für seine Profi-Karriere abgebrochen hat. 25 Jahre ist Jonas jetzt. Er hat noch einige Jahre im Fußball-Geschäft vor sich, das doch alles andere als planbar ist.

Auch heute freut er sich auf einige Mitspieler, die später zum Grillen kommen wollen. Auf der großen Terrasse mit Weitblick auf die Mainzer Seite, wo der SVWW am Tag zuvor bei der zweiten Mannschaft der Nullfünfer zu Gast war. Ein spannendes Spiel unter dem neuen Trainer Christian Hock, doch mit einem 1:1 gegen den Abstiegskandidaten Mainz II ein etwas unbefriedigendes Ergebnis.

Ein bisschen wie im Ruhrpott

Doch Jonas Aquistapace ist zufrieden beim SVWW, lobt die Struktur und Möglichkeiten des Vereins und mag auch die Region: „Die vielen eng beieinander liegenden Städte hier, die ganz verschieden sind, das erinnert mich an das Ruhrgebiet.“ Natürlich sieht er die Schwierigkeiten des Vereins, die weniger gewordenen Zuschauer. Aber wer weiß? Vielleicht steigt der SVWW im nächsten Jahr ja wirklich auf, wie es Präsident Markus Hankammer verkündet hat: „Wir wollen und wir müssen in der kommenden Saison in der Lage sein, in die Zweite Liga aufzusteigen.“

Mit dem Erfolg kommen die Fans, so ist das im Fußball. Wer weiß: Wunder gibt es im Fußball immer wieder, wie man gerade an der Erfolgsgeschichte der Darmstädter Lilien sieht, die kurz davor sind, in die Erste Bundesliga durchzumarschieren. Ein Wiesbadener Fußballwunder. Das wär’s: Mit Jonas Aquistapace in die Europa League!