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Stadt der gelebten Vielfalt sichtbar machen: „Wir in Wiesbaden“ startet mit „Deine Anne“(Frank)-Ausstellung

Nach intensiven Vorbereitungen freuen sich (von links) Hendrik Harteman, Gabi Reiter, Michael Weinand und Benny Momper auf die heutige Eröffnung der Ausstellung „Deine Anne“ und der Veranstaltungsreihe „Wir in Wiesbaden“.

 Von Selma Unglaube. Fotos Dirk Fellinghauer.

Jedes Jahr lädt der Trägerkreis „WIR in Wiesbaden“ zu einer Veranstaltungsreihe ein, die Wiesbaden zu einer Stadt der gelebten Vielfalt machen soll. Die Jugendinitiative Spiegelbild, der Stadtjugendring und die lokale Koordinierungsstelle „Demokratie leben“ haben 2008 den Trägerkreis „WIR in Wiesbaden“ gegründet. In diesem Jahr soll insbesondere ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden. Rund um die Wanderausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ bieten über dreißig Träger ab heute einladende und einzigartige Veranstaltungen an.

Der Direktor des Anne Frank Zentrum, Berlin,  Patrick Siegele, und die Peer Guides aus Wiesbaden werden bei der heutigen Eröffnungsfeier in die Ausstellung einführen. Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel, Sozial- und Integrationsdezernent Christoph Manjura und der Kulturdezernent Axel Imholz werden die Gäste begrüßen. Eleni Tsaousuidou liest aus dem Tagebuch von Anne Frank. Für den musikalischen Rahmen sorgen Silvia Willecke und Claus Weyrauther.

Ausstellung wandert auch durch Wiesbaden

Große Bildwände  zeugen in der Wanderausstellung von Anne Franks Leben und ihrer Zeit.  Von den ersten Jahren in Frankfurt am Main und der Flucht vor den Nationalsozialisten über die Zeit in Amsterdam – glückliche Kindheit und schwere Zeit im Versteck – bis zu den schrecklichen letzten sieben Monaten in den Lagern Westerbork, Auschwitz und Bergen-Belsen. Viele private Fotos erlauben einen intimen Einblick in das Leben der Familie Frank und ihrer Freunde.  Die persönliche Geschichte Anne Franks und ihrer Familie wird verbunden mit der Geschichte der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, des Antisemitismus und der Shoah. Neben der Perspektive der Verfolgten und ihrer Helfer*innen wird die Perspektive von Mitläufer*innen und Täter*innen dargestellt.  Der dritte Teil der Ausstellung ist der Gedankenraum, der sich der langen Zeit im Versteck widmet. Audiozitate würdigen Anne Frank als Tagebuchschreiberin und Chronistin ihrer Zeit.   Bis zum 6. Juni ist die Ausstellung im Rathaus zu sehen. Sie wird vom 9. bis zum 27. Juni im sonst nicht zugänglichen Palast Hotel am Kranzplatz ein zweites Mal präsentiert.

Vielfältiges Rahmenprogramm

Die ganz unterschiedlichen Veranstaltungen im Rahmen der bis zum 28. Juni laufenden Reihe geben die Chance, an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Formen über Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung sowie die Bedeutung von Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie nachzudenken. Vor allem junge Menschen sollen auf eine angemessene Art angesprochen werden. Es gibt ein spezielles Angebot für Schulklassen, die durch sogenannte Peer Guides durch die Ausstellung begleitet werden.

Ein paar Beispiele aus dem Programm:

Ab 15. Mai, Projekt „True Stories – Let´s talk about it“: Menschen unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichsten Lebensgeschichten, Erfahrungen und Erlebnissen erzählen, was sie mit den Stichwörtern Identität, Diskriminierung, Flucht, Rassismus verbinden. Aus diesen „Statements“ sind Zusammenschnitte entstanden, die an verschiedenen Orten in Wiesbaden in bunten Boxen angehört werden können. Standorte werden  unter www.casa-wiesbaden.de bekanntgegeben.

16. Mai, „Triumph des guten Willens“ im Murnau-Filmhtheater. Der Film „Triumph des guten Willens“ setzt sich filmisch mit den Texten des Publizisten Eike Geisel (1945–1997) auseinander. Im Zentrum stehen Geisels Kritiken an der deutschen Erinnerungspolitik und seine These über die „Wiedergutwerdung der Deutschen“. 

22. Mai, 17 Uhr, Vortrag an der Hochschule RheinMain. „Der politische Umgang mit Rechtsextremismus in Deutschland „. Esther Dischereit gilt vielen als die vielleicht bedeutendste jüdische Schriftstellerin der sog. zweiten Generation nach der Shoah in Deutschland. Im Rahmen des Vortrags wird die bekannte Autorin über den Umgang des Staates mit rechter Gewalt sprechen.

Am 25. Mai von 11 bis 15.30 Uhr, Workshop „Offener Love-Speech-Workshop – Hass im Netz etwas entgegensetzen“  im Jungbrunnen – Haus der Jugendorganisationen, Saalgasse 11. Wenn Zeitungsartikel in sozialen Netzwerken geteilt werden, die beispielsweise von geflüchteten Menschen handeln, explodiert die Kommentarspalte. Dabei gehen die Kommentare kaum auf die eigentliche Meldung. Die Meldung dient nur als Deckmantel für menschenfeindliche Argumentationen. In den Kommentarspalten und in sozialen Netzwerken ist der sogenannte Hate Speech allgegenwärtig. Der Love-Speech-Workshop ist ein interaktives Angebot, um dem entgegenzuwirken. Anmeldung bis zum 20. Mai unter verena.delto@spiegelbild.de.

25. Mai, 19.30 Uhr, Theaterstück „Anne Frank“ im Theater im Pariser Hof. Bühnenfassung der Burgfestspiele Bad Vilbel von Ulrich Cyran unter Berücksichtigung der Buchausgabe von Otto H. Frank, aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler„Erinnern ist Handeln.“ (Esther Bejarano). Die Schauspielerin Marlene-Sophie Haagen und der Musiker Vassily Dück begeben sich mit „Das Tagebuch der Anne Frank“ auf Annes Spuren und erzählen von deren Ängsten, Sorgen und Wünschen.