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Stadt verbietet Löwennummer im Wiesbadener Weihnachtscircus – Gastspiel startet am 21. Dezember

„Hessens beliebtester Weihnachtscircus steht wieder einmal mit einem internationalen Spitzen-Programm in den Startlöchern – die weihnachtliche Circus-Gala auf höchstem Niveau!“ kündigt der „Wiesbadener Weihnachtscircus“ sein diesjähriges Jubiläums-Gastspiel vom 21. Dezember bis 7. Januar auf dem Festplatz Gibber Kerb an. Kurz vor der Premiere des 10. Programms in Wiesbaden wurde nun allerdings eine Tiernummer von der Stadt Wiesbaden untersagt.

Die Löwen-Show wird aufgrund fehlender Tierschutzgenehmigung nicht gezeigt werden, teilt die Stadt Wiesbaden heute mit: „Das Wiesbadener Veterinäramt musste, nach ausgiebiger Prüfung und mehreren Vor-Ort-Terminen, der Löwenshow auf dem Wiesbadener Weihnachtszirkus eine Absage erteilen.“

Die verantwortlichen Beschäftigten beim Veterinäramt hätten bei ihren Kontrollen eklatante Mängel im Hinblick auf tierschutz- und tierseuchenrechtliche Anforderungen festgestellt, die dazu geführt hätten, dass die beantragte Erlaubnis für den Auftritt der Löwen-Show nicht habe erteilt werden können, erklärte Tierschutzdezernentin Milena Löbcke (Die Linke).

Dazu gehöre unter anderem, dass der Dompteur dem Veterinäramt keine ausreichende Qualifikation im Umgang mit den Tieren vorweisen konnte und die Tiere vor Ort, entgegen vorheriger Angaben, nicht entsprechend tierschutzrechtlicher Vorgaben untergebracht worden seien. Da der Dompteur die Haltungsanforderungen nicht erfülle, könne die Genehmigung zum Auftritt der Löwen nicht erteilt werden. Löbcke betonte: „Zum Schutz der Tiere musste entsprechend gehandelt werden.“ Diese Entscheidung wurde laut Mitteilung der Stadt vom Veranstalter des Weihnachtszirkus mitgetragen.

Im Vorfeld gab es schon einige Diskussionen rund um die Tierdressuren im Zirkus insgesamt und speziell um die Löwenshow.

„Wildtiere gehören nicht in einen Zirkus! Sie sollten nicht als Unterhaltung dienen. Vielen Besucher*innen und Zirkusbetreibenden ist das schon lange bewusst, deshalb stellen auch viele ihr Programm bereits auf menschliche Artisten um. Umso ärgerlicher finde ich es, dass in Wiesbaden noch immer Platz ist für einen Zirkus mit Löwen,“ hatte der Fraktionsvorsitzende der Linken im Wiesbadener Rathaus, Ingo von Seemen, kritisiert: „Im Werbetext des Zirkus dann noch davon zu sprechen, dass die Löwen ‚die Herzen der Wiesbadener Tierfreunde höherschlagen [lässt]‘ ist doch zynisch“ so von Seemen, der meinte: „„Dressur und Haltung der Löwen gleichen einer Folter. Tierfreunde besuchen diesen Zirkus daher sicher nicht.“

Die Stadtfraktion Die Linke setzt sich schon seit 2017 für ein Wildtierverbot in Zirkussen ein. „Die Stadt Wiesbaden sollte es den vielen Städten in Deutschland gleichtun und ein Verbot umsetzen oder wenigstens Einschränkungen vornehmen“, hieß es in der Mitteilung. Das „Aktionsbündnis Tiere gehören zum Zirkus“ hatte in einem ausführlichen „offenen Brief“, der am 17. Dezember versandt wurde, die Tierdressuren als Bestandteil des Zirkusprogramms verteidigt.

Auch die Tierschutzorganisation Peta hatte sich zu Wort gemeldet. „Neben Pferden, Hunden und Kamelen sollen in diesem Jahr auch 14 Löwen vorgeführt und zu artwidrigen Tricks gezwungen werden. Dafür hat der Zirkus den tschechischen Löwendompteur Hynek Navrátil jr. engagiert“, heißt es in einer Peta-Pressemitteilung Einer Pressemitteilung der slowakischen Polizei sei dieser im Juni wegen des illegalen Besitzes von 14 Löwen angeklagt. Seit 2019 bestehe in der Slowakei ein Auftrittsverbot mit Wildtieren. „Wiesbaden stellt sich ein Armutszeugnis aus, solche Tierquälerei noch immer zu unterstützen. Die Dressur von Großkatzen für Zirkusauftritte ist gewaltsam, und die Lebensbedingungen der Tiere sind katastrophal“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. Zumindest bezüglich der Löwennummer ist die Stadt Wiesbaden nun der PETA-Forderung nachgekommen.

Genügend Programm bleibt nach Stand der Dinge für Zirkusfans auch ohne Löwen: „Neben vielen weiteren Artistischen Höhepunkten runden Dressuren mit edlen Pferden, Hunden und Kamelen die weihnachtliche Circus-Gala ab“, heißt es in der Ankündigung. Als besonderes Highlight wird der französische Clown Tomito für das Jubiläums-Gastspiel angekündigt. (dif/Foto Wiesbadener Weihnachtscircus)