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Super Späti-Sache: Eine Tüte Iggy Pop Sixpack, bitte! Mitten in der City eröffnet Kiosk komplett aus Pappmaché

Von Max Blosche.

Über die Zukunft der Innenstadt zerbrechen sich seit geraumer Zeit Verantwortliche auf allen Ebenen ihre Köpfe. Nun eröffnet in Wiesbaden ausgerechnet an einem Ort, der mit dem Ziel der Belebung der Innenstadt realisiert wurde, ein Kiosk, in dem es kein Sixpack, keine Kippen, keine Chips zu kaufen gibt. Oder vielleicht doch? Ist das Kunst? Oder zeigt das den Weg?

Ja, es ist Kunst, was eine Oktoberwoche lang in der Kleinen Schwalbacher Straße mitten in der Fußgängerzone im „Silky Späti“ verkauft wird. Und zwar in Form handgefertigter Pappmaché-Objekte, die an die oben genannten und andere typische tatsächliche Kioskprodukte angelehnt sind, sie gewissermaßen persiflieren. Und einen Weg zu einer Zukunft der Innenstadt könnte das Projekt weisen. Ohne Kunst und Kultur nämlich, auf diesen Trichter sind die meisten derer, die sich die Köpfe zerbrechen, längst gekommen, geht in Innenstädten künftig gar nichts.

„Never Mind The Gallery – Here comes the Silky Späti“ heißt die verrückte, coole, spaßige wie tiefsinnige und wahrlich großstädtische Sache, die nach Berlin und Frankfurt nun auch unserer Landeshauptstadt beschert wird. Zu verdanken hat Wiesbaden dieses geniale Kunstereignis Petra Bermes, sie hat die Berliner Künstlerin Silke Thoss mit ihrer kolossalen Gesamtinstallation in ihre Galerie Neongolden gelockt. Diese betreibt sie im Rahmen des dort angesiedelten WiCoPop*-Projektes zur Belebung der Innenstadt.

Bitte zugreifen – für 20 bis 500 Euro

In ihrer Installation beleuchtet Silky das Phänomen Spätkauf – oder auch Kiosk, Büdchen, Wasserhäuschen – mit hunderten von selbstgestalteten Produkten, Schildern, Aufbauten und Objekten. Die Präsentationsform liegt auf der Hand: die Galerie wird selbst zum überdimensionierten Späti, zum Einkaufsspot und zum sozialen Raum. Alle Produkte können direkt aus den Regalen rausgekauft werden, mit Preisen etwas teurer als in einem Kiosk üblich, aber deutlich günstiger als manch andere Kunst: 20 bis 500 Euro sollen über den Tresen gehen für Artikel wie „Iggy Pop Sixpack“, „Jesus Cheese Balls“ und „Freudscher Verbrecher“, für „Feminist“, „Machos“, „Queerio“ oder „Psycho Flips“ und „Freedom to Go“.

In der Oranienstraße in Berlin  2020/21 und in der Frankfurter Fahrgasse 2022 sorgte Silky, die so wie in der Kunstszene auch in der Musikszene kein unbeschriebenes Blatt ist, mit ihrem Späti für mächtig Aufsehen. Und jetzt bist du dran, Wiesbaden!

Der „Silky Späti“ hat vom 7. bis 14. Oktober dienstags bis samstags von 13 bis 19 Uhr in der Galerie Neongolden, Kleine Schwalbacher Straße 3-5, geöffnet. Die Vernissage ist am Samstag, 7. Oktober, von 13 bis 20 Uhr. www.wicopop.de