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Trauer um Grabi: Biebricher Eintracht Frankfurt-Legende Jürgen Grabowski mit 77 gestorben

Legenden unter sich. Jürgen Grabowski mit Bernd Nickel. der im vergangenen Oktober verstarb.

„Die Eintracht-Familie und ganz Fußballdeutschland trauern um Jürgen Grabowski, der gestern Abend im Alter von 77 Jahren verstorben ist“, meldet Eintracht Frankfurt heute auf der Homepage des Bundesliga-Clubs. Der Fußball-Weltmeister von 1974 war Wiesbadener, genauer gesagt „Biebricher Bub“.

Der am 7.7.1944 in Wiesbaden geborene Grabowski, der seit vielen Jahren in Taunusstein lebte, trat im Alter von acht Jahren trat in seinen Heimatverein SV Biebrich 1919 ein, ist auf Wikipedia zu lesen: „Mit 16 Jahren wechselte er zum Nachbarverein FV Biebrich 1902, da sein vorheriger Verein keine Mannschaft mehr stellen konnte. Mit der Biebricher A-Jugend gelangen ihm erste Erfolge, unter anderem die Vize-Hessenmeisterschaft.

1965 wechselte Grabowski in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt“ – und blieb dem Verein – heute kaum denkbar im Profi-Geschäft – seine komplette aktive Laufbahn über bis 1980 treu. Insgesamt hatte er für die Eintracht 555 Pflichtspiele absolviert und 151 Tore geschossen.

Bescheidener Fußball-Star

Seinen 70. feierte Jürgen Grabowski „in aller Bescheidenheit ganz groß“, wie das sensor-Porträt zum runden Geburtstag der Fußball-Legende überschrieben war. Sein letztes und zugleich größtes Länderspiel war dann auch das WM-Finale in München – am 7.7.1974, Grabowskis 30. Geburtstag. Im Gespräch mit sensor erinnerte er sich: „Als Zehnjähriger habe ich in Biebrich mit einigen anderen vor dem Schaufenster eines Radio- und Fernsehladens gestanden und das WM-Finale in Bern geguckt. Da dachte ich: Mensch, wenn du so was mal erreichen könntest! Und wenn man es dann 20 Jahre später tatsächlich erreicht und das auch noch am eigenen Geburtstag, das ist unbeschreiblich. Nach dem Abpfiff in München dachte ich: Die Welt gehört dir!“ 1980, nach WM- und EM-Titel, zwei DFB-Pokalsiegen und UEFA-Cup-Gewinn, beendete er die Fußballerkarriere und betrieb zusammen mit seiner Frau Helga von Taunusstein aus eine Versicherungsagentur.

„Der vollkommenste Eintracht-Spieler“

„Dass Jürgen Grabowski verstorben ist, ist für uns alle unbegreiflich“, zeigte sich Vereinspräsident Peter Fischer heute tief betroffen. Vorstandssprecher Axel Hellmann trauert ebenso um den Ehrenspielführer. „In seiner aktiven Zeit war Jürgen Grabowski vielleicht der vollkommenste Spieler, der für die Eintracht gespielt hat. Seine Aura wirkt bis in die Gegenwart. Grabi, der so gerne bei den Spielen unserer Eintracht dabei war, war generationsübergreifend identitätsstiftend für den Verein.“

In den vergangenen Jahren war Jürgen Grabowski, der das Golfspiel liebte, für Autos schwärmte und noch lange Jahre in Traditionsmannschaften kickte und seine Versicherungsagentur betrieb, gesundheitlich angeschlagen. Regelmäßig musste er zur Dialyse. Die Reisen ins Stadion fielen ihm schwer, aber im Herbst 2021 war er wieder zu einigen Spielen vor Ort. „Voller Dankbarkeit und Respekt verneigt sich Eintracht Frankfurt vor einem der größten, die dieses Spiel je gespielt haben.“ Und mit der Eintracht sicher unzählige Fans, die Grabi nicht vergessen werden. (Dirk Fellinghauer/Fotos Eintracht Frankfurt Museum)

Grabi als „Gitarrist“ im YouTube-Video

Eintracht Frankfurt-Fans dichteten einst ein Lied, das heute zu jedem Spiel im Stadion gesungen wird: „Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehen, mit dem Jürgen, mit dem Jürgen, sie spielte so gut und sie spielte so schön, mit dem Jürgen Grabowski“. Die Einleitung des Lieds „Schwarz und weiß wie Schnee“ wurde zu einer Liebeserklärung an Grabi, der dem Eintracht-Spiel der 1970er Jahre den Stempel aufdrückte wie kein Zweiter. Als 1999 der 100. Geburtstag der Eintracht gefeiert wurde, vertonte die Frankfurter Trash-Metal-Band Tankard den Fansong „Schwarz und Weiß wie Schnee“. Die Hymne wurde fortan im Rahmenprogramm unmittelbar vor Spielbeginn gesungen. In einem Interview hat Grabi einmal zugegeben, dass er da immer eine Gänsehaut bekam. „Natürlich macht mich das stolz, wenn das ganze Stadion das Lied singt“. Als die Eintracht 2017 das DFB-Pokalfinale erreichte, war Jürgen Grabowski im Innenraum und sah aus nächster Nähe, wie Tankard mit 30.000 Fans die Eintracht-Hymne „Schwarz und weiß wie Schnee“ schmetterte. Im Nachgang nahm er mit der Band im Museum ein Video auf, dass sich um Grabi und den DFB-Pokal drehte: