Die Nachricht von der Absage der „Lore im Garten“-Festivals auf Schloss Freudenberg schlägt Wellen – und stößt auf viel Unmut und Unverständnis. Nun hat der Leiter des Umweltamtes, das die Genehmigung der Freiluft-Veranstaltungen verweigert hat, gegenüber sensor Stellung genommen.
„Wir wollen keine Spielverderber sein und betreiben keine Verhinderungskultur“, beteuert Dr. Klaus Friedrich, der das Umweltamt seit Mai 2020 leitet, im Gespräch mit sensor. Sein Amt müsse sich aber bei der Genehmigung von Veranstaltungen an bestehende Gesetze halten.
Konkrete Gründe für die Nicht-Genehmigung von „Lore im Garten“ seien, dass das Festivalgelände ein Landschaftsschutzgebiet sei und dass die geplanten Veranstaltungstermine, insbesondere jene im Juni und Juli, in der Brutzeit lägen, die ab März bis in den Herbst hinein dauere. Die Dimension der Veranstaltung – die Veranstalter planen ein „sanftes“ Festival und rechnen mit ein paar Hundert und nicht etwa mit Tausenden Besucher:innen – spielt für ihn dabei keine Rolle. Auch sei ein genaueres Prüfen des Geländes, wo Eingriffe vertretbar seien und wo nicht, keine realistische Option: „Das würde eine wochenlange Kartierung erfordern, das ist nicht leistbar“.
Bereit zum Dialog
Bei dem angepeilten dritten „Lore im Garten“-Termin am 24. September sehe es in Sachen Brutzeit „schon besser“ aus, macht der Umweltamt-Chef Hoffnung, dass wenigstens einer der drei Termine, mit entsprechenden Auflagen, realisiert werden kann. Sicher ist dies allerdings noch nicht. Wohl aber wolle man auch seitens des Umweltamtes im Dialog mit dem Schloss Freudenberg-Team nach Lösungen suchen, versichert Friedrich. Sein Amt sei „in einem ganz normalen Dialogprozess“ immer bemüht, Kompromisse zu finden: „Wir versuchen immer, mit Veranstaltenden in Kontakt zu bleiben, um zu schauen, was geht und was nicht.“
Ihm selbst sei daran gelegen, Kultur zu ermöglichen. Wie sich das in Einklang mit der Natur und Schutzgütern bringen lasse, müsse jedoch in jedem Fall immer wieder nach gesetzlichen Grundlagen bewertet und abgewogen werden. „Die Natur ist da nicht immer der Gewinner“, lautet die Einschätzung des Amtsleiters. Im sensor-Gespräch merkt er an, dass in der Vergangenheit manches geduldet wurde, was auch mit handelnden Personen – und Wechseln von Verantwortlichkeiten – auf beiden Seiten zu tun habe: „Da fehlt dann oft auch Wissen über bestehende Regeln und Vereinbarungen, da muss man oft wieder bei Null anfangen.“
Unterscheidung zwischen „innen“ und „außen“
„Hauptsache Pfingstturnier, Weinwoche & Wilhelmstraßenfest!! Wiesbaden sagt demnächst rigoros alles ab, wo man nicht mit ’nem Weinchen in der Hand rumstehen und Businesskontakte knüpfen kann“, lautet ein Kommentar zum sensor-Instagram-Post zur „Lore im Garten“-Absage. Angesprochen auf offenbar unbeanstandet durchgeführte Großveranstaltungen in Wiesbaden verweist Klaus Friedrich auch auf die Unterscheidung zwischen Innen(stadt)bereiche und Außenbereiche sowie den lokalen Charakter von Veranstaltungen versus auswärtige Events. Wenn die lokale Bevölkerung ein Ereignis wolle, seien die Maßstäbe in Sachen Lärmbelastung nicht so streng. Relevant für die Beurteilung von beantragten Veranstaltungen seien für sein Amt in erster Linie die Freizeitlärmrichtlinie, die Landschaftsschutzbestimmungen und das Bundesnaturschutzgesetz.
Weitere anstehende Freiluft-Veranstaltungen in Wiesbaden, die das Umweltamt zu genehmigen habe, stehen laut Friedrich nach Stand der Dinge nicht zur Disposition.
(Dirk Fellinghauer)
Um was geht´s?
sensor-Bericht über „Lore im Garten“ 2020: Lore im Garten – was für ein Festival auf dem Berg!
sensor-Fotoalbum von „Lore im Garten“ 2020: hier!
Spießbaden halt und leider wie immer. Selbst wenn man sich ernsthaft bemüht Umweltschutz, Tierschutz, Lärmschutz, Brandschutz etc unter einen Hut zu bringen können die einfach nur dazwischen scheißen. Ich bleibe erst mal beim Soundsystem auf Fahrradanhänger ohne große Anmeldung, mache meine Cleanupaktionen und schleppe auch Feuerlöscher zu Grillplätzen wo die Stadt auf Brandschutz scheißt während anderen alles verboten wird. Generell ist die große PA mit >10000 Watt halt eher was für geeignete Hallen, während man draußen besser klein, dezentral mit einem Heimkinosattelitenlautsprechersystem zur Gartenparty feiert ohne auf Kilometer beschwerden zu produzieren. Pauschal habe ich flächendeckend inzwischen weder für Behörden noch für Veranstalter Verständnis. Konstruktiv geht ganz anders …und steht ungenutzt im Lager herum wie zb meine Körperschalltanzfläche bei der ich schon vor über 6 Jahren Bass-Shaker unter eine Tanzfläche montiert habe so das man den bass bei der Kopfhörerdisco auch schön kräftig unter den Füßen spürt. Wer sich ernsthaft für sowas interessiert kann mich bei Facebook kontaktieren, inzwischen mache ich Veranstaltungstechnik jedoch eher als Hobby und kümmere mich um meinen eigenen Garten.
Komisch, dass zur Pferdenacht im Natur-und Landschaftspark Schlosspark Biebrich sogar ein ausgiebiges Feuerwerk möglich war… da greift also das Stichwort „Brutzeit“ nicht, ebenso im Storchenparadies Schierstein, wo demnächst das Hafenfest mit viel Tamtam gefeiert wird. Es findet sich immer ein Paragraf, wenn man etwas partout nicht möchte. Siehe auch Konzert-Reihe im Britta-Stadion… Ah, stimmt, wurde (nur für Fußballzwecke, nicht für jedermann) fűr ein paar Millionen Euro erweitert… manoman, Wiesbaden steht sich wieder mal selbst im Wege. Echt schade!
Sehr richtig! Diese Stadt übertrifft sich immer wieder selbst mit bigotten Widersprüchlickkeiten der „Stößchen“ – und Profitgeier-Abteilung. (Auch etwa, wenn Stadtfeste teils zu absurden Auto-Ausstellungen mutieren.) Wer wundert sich noch über das entsprechende Stadt-Image…?!
Arterhaltung und Schutz versus zwei Tage Fun für die Spaßgesellschaft.
DANKE Umweltamt, dass sie Verantwortung übernommen haben!
Herr Dr. Klaus Friedrich: Dank Amtsträger wie Ihnen trägt sich diese Stadt selbst zu Grabe und wird immer mehr zu Geisterstadt. Es ist ein Skandal und ich glaube Ihnen kein Wort. Aber ich wünsche Ihnen viel Spaß auf dem Wilhelmstraßenfest! Was will Wiesbaden sein? Irgendwas zwischen Wilhelm- und Wellritzstraße, vermute ich.. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen mal dieser Frage stellen.
Gute Nacht Wiesbaden
Endlich mal ein klares Nein vom Umweltamt für den Schlosspark Freudenberg.
In den letzten Jahren wurde bei Veranstaltungen ,mit dröhneder und basswummernder Musik
auf die Anwohnern in unmittelbarer Nähe am Ortsrand von Frauenstein bis weit nach 22.00 Uhr
keine Rücksicht genommen.
Wir mussten bei geschlossenen Fenstern trotz der warmen Jahreszeit schlafen.
Ein Anruf gegen 24.00 Uhr beim Ordnungsamt hat keine wesentliche Besserung ergeben.
Feierlichkeiten sollten in Zukunft zu Zeiten mit der Lärmschutzverodnung abgestimmt werden.