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Wer Wirt wird, kann auch Kunstsammler werden: Museum Wiesbaden ehrt Frank Brabant mit Ausstellung

„Er arbeitete als Angestellter in einer Versicherung, gründete und betrieb später die Diskothek Big Apple und war mit dieser und weiteren Diskotheken wirtschaftlich sehr erfolgreich“, schreibt Wikipedia über den gerade 80 Jahre jung gewordenen Wiesbadener Frank Brabant, der unter anderem das legendäre „Pussycat“ betrieb. Dass er es zu einem Wikipedia-Eintrag gebracht hat, verdankt er allerdings weniger seiner Tätigkeit als Wirt berühmt-berüchtigter Bars und Clubs denn einem ganz anderen Schaffen: Frank Brabant ist auch Kunstsammler, und zwar ein sehr bedeutender. Das Museum Wiesbaden eröffnet heute um 19 Uhr die Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky – Die Sammlung Frank Brabant“, die vom 13. April bis 30. September 2018 zu sehen sein wird. 600 Werke umfassend, zählt die Sammlung Brabant zu den großen privaten Kunstsammlungen der Klassischen Moderne in Deutschland.

Die Sammlung Brabant zeichnet sich nicht nur durch ihre hohe Qualität aus: Ihre besondere Bedeutung liegt in der Vielfalt, die das Kunst- und Kultur-geschehen sowie die politischen und sozialen Verwerfungen, Ängste, Hoffnungen und Utopien der Menschen zwischen den beiden großen Welt-kriegen des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. 2017 verfügte Frank Brabant, dass seine Sammlung nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden solle. Dazu überlässt er die dem Museum Wiesbaden und dem Staatlichen Museum Schwerin in einer Stiftung.

Der 1938 in Schwerin geborene Kunstsammler Frank Brabant – hier porträtiert von Eberhard Dietzsch – machte Wiesbaden vor knapp 60 Jahren zu seiner Wahlheimat. Seine Sammlertätigkeit begann 1964 mit dem Kauf eines Holzschnitts von Max Pechstein – heute versammeln sich in der reichhaltigen Kollektion, die auch seine Privatwohnung bis in fast alle Ecken und Winkel hinein, inklusive Badezimmer, ausfühllt, neben großen Namen wie Otto Dix, Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky vor allem auch viele Künstlerinnen, darunter Käthe Kollwitz, Jeanne Mammen oder Hanna Höch, deren Arbeiten erst vor kurzem im kunstgeschichtlichen Diskurs wiederentdeckt wurden.

Die Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ stellt nun anhand von 138 Werken neben namhaften künstlerischen Positionen des Expressionismus, des Magischen Realismus und der Neuen Sachlichkeit insbesondere das breite Spektrum der Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor. Mit einm Filmraum, indem ein ausführliches Interview mit Frank Brabant zu sehen ist und spannende Einblicke in die Wohnung des Sammlers gegeben werden, sowie neun thematisch gegliederten Räumen, gibt die Ausstellung Einblicke in Brabants Sammlertätigkeit und die Kunstströmungen vom Expressionismus bis hin zur Neuen Sachlichkeit. Eigens für die Ausstellung hat der Sammler Mobiliar aus seiner Wiesbadener Wohnung zur Verfügung gestellt. (dif/Fotos Dirk Fellinghauer)

Zur Ausstellung ist der 304-seitige Katalog „Von Beckmann bis Jawlenksy. Die Sammlung Frank Brabant in Schwerin und Wiesbaden“ beim Michael Imhof Verlag erschienen. Mit Beiträgen von Gerhard Graulich, Katharina Uhl, Roman Zieglgänsberger, u.a. ISBN: 978-3-7319-0557-8, Preis 29,90  Euro (Museumskasse)

www.museum-wiesbaden.de