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Widerstand wirkt auch im Kleinen: „Die Macht der Entscheidung“-Film und Gespräch in der Bergkirche

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Erinnern an die Opfer“ rund um den 27. Januar als nationaler und internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus findet in der Bergkirche – sowohl Drehort als auch Schauplatz des dargestellten Geschehens – am Sonntag, 29. Januar, 11.30 Uhr, die Vorführung des besonderen Kurzfilms „Die Macht der Entscheidung“ statt.

Anfang der Dreißiger Jahre in Wiesbaden: In der Bergkirche wird ein neuer Pfarrer der Deutsch-Christen eingesetzt, der die widerständige Gemeinde spalten soll. Franz-Ludwig von Bernus, Pfarrer der Bekennenden Kirche, leistet ihm Widerstand. Die junge frisch verliebte Else ist auf der Suche nach Arbeit. Rudi, ihr Freund, hat seine eigene Vorstellung von einer deutschen Frau. Und auch Heinrich, ein Konfirmand, bekommt den Druck durch die politischen Veränderungen zu spüren. Wie werden sie sich entscheiden?

Am 29. Januar wird dieser Film am originalen Schauplatz und Drehort, nämlich in der Bergkirche Wiesbaden, gezeigt. Anschließend gibt es ein Gespräch mit der Produktionsleitung und Drehbuchautorin Barbara Haker und Schauspieler:innen. Und das Publikum bekommt einen Einblick in die Dreharbeiten.

Herzensprojekt mit großer Crew

Theater- und Filmemacher aus Wiesbaden und Umgebung drehten im August 2021 einen Kurzfilm an den originalen Schauplätzen in der Landeshauptstadt Wiesbaden. Aus einer im Lockdown entstandenen Idee entwickelte sich eine große Crew, die dieses Herzensprojekt umgesetzt hat. 14 Schauspieler_innen sind an diesem Projekt beteiligt. Knapp 50 Crew- und Cast-Mitglieder haben dieses Filmprojekt unterstützt.

Die Idee zu diesem Film hatte Barbara Haker, die bereits ein Theaterstück zu diesem Thema geschrieben und inszeniert hatte, und nun als Produktionsleitung diesen Film gedreht hat. Gemeinsam mit dem Filmschauspieler Anton Algrang aus München hat sie für diesen Film das Drehbuch geschrieben. Anton Algrang hat die Regie für dieses Projekt übernommen. Die Premiere fand auf dem exground-Filmfest im November 2022 statt.

Auftrag der letzten noch lebenden Zeitzeugin

Der Film ist deshalb so besonders, da Barbara Haker den Auftrag der letzten noch lebenden Zeitzeugin, der Tochter des Pfarrers von Bernus von der Bergkirche, sehr ernst nimmt und nicht aufhören wird, davon zu erzählen. In der Rolle des Pfarrers von Bernus ist der Schauspieler Christian Klischat zu sehen. In der Rolle der jungen Bettina, der Zeitzeugin Anfang der dreißiger Jahre, spielt die Tochter von Barbara Haker, Jella Klaukien, in ihrem ersten Film.

Der Kurzfilm beleuchtet vielschichtig und differenziert das Engagement der Menschen in und um die Bergkirche und die Bekennende Kirche in Wiesbaden. Er zeigt ihre persönlichen Schicksale vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, dass Widerstand eine Haltung ist und auch in kleiner Form einiges bewirken kann.

Erinnern und ermutigen

Basierend auf Augenzeugenberichten und dem über Jahre zusammengetragenen Recherchematerial des Bergkirchenpfarrers Markus Nett soll dieser Film das Andenken an den Widerstand im Kleinen bewahren: „Er soll nicht nur erinnern, sondern auch ermutigen, aktuell auf rechte Tendenzen und Fremdenhass zu reagieren.“

Glücklich über die gelungene Premiere von „Die Macht der Entscheidung“ im Herbst 2022 beim Exground Filmfest im Caligari Kino: (v.l.)
Barbara Haker (Drehbuchautorin/ Schauspielerin), Anton Algrang (Regisseur) und Christoph Gérard Stein. Foto: Foto: Edda Rössler

„Ich finde den Film sehr berührend“, sagt Schauspieler Christoph Gérard Stein, der im Film  den NS-Pfarrer Borngässer verkörpert und ihn als systemtreuen, dogmatischen Choleriker zeigt. „Kante zeigen“ sei ihm wichtig: „Trotz der Düsternis in dieser Zeit war so viel Hoffnung möglich…Dass sich diese Gemeinde aufgelehnt hat, obwohl das so aussichtslos erschien, das war mutig.“ Er betont: „Das hat viel mit Zivilcourage zu tun, die wir ja auch heute brauchen…Der Film zeigt, dass es gelingen kann, wenn man sich zusammenschließt. Wenn sich diese Kirchengemeinde nicht zusammengetan hätte, um sich gegen den Pfarrer aufzulehnen, wer weiß, was alles noch passiert wäre.“

(sun/Foto: Veranstalter)