Wiesbaden diskutiert -mal wieder und immer weiter – über das künftige Stadtmuseum. Der Investor OFB, dem das Grundstück an der Wilhelmstraße gehört, hat einen Entwurf des Architekten Helmut Jahn vorgelegt, der auf viel Kritik stößt. Seit zehn Jahren liegt auch ein Entwurf „made in Wiesbaden“ vor, der bisher von den Verantwortlichen ignoriert wurde. Zurecht? sensor stellt den Alternativvorschlag vor – und zur Diskussion.
Urheber dieses bereits 2005 vorgelegten Entwurfs ist das Wiesbadener Architektur- und Designbüro „Stilbruch United Designers“, das international tätig ist, zusammen mit dem Architekturbüro Schreiber + Partner.
Die Idee für den Entwurf beschrieben sie wie folgt: „Ein Museum für die Stadt und ihre Bewohner, nationale und internationale Besucher. Ein Museum, das die Kultur, die Geschichte und auch die Zukunft Wiesbadens repräsentiert und offen ist für Sonderausstellungen. Ein Museum, das durch die Verknüpfung verschiedener Funktionen, aber auch durch seine extravagante Bauform einen neuen Anziehungs- und Identifikationspunkt für die Bewohner und Besucher der Stadt bildet“.
Die „Haus in Haus“-Idee beruht auf der Historie des Grundstücks, das erstmals 1842 mit dem klassizistischen Gebäude des Hotels Düringer bebaut wurde. Schräg gegenüberliegend wurde im gleichen Jahr das Gebäude der Taunuseisenbahn fertiggestellt. „Dieser Zeitabschnitt stellt“, so erklären die kreativen Köpfe, „in der städtebaulichen Geschichte Wiesbadens den Beginn des Wachstums der Stadt über die Grenzen des historischen Fünfecks hinaus dar“.
Das Stadtmuseum interpretiert das Thema „Haus im Haus“ neu: „In einen vitrinenartigen gläsernen Baukörper wird eine typologisch formulierte Villa der für Wiesbaden gestaltprägenden, klassizistischen bzw. historistischen Villenbebauung gestellt“. Somit sei diese Villa gleichzeitig Ausstellungsobjekt und ein Raum für Ausstellungen.
Zwischen den beiden Gebäuden bildet sich nach Vorstellung der Designer und Architekten ein Atrium, das für kulturelle und repräsentative Veranstaltungen einen atmosphärisch spannenden Raum – ähnlich des Schlüterhofes im Deutschen Historischen Museum in Berlin – mit einer großen Nutzungsflexibilität schafft. Der Raum biete sowohl für
städtische als auch für wirtschaftliche oder private Anlässe einen besonderen Rahmen.
Darüber hinaus ist auch die Dachfläche der Villa als Veranstaltungsort nutzbar.
„Mit seinem Mix aus kultureller und wirtschaftlicher Nutzung wird das Stadtmuseum auf wirtschaftlich gesunde Beine gestellt und könnte in einer Finanzierungsform als Private-Public-Partnership zu einer Zukunftsinvestition werden“, überlegten die Urheber dieses Entwurfs und Konzept schon 2005. (Dirk Fellinghauer / Foto Stilbruch)
Und jetzt seid ihr gefragt.
Welcher Entwurf gefällt EUCH besser?
Der Helmut-Jahn-Entwurf? Der Stilbruch-Entwurf? Weder noch?
Diskutiert mit. Direkt hier oder per Mail an hallo@sensor-wiesbaden.de
Weder noch! Als Diskussionsgrundlage sicher ok, aber das Konzept hängt einzig an dem überformten und in die Vitrine gestellten Nachbau einer klassizistischen Villa. Abgesehen von funktionalen, statischen und bauphysikalischen Problemen erinnert mich das zu sehr an Disney Land. Sorry.
Sehr richtig
Im letzten Jahr hat doch Stefanos Paikos einen Entwurf für ein Museum als Diplomarbeit im aktiven Museum präsentiert. Vielleicht sollte man den Entwurf mal mitdiskutieren.
Würde man alle Entwürfe die in den letzten 14 Jahren zu dem Thema an der Hochschule entworfen wurden zusammennehmen, könnte man sicherlich die Rhein-Main-Halle damit füllen. Und ich bin mir sicher, dass viele besser sind als die beiden gezeigten hier.
Muss man gleich und immer erst mal gegen alles sein oder darf ich mich auch einmal an dieser Kreativität erfreuen. Passt neben der wirklich passenden Optik und der großzügigen künstlerischen Gestaltung nicht auch die Idee und die gesamte Story einfach genial zu unserem Wiesbaden. Ganz nebenbei: Stellt euch vor, ein Museum, dass sich nicht nur über Zuschüsse und die paar Eintrittsgelder finanziert. Ist es vielleicht nicht doch in vielerlei Hinsicht ein Gesamtkunstwerk, dass da aus Wiesbadener Köpfen entspringt?
Als ´“Auslands-Wiesbadnerin“ interessiert mich immer noch, was in meiner Heimatstadt geschieht. Generell finde ich, dass man nicht einen Architekten aus Chicago bemühen muss, wenn es in der Stadt kreative Köpfe gibt. Der Entwurf „Jahn“ passt gut zu dem hässlichen Garagenbau daneben, er sieht aus wie eine Wellblechhalle und zur Innengestaltung gibt es leider keine Ansichten. Wiesbaden ist nun mal die Stadt der wunderschönen alten Villen und so finde ich gut, wenn hier ein Bogen zwischen der Geschichte der Stadt und dem 21. Jh gezogen wird. Ausserdem sieht man im Entwurf „Stilbruch“, dass das Gebäude verschiedene Nutzungen zulässt, d.h. auch diverse Möglichkeiten Einkommen zu generieren. Es muss ja nicht immer für Alles der Steuerzahler aufkommen. Allein die Tatsache dass die Stadtverordnetenversammlung das Projekt vor mehr als 10 Jahren abgesegnet hat und es danach die ganzen Jahre verschlampt wurde, spricht nicht für die Stadtverwaltung.
Ein Architektenteam aus Wiesbaden ist finanziell sicher nicht so aufwendig, wie ein „Star“ aus Übersee und die Stadt Wiesbaden hat meiner Meinung nach auch die Pflicht, Gelder erst mal in der Region auszugeben, bevor man sie nach USA schickt.
Ich finde den Entwurf „Stilbruch“ SEHR GELUNGEN.
Der Stilbruch Entwurf ist mein ganz klarer Favorit. Nicht nur, weil er leidenschaftlich durchdacht und schön gelungen ist! Mal ganz abgesehen von finanziellen Überlegungen, wo der Stilbruch Plan sicherlich auch eine Menge Ressourcen an Bürgergeldern schont! Das politische Gerangel um Geld und Kompetenz ist ein ganz mieses Thema, darüber steht der interessierten Öffentlichkeit Wiesbadens sowieso das Haar zu Bergen ….. Über Geschmacksfragen zu diskutieren, ist bekanntermaßen auch ziemlich schwierig ! Warum benutzen wir nicht schlicht und einfach den gesunden Menschenverstand? Jahrelang entzündet sich erbitterte Streitigkeit am Projekt Stadtmuseum… Mensch, Leute!!!!!!!
Die Reminiszenz in der Geschichte unseres Städtchens IST so offensichtlich, das es fast schon weh tut! Der Baumeister der Wilhelmstrasse, Herr Zais, dreht sich im Grab rum, sollte Herr Jahn da zum Zug kommen!
Vgl http://de.m.wikipedia.org/wiki/Christian_Zais
Der Stilbruch Entwurf ist endlich mal ein Vorschlag, der zu Wiesbaden passt und aus Wiesbaden kommt. Michael Müller setzt sich zusammen mit Jochen Baumgärtner seit vielen Jahren für das Museum und die Stadt ein. Wiesbadener Architektur mit Herz für Wiesbaden. Das ist ehrlich und realistisch anstelle irgendwelche Gespinste irgendwelcher angeblicher internationaler „Stararchitekten“, die sich nur selbst ein Denkmal setzen wollen. Sollte ernstgenommen und weiter verfolgt werden!
die Wirtschaftlichkeit der Entwürfe kann ich nicht beurteilen,
es ist jedoch keine Frage, dass der Entwurf Stilbruch/Schneider um Längen mehr Esprit besitzt und einen unverkennbaren Bezug zur Stadt aufnimmt.
Grandios und absolut unterstützungswürdig!!
Bravo, ich hoffe dieser Entwurf wird entsprechend zur Kenntnis genommen
habe mir gerade den artikel durchgelesen sowie die animation des architektenbüros stilbruch.
ich finde diesen entwurf im gegensatz zu helmut-jahns entwurf als sehr gelungen, zeigt er doch die symbiose zwischen alt und neu.
das macht ja auch ein stadtmuseum aus. aus der vergangenheit einer stadt in die zukunft. eine entwicklungsgeschichte. tolle transparenz, so kann man schon von weitem erahnen was dies für ein bau sein könnte.
der entwurf von stilbruch zeigt aber auch die geschichte und bebauung dieses platzes (vormals bismarck-platz).
man kann nur hoffen das sich die verantwortlichen auch verantwortlich entscheiden werden.
nicht jeder mit großen namen zaubert auch einen großen entwurf, was sich leider bei jahns entwurf deutlich zeigt.
oliver schiemann
Da gibt es also Wiesbadener, die offenbar nicht nur über die nötige Kreativität und Sachverstand verfügen sondern auch mit viel Herzblut an ein lokales Bauprojekt herangehen, das ein überregionaler Blickfang und Anziehungspunkt für unsere Stadt sein kann und sollte. Die Identifikation der Büros Stilbruch und Schreiber mit der Stadt und ihren baulichen Gegebenheiten führt zu einer eigenen Handschrift bei dem vorliegenden Entwurf, die meines Erachtens diesem unteren Teil der Wilhelmstraße gut täte.
Kurzum: Wenn es mit Statik und Klimatisierung klappt, sollte der Stilbruch-Entwurf in der Tat (endlich) die Beachtung finden, welche er unverständlicherweise über Jahre nicht erhalten hat.
Sicherlich handelt es sich hier nur um eine Studie. Dennoch sehen auch in dieser Studie Dach, Eingänge und der (Sandstein?)-Klotz im hinteren Teil so aus, als mangele es den Architekten grundsätzlich an Stilgefühl. Die Idee eine Gründerzeitvilla zu überbauen und damit bereits in der Architektur das Thema des Museum zu illustrieren, ist sicherlich interessant, nur geht es hier um den NACHBAU einer Gründerzeitvilla, was in Wiesbaden absurd ist und die totale Disneyfizierung wäre. Will man diesen Ansatz weiterverfolgen, muss man sich halt einen anderen Stadtort suchen, wo man bereits eine Villa vorfindet. Um allen Missverständnissen vorzubeugen: Das bedeutet keinesfalls ein ZURÜCK zu Jahn. Dessen Entwurf ist ebenfalls nicht diskutabel. Und noch mehr als Stilbruch/Schreiber muss man Jahn vorhalten, dass sein Entwurf skizzenhaft hingeworfen ist, weil er behauptet, er habe hier einen fertigen Vorschlag abgeliefert.
„…zeigt er doch die Symbiose zwischen alt und neu.“ Nein, leider nicht! Würde dieses klassizistische Gebäude tatsächlich existieren, dann würde sich diese Entwurfslösung nahezu aufzwingen. Da es aber nach meinem Wissen noch nicht einmal Ähnlichkeit mit dem Hotel Düringer, bzw. Victoria wie es später hieß, besitzt, ist es noch nicht einmal eine Rekonstruktion sondern etwas was es so nie gab. Und genau das ist der Knackpunkt an dem Entwurf. Wie genau nennt man das wenn man Historismus historisierend nachbaut? SuperHistorismus? NeoHistorismus? Und das stellt man dann als Stadt in die „Vitrine“ und sagt: Das ist unsere Stadtgeschichte? Stimmt, der Entwurf ist auf den ersten Blick gefälliger als der Jahn-Entwurf. Besser ist er meiner Meinung nicht.
Wenn es in Wiesbaden irgendwo Mickey Mouse Architektur gibt , dann doch wohl , von Stadtbaumeister Genzmer , der 1903 das Roemertor entworfen hat !!!!
Oder haben die letzten Legionäre , Wiesbaden vor 120 Jahren Wiesbaden verlassen ????
Der gesamte Historismus , der Wiesbaden prägt , ist Disneyland !
So kann man das natürlich auch sehen. Willkommen im Historismus-Disney-Land Wiesbaden! Hier sehen sie unser neuestes Wolkenkuckucksheim an der Rue. 😉
Nein, ernsthaft – historische Gebäude zur Nutzung durch ein Stadtmuseum gibt es bereits im Stadtgebiet. Das alte Amtsgericht wurde ja bereits mehrfach ins Gespräch gebracht. Aber wenn es denn ein Neubau sein soll, dann gab es bereits einen Wettbewerb der durchaus gezeigt hat wie das aussehen könnte. Gebaute Beispiele gibt es auch wie z.B. das Kolumba in Köln, das Kunstmuseum Ravenburg oder der Anbau des Martin-Luther Geburtshaus in Eisleben um nur einige zu nennen.
Ich bin absolut vom Stilbruch-Entwurf überzeugt und begeistert. Ich komme aus der Gastronomie und wir erhalten öfter mal eine Anfrage für ein Catering in einem Museum. Der störende Faktor bei solchen Aufträgen ist tatsächlich immer wieder der Platzmangel! Diese „Haus um das Haus-Idee“ schafft eine wunderbare Atmosphäre und läd geradezu zu Veranstaltungen ein.
Sehr schöner Entwurf!
Er besticht meiner Meinung nach durch Großzügigkeit der Raumgestaltung sowie der Verknüpfung von moderner Eleganz mit klassizistischer Schönheit.
Ich finde trotz der futuristischen Glashülle fügt sich der Entwurf sehr gut ins Stadtbild ein und lädt zu einem Besuch.
Ich hoffe, dass sich dieser Entwurf durchsetzen kann.
Ich schließe mich absolut meinem „Vorredner“ an. So etwas hat man doch noch nicht gesehen. In meinen Augen zeugt der Entwurf von enormer Kreativität. Das alte Stadtbild wird erhalten und durch die Glasummantelung noch einmal mehr in Szene gesetzt. Respekt und Hut ab für diesen Entwurf.
Es ist gut, dass dieser schon lange vorliegende Entwurf der Wiesbadener kreativen Köpfe nochmals näher erklärt wurde. Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen dies auch lesen und sich mit dieser Idee nunmehr näher befassen. Dieser Vorschlag ist auf jeden Fall schon im Ansatz besser, als der Entwurf von Jahn, denn Jahns Entwurf geht überall und hat keinen direkten Bezug zu unserer Stadt, der vorliegende alternative Entwurf befasst sich mit der Historie der Stadt und den Bürgern für die ja das Museum auch entstehen soll. Mein Vorschlag wäre, dass Jahn und die Wiesbadener Architekten sich gemeinsam an eine Planung geben, um das Optimum für Wiesbaden zu schaffen.