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Wiesbaden gedenkt Udo Jürgens im Rathaus – Kondolenzbuch liegt bis Samstag aus

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Text und Fotos Dirk Fellinghauer.

Noch bis Samstag können sich Wiesbadener im Rathaus von Udo Jürgens verabschieden. Der Sänger, Komponist und Entertainer, der weitreichenden Legenden- und Kultstatus genoss, war kurz vor Weihnachten auf dem Gipfel seines unfassbaren Erfolgs – kurz nach dem Abschluss seiner triumphalen „Mitten im Leben“-Tournee – völlig überraschend im Alter von 80 Jahren verstorben. Er brach am 21. Dezember bei einem Spaziergang vor seinem Haus in Gottlieben am Zürichsee zusammen und erlag wenig später seinem akuten Herzversagen. Dass nun ausgerechnet in Wiesbaden als einer von sehr wenigen deutschen Städten ein Kondolenzbuch ausliegt, hat einen besonderen Grund: Udo Jürgens wurde am 30. September 1934 in Wiesbadens Partnerstadt Klagenfurt geboren.

Im dortigen Rathaus wurde bereits im Dezember ein Kondolenzbuch für den Künstler ausgelegt, in das sich binnen weniger Tage tausende Personen aus dem In- und Ausland eingetragen hatten. Aus diesem Grund hat Klagenfurts Bürgermeister Christian Schneider die Landeshauptstadt Wiesbaden in einem Schreiben gebeten, diesem Beispiel zu folgen und ebenfalls ein Kondolenzbuch für Udo Jürgens auszulegen.

Dieses finden alle, die sich auf diesem Wege von Udo Jürgens verabschieden möchten, nun direkt beim Betreten des Rathauses in der Eingangshalle auf einem Tisch mit einem Porträtfoto des Verstorbenen und einer Blume. Schon zahlreiche Seiten des Kondolenzbuches sind gefüllt. Auch Oberbürgermeister Sven Gerich hat unterschrieben – kommentarlos wie die meisten.  Einige haben aber auch Kommentare geschrieben, in denen sie erzählen, was Udo Jürgens für sie bedeutet hat oder sich einfach nur bei ihm bedanken. Aus der Reihe fällt ein Herr, der offenbar nicht zu den Fans des Stars gehörte. Sein ehrlicher Eintrag: „Ich konnte ihn nicht leiden.“

Eng mit Wiesbaden verbunden

Udo Jürgens war Zeit seines Lebens Wiesbaden eng verbunden. Neben unzähligen Konzerten in der Rhein-Main-Halle sowie im Kurpark, wo er im Juni 2005 bei einem denkwürdigem Konzert mit strömendem Regen seine allererste Solotournee überhaupt startete, und mehreren Auftritten als Stargast beim Ball des Sports hatte er private und geschäftliche Beziehungen nach Wiesbaden und feierte in wilden Zeiten im Big Apple, im Park Café und in der Bar des Hotels Nassauer Hof, wo er bei seinen Konzerten immer übernachtete.

Keine öffentliche Trauerfeier

Eine große öffentliche Trauerfeier für Udo Jürgens, die erwartet und von vielen Fans erhofft worden war, wird es auf Wunsch der Familie nicht geben. Stattdessen wird es ab dem Wochenende an jeweils zwei Tagen Möglichkeiten zum Abschiednehmen in Zürich (16./17. Januar, Theater 11), Berlin (19./20., Rotes Rathaus, Säulensaal) und Wien (22./23. Januar, Volkshalle des Rathauses) geben, wo es auch eine Trauerfeier unter Ausschluss der Öffentlichkeit geben wird und wo Udo Jürgens seine letzte Ruhe finden wird. Er erhält ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof Wien, das sein in dem Lied „Mein Bruder ist ein Maler“ besungener Bruder Manfred Bockelmann gestalten wird. Nach Fertigstellung des Grabmals soll Udo Jürgens dort voraussichtlich im Frühjahr im engsten Familienkreis beigesetzt werden.

Hier geht es zu unseren Beiträgen „Udo 80? Udo 80!“, unserer Würdigung Udo Jürgens´ zu seinem 80. Geburtstag, den er knapp zwei Monate vor seinem Tod feierte, und zu dem ausführlichen Interview „Ich muss den Tiefgang, den ich empfinde, auch vermitteln“ – einem Zeugnis seiner klugen und tiefsinnigen Gedanken, in dem er sich über so unterschiedliche Themen wie seine Fans, den Erwartungsdruck, die Wirkung von Liedern, den Zustand der Welt, die Gier der Börsen und auch über seine Vorbereitung auf den Tod äußert.