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Wiesbadener Literaturtage sind gestartet – Heute landet „Pilotin“ Eva Menasse mit Sven Regener im Caligari

Wie eine „Pilotin einer großen Maschine“ hat sich die österreichische Autorin Eva Menasse nach eigener Aussage dabei gefühlt, als Kuratorin die 21. Wiesbadener Literaturtage zu erarbeiten. Das Festival, das am Sonntagnachmittag im Museum Wiesbaden startete und bis zum 21. September läuft, findet interdisziplinär an verschiedenen Orten Wiesbadens statt. Heute landet die „Pilotin“ mit ihrem Gast Sven Regener, Beststellerautor und Sänger von Element of Crime, im Caligari.

Die Programmbroschüre liest sich wie eine Art Freundschaftsbuch. Mit Veranstaltungen zu dem Dokumentarfilmemacher Michael Glawogger, dem Komponisten Georg Kreisler oder dem Schriftsteller Heimito von Doderer fällt nicht nur der Bezug zu Eva Menasses Heimatland sofort ins Auge, sondern es bilden sich darin Menasses Vorlieben und Interessensgebiete in allen Sparten der Künste ab.  Zu den Highlights gehören hochkarätige Künstler wie Sven Regener, der heute um 18 Uhr im Caligari in den  oder Senta Berger, die zum Abschluss der Literaturtage in der Caligari FilmBühne zu Gast sein wird.

Nach dem Auftakt geht es heute in die Caligari Filmbühne. Hier widmet sich ein ganzer Abend dem 2014 verstorbenen österreichischen Dokumentarfilmer Michael Glawogger. Eva Menasse bezeichnet Glawogger als ihren „künstlerischen Sparring-Partner“ und arbeitete lange Zeit an einem Filmprojekt mit ihm, das durch dessen plötzlichen Tod unterbrochen wurde.

Die Einführung in Leben und Werk des Filmemachers wird ab 18 Uhr der bekannte Autor und Musiker Sven Regener übernehmen, ein enger Weggefährte Michael Glawoggers, der auch einige Stücke für dessen Filme schrieb. Direkt im Anschluss wird zunächst „Workingman’s Death“ gezeigt, eine Dokumentation in sechs Kapiteln über zumeist körperliche Arbeitsweisen auf der ganzen Welt. So geht es etwa um Kohleminen in der Ukraine, ein Stahlkombinat in China oder die Arbeit in einem deutschen Freizeitpark. Um 20.45 Uhr wird mit „Untitled“ der letzte posthum veröffentlichte Film von Michael Glawogger gezeigt, der eigentlich als großes Lebensprojekt angelegt war und den Filmemacher, über den Eva Menasse sagt „Manche sagen, der Caravaggio des Films“, auf seiner Reise durch die ganze Welt begleitet.

Der Dienstag, 17. September, steht dann ganz unter dem Motto „Lesen Sie doch mal…“. Um 19.30 Uhr sind die beiden Autorinnen Zora del Buono und Iris Wolff im Literaturhaus Villa Clementine zu Gast und lesen aus ihren Werken. Eva Menasse schwärmt von beiden als „hintergründige Erzählerinnen“ und plädiert dafür, auch abseits des Mainstreams und der Bestsellerlisten einen Blick in die Bücherregale zu wagen und so möglicherweise solch literarische Juwelen  zu entdecken.

Am Mittwoch, 18. September, geht es um 19.30 Uhr wieder zurück ins Museum Wiesbaden, wo sich Naika Foroutan, Robert Pfaller und Hanno Rauterberg mit der Frage „Wie frei ist sie noch, die Kunst?“ auseinandersetzen werden. Gerade zur heutigen Zeit im Dickicht der Political Correctness stehen Kunstschaffende immer öfter vor der Problematik, wie weit ihre Kunst eigentlich gehen darf und ob die Gesellschaft in den letzten Jahren nicht empfindlicher geworden ist – hier in Wiesbaden sorgte zu diesem Thema besonders die Aufstellung der „Erdogan-Statue“ im Rahmen der letzten Wiesbaden Biennale für Diskussion und Aufsehen.

Kontrovers in die zweite Halbzeit

Die zweite Halbzeit der Wiesbadener Literaturtage  verspricht am Donnerstag, 19. September, kontrovers zu werden: Unter dem Motto „Schreibende Frauen“ diskutieren um 19.30 Uhr im Frauen Museum Wiesbaden die Autorinnen Zsuzsa Bánk, Ines Geipel und Barbara Vinken über die Stellung der Frau im Literaturbetrieb und ob Bücher von Frauen prinzipiell anders rezipiert werden.

Der vorletzte Festivaltag besticht mit musikalischer Brillanz. Sandra Kreisler ist am Freitag, 20. September, um 19.30 Uhr mit Chansons ihres berühmten Vaters Georg Kreisler im Studio des Staatstheaters Wiesbaden zu hören. Georg Kreisler zählt zu den angesehensten und populärsten Satirikern und Komponisten des deutschsprachig literarischen Chansons.

Senta Berger bestreitet das Finale

Mit einer Lesung mit Senta Berger und Eva Menasse klingen dann am Samstag, 21. September, um 19 Uhr die Wiesbadener Literaturtage hochkarätig mit einem Abend im Zeichen des österreichischen Schriftstellers Heimito von Doderer in der Caligari FilmBühne aus. Dabei sollen „Heimitisten“ wie Neueinsteiger gleichermaßen auf ihre Kosten kommen und einen spannenden Eindruck von dem hierzulande weitgehend unbekannten Romancier gewinnen, verspricht Eva Menasse. Im Anschluss wird der Film „Das Diarium des Dr. Döblinger“ gezeigt, der sich lose am Werk des österreichischen Autors orientiert.

Die 1970 geborene österreichische Schriftstellerin Eva Menasse  ist laut Kulturdezernent Axel Imholz  „eine Autorin, die sich einmischt und Stellung bezieht.“ In einer Zeit der zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen seien solch engagierte Stimmen unverzichtbar. Literaturhaus-Leiterin Susanne Lewalter zählt Eva Menasse „zu den interessantesten kritischen Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. 

(sun/dif, Fotos © juergen-bauer.com/ Charlotte Goltermann)

Alle Infos, auch zu Tickets etc., unter www.wiesbaden.de/literaturtage.