Von Max Blosche. Fotos Alice Denice Bleistein, Michael Witte.
Die Literaturtage Wiesbaden 2021, erstmals präsentiert von sensor als Medienpartner, eröffnen die literarische Herbstsaison in der Stadt mit einem Feuerwerk und laden ab heute zum interdisziplinären Austausch. Gastgeber Peter Stamm hat ein abwechslungsreiches Festivalprogramm konzipiert, das vom 5. bis 11. September von Lesungen über Filmvorführungen zu einer Tanzperformance reicht.
Zum Auftakt der Literaturtage beschäftigen sich Simone Keller und Lara Stanić in ihrem Programm „Täuschungen“ mit akustischen Phänomenen. Beginn ist heute um 18.30 Uhr im Museum Wiesbaden. Das Gespräch moderiert Karin Dietrich.
Der Gastgeber
Peter Stamm gilt mit seinen Büchern als ein versierter Beobachter menschlichen Verhaltens. Mit nur wenigen Pinselstrichen, in einer kühlen, klaren Sprache vermag er es, das Innenleben seiner Figuren zu skizzieren. Der Schweizer wurde 1963 im Thurgau geboren und lebt in Winterthur. Schon mit seinem Debütroman sicherte er sich einen der obersten Plätze in der Literaturwelt. „Agnes“ aus dem Jahre 1998 ist in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt, für das Kino verfilmt worden und gehört zum festen Lektürekanon an deutschen Schulen. Es folgten bislang sechs weitere Romane, aber auch zahlreiche Erzählbände. Seine vielfach preisgekrönten Werke wurden in über 39 Sprachen übersetzt, darunter Japanisch, Taiwanesisch oder Mongolisch.
Die Idee
Ein Festival soll mehr sein als seine einzelnen Veranstaltungen. Das macht den Reiz aus, etwas Ganzes zu schaffen, das dennoch vielfältig ist. So erläutert der Peter Stamm seine Arbeit am Konzept für die 22. Wiesbadener Literaturtage. Es ist ein Programm entstanden, das als verbindendes Thema die Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft behandelt
Die Highlights
Natürlich muss der Gastgeber, seit seiner Poetikdozentur 2004 Stamm(!)-Gast in Wiesbaden, auch selbst ran, sprich rauf auf die Lesebühne bei den von ihm kuratierten Literaturtagen. Peter Stamm tut es mit seinem neuen Roman „Das Archiv der Gefühle“ am 6. September in der Casino-Gesellschaft. Er fragt danach, ob wir im Leben unsere Chancen wirklich erkennen. Bei der Lesung nachfragen wird Literaturhaus-Leiterin Susanne Lewalter, die den Abend moderiert.
Das 1984 in Berlin gegründete Ensemble Skoronel bestand damals aus fünf Mitgliedern, zu denen auch Judith Kuckart gehörte, und tourte in den 80er und 90er Jahren im In- und Ausland. Die Stücke erzählten von ikonischen Biografien, oft brüchigen. Von der Liebe, der zerstörerischen. Von Revolutionen, immer gescheiterten. Das junge Ensemble schuf eine glückliche, wilde Verbindung aus Tanz und Sprache. Jetzt, ein Leben später, holt Judith Kuckart die ehemaligen Mitglieder für ein ungewöhnliches Reload wieder zusammen. Im Spannungsfeld zwischen Live-Performance und Text, historischem Material und einem aktuellen filmischen Probentagebuch entstehen Geschichten von Menschen, die sich sicher sind: Ab jetzt liegen noch zwanzig grandiose Sommer vor ihnen. „Die Erde ist gewaltig schön, doch sicher ist sie nicht“ feiert bei den Wiesbadener Literaturtagen Premiere – mit zwei Aufführungen in der Wartburg am 9. September.
In ihrem neuen Roman „Daheim“ folgt Judith Hermann den Spuren einer knapp 50 Jahre alten Frau, die es in den Norden Deutschlands verschlägt, an die Küste, ins Offene. Dort sucht sie Anschluss an ein Leben, das sein Zentrum verloren hat und resümiert ihre Anfänge, ihre Ehe sowie ihre Mutterschaft „Daheim“ erzählt vom großen Ganzen und den kleinen Wegmarken im Leben. Unaufgeregt, behutsam, zaubrisch. Judith Hermann liest am 11. September, moderieren wird Gastgeber Peter Stamm, der über seinen Gast schwärmt: „Kaum jemand kann so schwebend leichte Atmosphären schaffen wie Judith Hermann“.
Die Verlosungen
sensor präsentiert die Wiesbadener Literaturtage erstmals als Medienpartner und verlost Freikarten für spannende Veranstaltungen.
Bei den diesjährigen Literaturtagen ist Judith Kuckart zweimal zu Gast: einmal als Autorin und einmal als ehemalige Tänzerin und Choreographin. An diesem ersten Abend am 7. September um 19.30 Uhr im Kulturforum am Schillerplatz steht die Literatur im Mittelpunkt. Ihr Debütroman „Wahl der Waffen“ erzählt von einer jungen Frau, die zur Terroristin wird. Mit diesem Buch etablierte sich Kuckart als freie Autorin. Seitdem hat sie viele Romane veröffentlicht, zuletzt „Kein Sturm, nur Wetter“, in dem sich eine Frau in ihren Erinnerungen verliert. Judith Kuckart liest an diesem Literaturtage-Abend aus beiden Romanen und erzählt von ihrem Lebensweg, der sie vom Tanz zur Literatur führte und ihr heute erlaubt, beides zu verbinden.
Daniela Danz und Thilo Krause verbindet ihr Alter, ihre ostdeutsche Herkunft und dass sie Lyrik und Prosa schreiben. Bislang kennen sich die beiden nur aus ihren Büchern, begegnet sind sie sich noch nie. Bei den Wiesbadener Literaturtagen treffen sie am 10. September um 19.30 Uhr zum ersten Mal leibhaftig aufeinander und erkunden im Gespräch die Voraussetzungen und Eigenarten ihres Schreibens.
Wir verlosen für die Veranstaltungen am 7. und 10. September jeweils 2×2 Freikarten – Mail mit Wunschveranstaltung an losi@sensor-wiesbaden.de
Das volle Programm
Viele Veranstaltungen finden im Hybridformat statt, mit der Option zm Besuch vor Ort oder dem Dabeisein via Livestream.
Das gesamte Programm, auch mit Updates im Zuge möglicher neuer Corona-Regeln, ist zu finden unter www.wiesbaden.de/literaturtage