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Agile Stadt: In der Arbeitswelt „kann“ Wiesbaden Zukunft… von „Smart-Working“ bis „Open Office“

Von Dirk Fellinghauer. Foto AbbVie.

Wiesbaden und agil? Also „von großer Beweglichkeit zeugend, regsam und wendig“, wie es der Duden beschreibt? Das entspricht nicht gerade dem landläufigen Image unserer gemächlichen Kurstadt, die so gerne in den Rückspiegel schaut und in der einflussreiche Stimmen immer wieder davor warnen, bloß nicht zu viel zu verändern. Überraschung: In der Arbeitswelt schreitet unsere Stadt, noch ziemlich unbemerkt von der Öffentlichkeit, in großen Schritten voran in Richtung Zukunft.

Das in unserer Titelgeschichte beschriebene Unternehmen Seibert Media mag das „konsequenteste“ agile Unternehmen sein, ist aber bei weitem nicht das einzige. Schon die direkten Nachbarn AOE, stehen ihnen kaum nach. Die einen wie die anderen machen aus ihrer schönen neuen Arbeitswelt kein Geheimnis, sondern laden regelmäßig Interessierte ein, sich das Ganze aus der Nähe anzuschauen. Bei Seibert Media etwa gibt es  Monat „Tech Talk & Beer“ und „Open Office“. Die Kollegen haben gerade die „AOE Conference“ abgehalten, als „Forum, um Know-how zu teilen, Einblicke in die Projekte zu geben und sich gegenseitig zu inspirieren“.

Wer nun meint, nur die hippen Internetfirmen in Wiesbaden agierten agil, muss sich nicht lange umschauen, um eines Besseren belehrt zu werden. Das US-Pharmaunternehmen AbbVie an der Mainzer Straße hat sich dem „Smart-Working“ verschrieben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, unter dem Schlagwort „Life Navigation“ auch an ganz unterschiedliche Lebensphasen und –situationen angepasst, sowie individuelle Bedürfnisse bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes und des Arbeitsalltags stehen im Mittelpunkt. Das heißt konkret unter anderem „Flexibles Arbeiten“  unabhängig von Zeit und Raum, oder „Inspiriertes Arbeiten“, das so erklärt wird: „AbbVie Deutschland bricht mit den herkömmlichen Konzeptionen von Bürolandschaften.“ „Onboarding-Konzept“ zur Nachwuchsförderung, „Demografie-Toolbox“ mit dem Ziel neuer Perspektiven für erfahrene Mitarbeiter sind weitere schicke Schlagworte ungeahnter Arbeitswelten.

MO14 – Innovationslabor  

Auch der Wiesbadener Versicherungsriese R&V ist mächtig innovativ unterwegs. So wurde vor genau einem Jahr „MO14“ an den Start gebracht. MO14, das ist der einfache Part, steht für die Adresse des Innovationslabors: Moritzstraße 14. Wofür MO14 in der Praxis steht, wussten die Verantwortlichen anfangs wahrscheinlich selbst nicht, so offen war das Projekt angelegt mit dem Credo: „Wissen teilen wir mit anderen, um es zu vermehren“. Die Prämisse des Vorhabens mit offenem Ausgang: „Das Team denkt und agiert hierarchiefrei, jeder soll gleichberechtigt Ideen einbringen und eine inspirierende Innovationskultur leben.“ Für die Mission wurden eigene Büroräume und eine eigene IT-Infrastruktur fern des normalen Konzernalltags genutzt. „Im Blick steht die mobile Zukunft der Versicherungsbranche, weit ab von der klassischen Wertschöpfungskette“, lautete der Auftrag. Die Umsetzung war von einem 14-Punkte-Manifest geleitet. Erstes Gesetz: „Alles ist möglich. Ist es nicht möglich, arbeiten wir daran.“

Selbst das altehrwürdige Statistische Bundesamt wurde kräftig vom Staub herkömmlicher Amtsstuben befreit. „Wenn Sie sich hier umschauen, sehen Sie: Es ist alles transparent. Wir haben Glaswände und Kommunikationszonen. Alles hat sich hin zu einer offenen Mitarbeiterkultur gewaltig verändert“, sagte uns kürzlich der Präsident der Behörde, Dieter Sarreither. Auch die Hochschulen in und um Wiesbaden beschäftigen sich intensiv mit neuen Arbeitswelten.  „Unternehmen kommen im Zusammenhang mit der Digitalisierung immer mehr vom reinen Abteilungsdenken mit festen Aufgabenstellungen ab“, war eine Botschaft des 1. DigitalCamp der Hochschule Fresenius neulich mit 300 Teilnehmern in der Brita-Arena. Die Tendenz gehe hin zur Projektarbeit, in der auch Hierarchien eine untergeordnete Rolle spielten.

Startwerk-A oder der heimathafen, der etwa Konzerne auf der Suche nach Innovation und Inspiration anlockt, in intensivem Austausch mit Seibert Media steht und Ende September eine Veranstaltung zum Thema „Zukunftsfähigkeit für den Mittelstand“ zusammen mit der IHK anbot, sind weitere Keimzellen. In der Mainzer Straße eröffnet im Oktober ein neues Business Center, in der Hagenauer Straße im gleichen Monat das Panasonic Business Solution Centre und verspricht dort auch „die Zukunft der modernen Arbeitswelt“.  Einige wenige von noch vielen mehr Beispielen in Wiesbaden –  der überraschend agilen Stadt.

Hier geht es zur sensor-Titelstory mit Innenansichten aus dem besonders konsequent agilen Wiesbadener Unternehmen Seibert/Media.