Direkt zum Inhalt wechseln
|

Alter Schwede: Wohin zum Teufel mit den 500.000 Stadtmuseum-Exponaten? Zu Ikea!

Stadtmuseum_Lager_01_3sp

 

Von Dirk Fellinghauer. Fotos Fernsehschirm / hessen fernsehen

Und wieder ein Coup in Sachen Stadtmuseum. Seit das Stadtparlament nach einer knappen Diskussionsphase von gerade mal dreißig Jahren das Vorhaben kürzlich endgültig ins Nirwana gestimmt hat, stellte sich die Frage: Was tun nun mit den 500.000 Exponaten, die für das Museum vorgesehen waren? Not macht bekanntlich erfinderisch und brachte die Stadtpolitiker auf eine spektakuläre Idee: Weg mit dem Zeug! Und zwar nach Wallau.

OB Sven Gerich hat mit Ikea-Deutschland-Chef Peter Betzel im Rahmen eines Köttbullar-Lunches im Ikea-Restaurant („Da soll nochmal einer sagen, wir machen Politik im Hinterzimmer“) eine „Mit-voller-Absicht“-Erklärung unterzeichnet und ist mal wieder aus dem Häuschen: „Alter Schwede, was für eine geniale Lösung.“ Der Deal: Ikea nimmt die Exponate in Kommission und bietet sie in einer neuen Sonderabteilung des Möbelhauses zum Verkauf an. CDU-Fraktionschef Bernhard Lorenz reagiert recht wortkarg: „Ziemlich hingerotzt, diese 3-Zeilen-Erklärung. Aber mir soll´s recht sein.“. Sein SPD-Pendant Christoph Manjura, schwebt über den Dingen, seit ihn die Opposition zum „neuen Messias der großen Koalition“ erkor, und hat für das Ergebnis der Verhandlungen nur ein Wort übrig: „Monsterbilanz!“. Dann schiebt er schnell nach: „Ich hab´s doch von Anfang an gesagt: Alles wird gut!“ Und was sagt Rose-Lore Scholz? Wie immer nichts: „Mir verschlägt es die Sprache“, lässt die Kulturdezernentin ausrichten.

Umso eloquenter wie stets der nie um ein knackiges Statement verlegene Dr. Alexander Klar, Direktor des Landesmuseums. Er ist heilfroh, dass die heimatlosen Exponate nicht an sein Haus, aus dem sie ja ursprünglich stammen, zurückfallen: „Ich hatte schon befürchtet, ich habe jetzt den ganzen Schrott an der Backe.“

„Schrott? Ich bitte Sie! Sie werden schon sehen, wie unsere Kunden sich auf die Artikel stürzen“, prophezeit Dr. Bernd Blisch. Was redet er denn da, der Direktor des Projektbüros Stadtmuseum? Ist er jetzt, was nach dem schäbigen Umgang der Stadt mit ihm und seinem Team nur verständlich wäre, völlig von Sinnen? Keineswegs: Dr. Blisch wurde im Rahmen des Kantinendeals als Abteilungsleiter zu Ikea vermittelt, mit seinem Stellvertreter Dr. Torben Giese im Schlepptau. „Beim Gehalt muss ich ein wenig Abstriche machen, aber dafür profitiere ich vom Ikea-Mitarbeiterrabatt“, ist. Blisch zufrieden, und sein Vize Giese strahlt: „Am meisten freue ich darauf, dass wir endlich auch Menschen sehen werden.“

„Stamu“ wird der Renner für ein Leben im Rückspiegel

Der Name für die neue Ikea-Linie war schnell gefunden: „Stamu“. Angeboten wird ein  endlos buntes Potpourri für alle, die sich ihr Leben im Rückspiegel einrichten wollen. Alles dreht sich um die Frage: „Lebten die noch, oder wohnten die schon?“  Die ersten Artikel mit Namen wie „Kaiser“, „Römer“, „Herzog“ und „Nassau“ wurden schon nach Wallau geschafft, sensor bekam einen exklusiven Einblick in die Lager. Die Eröffnung der neuen „Stamu“-Abteilung ist für den 1. April geplant. Und da die Stadt Wiesbaden grundsätzlich keine Geschäfte ohne Hintertürchen macht, gibt es eine Nebenabsprache: „Alles, was bis April 2016 nicht an den Mann gebracht wurde, kauft die Stadt zurück und zeigt es dann halt im Marktkeller“, kündigt der OB an.