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Ausverkauftes Wohnzimmer in den Weinreben: Heimspiel Knyphausen ist und bleibt das Festival, bei dem alles passt

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Die lange, gut gelaunte Menschenschlange vor dem Draiser Hof in Eltville- Erbach war am Wochenende kaum zu übersehen. Obwohl das Wetter am Samstag einen Strich durch die Pläne der adeligen Winzerfamilie zu machen drohte („Es weht ganz ordentlich bei uns auf dem Hof“), fand es schließlich und glücklicherweise doch statt: Das Heimspiel Knyphausen 2015.

Doch schon lange sind es nicht mehr nur die musikalischen Jünger von Gisbert zu Knyphausen, die deutschlandweit in den Rheingau strömen. Es sind Fans des Heimspiels, der malerischen Kulisse, des leckeren Essens und des exzellenten Weins. Und natürlich Fans der für dieses besondere Wochenende typischen Musik, die man in die „Indie- Schublade“ stecken könnte, wenn man es denn wollte.

Eröffnet wurde das zweitägige Festival mit sturmbedingter zweistündiger Verspätung von Gisbert zu Knyphausen selbst. Ohne KidKopphausen-Band, dafür mit einer gehörigen Portion Charme und der unaufgesetzten Bescheidenheit, die das gesamte Heimspiel zu Knyphausen ausmacht. Während im Rest der Republik laute, exzessive und wilde Festivals wie Pilze aus dem Boden schießen, hat man sich auf dem Draiser Hof, trotz Ausverkauf mit etwa 2000 Besuchern, eine charmante Wohnzimmeratmosphäre bewahrt.

Familiär, entspannt – und voller Ausnahmekünstler

Keine gigantischen Werbetafeln, kein meterbreiter Bühnengraben, keine Starallüren, keine Bodyguards. Das Festival auf dem Gelände des Weinguts zu Knyphausen zeichnet sich seit Jahren durch familiäre Gemütlichkeit, entspannte Atmosphäre zwischen Weinreben und wunderbare Ausnahmekünstler aus. So auch an diesem Wochenende. Wieder einmal gaben sich im beschaulichen Rheingau buchstäblich ausgesuchte – Gisbert selbst übernimmt die Programmzusammenstellung, unterstützt von Benjamin Metz – die Klinke in die Hand. Und die wunderbaren Künstler stehen dann nicht unbedingt nur auf der Bühne, sondern mischen sich auch bei den Auftritten ihrer Kollegen unters Publikum. So lauschte der Sänger der Sonntags-Headliner Villagers, Conor O´ Brien, – stilecht für den Veranstaltungsort mit einem Glas Rotwein in der Hand – gebannt dem fulminanten Auftritt von Yasmine Hamdan.

Am Samstag legten die Wiener Cross- Gender- Künstlerin Gustav und die vor allem um die Jahrtausendwende bekannt gewordenen Hamburger Band Kante schon einmal ordentlich vor und bescherten dem Publikum zumindest einen musikalisch sonnigen Auftakt.

Am Sonntag folgten dann, bei durchwachsener Witterung und einiger tapfer ausgehaltener Regenphasen, aber mit nicht weniger ausgelassener Stimmung Doom- Soul- Band Cold Specks, die libanesische Singer- Songwriterin Yasemin Hamdan mit einem intensiven Trip, und die eigens aus Irland angereisten Villagers, die einen fantastischen Schlusspunkt setzten und das Publikum glückselig in die Nacht entließen. Ebenso ein inzwischen fester Programmpunkt der Veranstaltung: Die Heimspiel- Hoffnung. Den Wettbewerb für Nachwuchsbands, dessen Sieger vor dem Sonntags-Hauptprogramm auftreten darf, gewannen in diesem Jahr die Friedrichsdorfer Bees Village. Sehr gute Wahl!

Gemütlich schippern auf dem neuen Heimspiel-Liner

Ein weiteres Highlight jenseits der Bühnen bot der Sonntag, nicht nur die nicht ortskundigen Besucher: Der eigens organsierte Heimspiel- Liner. Eine exklusive Festivalbootstour auf dem Rhein, rund um die Naturschutzinsel Mariannenaue, lud zur regionalen Ortserkundung oder auch einfach nur zum gemütlichen Schippern ein.

Kurz gesagt: Von der Begrüßung durch Hofherr Gerko zu Knyphausen, über die von Cosima zu Knyphausen designten Heimspiel- Weinflaschen bis zu den letzten Klängen der Musik über den malerischen Weinbergen; das Heimspiel Knyphausen ist jedes Jahr noch ein bisschen schöner, noch ein bisschen besonderer, noch ein bisschen mehr einen Besuch wert. Und das bei jedem Wetter. Und doch hörte man das Abschieds“versprechen“ von Gisbert zu Knyphausen gerne: „Nächstes Jahr gibt´s dann auch wieder Sonnenschein“.
Na dann, bis 2016 beim Heimspiel Knyphausen Nummer 8! (Text: Julia Gorbauch / Foto: Dirk Fellinghauer)

Unsere Heimspiel Knyphausen-Fotoalben findet ihr hier: der Festival-Samstag, der Festival-Sonntag.