Interview Dirk Fellinghauer. Foto Simon Hegenberg
BERUF
Woran liegt der besondere Reiz des Deutschen FernsehKrimi-Festivals, das im März zum zehnten Mal in Wiesbaden stattfindet?
Dass man sich vier Tage nur dem Fernsehkrimi widmen kann. Das heißt schauen, aber auch diskutieren, in Frage stellen, nach vorne schauen und Leute treffen, die sich damit beschäftigen. Das ist wirklich ein Luxus, denn durch diese Intensität ist die Auseinandersetzung intensiver, als wenn man nur einmal in der Woche einen Krimi im Fernsehen guckt. Auch die Diskussion um den Fernsehkrimi, wo er steht, wo er hin geht, was er kann, finde ich sehr wichtig.
Und wo steht der Fernsehkrimi im Jahr 2014?
Was mir aufgefallen ist im Programm, ist die Vielseitigkeit. Es gibt die verschiedensten Themen, auch gesellschaftspolitisch relevante Themen. Es geht quer durch Deutschland, es gibt den Nordseefilm, den Berlinfilm, den Taunuskrimi. Es ist also weit gestreut. Was mir dieses Jahr besonders gut gefallen hat, ist, dass neben sehr ernsten Themen und Zugängen zwei Einreichungen auch versuchen, die Geschichten komödiantisch zu erzählen. Das ist sehr gelungen. Das heißt jetzt nicht, dass jeder Krimi eine Komödie sein muss. Aber ich mag es auch, etwas mal leichter oder einfach anders anzugehen.
Welche Akzente setzen Sie als neue Leiterin des Festivals?
Mir ist Qualität sehr wichtig, die Qualität des Films, der Stoffe, der Schauspieler, der Jurys. So entsteht das Programm. Und dieses Jahr ist natürlich zehntes Jubiläum, da ist ein kleiner Rückblick wichtig und auch der Blick nach vorne. Eine Podiumsdiskussion widmet sich dem Thema Internet und Fernsehen, weil da gerade sehr viel passiert, besonders im Krimibereich. Hier müssen sich die Fernsehsender einstellen. Wir haben ein Symposium mit dem stellvertretenden arte-Programmdirektor Florian Hager, der ist so der Crack in diesem Bereich. Die Zuschauer, vor allem die jungen, schauen nicht mehr linear fern, die gucken nicht sonntags um viertel nach Acht den Tatort, sondern in der Mediathek oder bei iTunes, und da müssen die Sender reagieren. Florian Hager wird einen Keynote-Vortrag halten, und dann wird diskutiert über die Formate im Krimibereich oder überhaupt im Fernsehen.
Sie konnten mit Ulrich Tukur einen der bekanntesten und sicher besten Schauspieler Deutschlands als Schirmherr gewinnen – wie haben Sie das geschafft?
Liane Jessen vom Hessischen Rundfunk hat mir eine Tür geöffnet. Ulrich Tukur mag das Festival. Er war schon zwei oder drei Mal da. Er kommt einfach sehr gerne nach Wiesbaden und genießt es, bei diesem Festival zu sein. Er mag die Atmosphäre, mag das Caligari, und scheint einfach sehr positive Erinnerungen an Wiesbaden zu haben. Er wird zur Preisverleihung kommen.
Es gibt auch wieder die lange Nacht, in der zwischen 19.30 Uhr am Festivalsamstag und 12 Uhr am Festivalsonntag nonstop alle zehn Wettbewerbsfilme laufen – wie viele Stunden haben Sie sich vorgenommen?
Ich finde es eine großartige Idee, aber ich selbst werde es wohl nicht durchhalten. Erstens bin ich überhaupt kein Nacht-Mensch, und außerdem kenne ich die Filme ja schon. Ich könnte mich höchstens genüsslich in einen roten Caligarisessel setzen und ein bisschen schlafen. Zum Anfang und zum Ende möchte ich aber auf jeden Fall dabei sein. Aber da gibt es ja wirklich, wie ich höre, Zuschauer, die die ganze Nacht durchhalten. Das finde ich großartig. Ich habe mal Edgar Reitz´ „Heimat“ im Schauspiel Frankfurt gesehen. Da habe ich wirklich eine Nacht durchgehalten, bin aber zwischendurch schon eingenickt.
MENSCH
Kommt es vor, dass Sie nach einem Krimi nicht schlafen können?
Nein, ich kann immer schlafen. Es ist ja Fiktion.
Wenn Sie merken, dass ein Krimi Mist ist, schalten Sie ab, oder halten Sie durch?
Ich schalte ab. Es kommt aber nicht oft vor.
Angenommen, Sie dürfen oder müssen eine Rolle in einem Krimi übernehmen – welche wäre das?
Auf gar keinen Fall die der Staatsanwältin. Die finde ich immer langweilig. Ich glaube, ich wäre gerne Mörderin.
Wer oder was ist in Wiesbaden kriminell?
Da ist mir noch gar nichts aufgefallen. Nein, wüsste ich jetzt nicht. Ich bin natürlich immer nur zum Arbeiten hier. Bis jetzt habe ich wirklich nur sehr viel Positives hier erlebt. … Ach, doch! Mein Fahrrad ist direkt am ersten Tag komplett auseinandergenommen worden. Da war dann nur noch der Rahmen übrig.
Am 8. März ist Weltfrauentag. Welche Bedeutung hat dieser Tag für Sie?
Ich fand diesen Tag immer wichtiger als den Muttertag. Auch meine Kinder haben mir eher zu diesem Tag eine Kleinigkeit geschenkt als zum Muttertag.
Das 10. FernsehKrimi-Festival findet vom 11. bis 16. März in der Caligari Filmbühne statt. Wir verlosen 3×2 Freikarten für „Die lange FernsehKrimi-Nacht“ am 15. März. Mail mit Nennung des/der Lieblings-TV-Kommissars/Kommissarin an losi@sensor-wiesbaden.de