Interview: Dirk Fellinghauer. Foto: Simon Hegenberg.
Beruf
Um was alles kümmern Sie sich als Sportdirektorin und Teammanagerin des 1. VC Wiesbaden?
Ich bin zusammen mit dem Geschäftsführer für das komplette Personalmanagement verantwortlich. Bei Transfers muss ich nicht nur Flüge buchen, damit die Spielerinnen rechtzeitig da sind. Über ein festgelegtes Procedere des Weltverbands, Aufenthaltsgenehmigungen und so weiter hängt da auch ein ganzer bürokratischer Rattenschwanz dran. Ich versuche generell, optimale Strukturen zu schaffen, auf Gutes aufzubauen und nicht so Gutes abzuschaffen. So werden wir uns künftig im Mentalbereich stärker aufstellen. Wir zeigen außerhalb der vier Hallenwände Präsenz bei Events wie dem Stadtfest, was ich ebenso koordiniere wie Hallenzeiten und Trainingsbetrieb.
Der Grundstein für die Halle am Platz der Deutschen Einheit ist endlich gelegt – ein Grundstein für eine rosige Zukunft des VC Wiesbaden?
Die Vergangenheit, die ich als aktive Spielerin miterlebt habe, ist ja keine unrosige. Ich würde eher sagen, es ist der Grundstein für eine große Zukunft – allein von der Halle selbst, der Höhe und der Zuschauerkapazität, wo ich großes Potenzial sehe, auch für Sponsoren. Wir können unbeschwerter sein, wenn wir nicht mehr um Ausnahmegenehmigungen der Deutschen Volleyballliga bangen müssen.
Der Kader für die neue Saison, die im Oktober startet, ist komplett – welche Kriterien waren Ihnen bei der Auswahl der Spielerinnen wichtig?
Unser Bundesligatrainer Andi Vollmer hat ein Casting vorgenommen, über Videos im Internet und Spieleragenten. Dann ist er mit seinen Wünschen an uns herangetreten, und der Geschäftsführer und ich haben uns auf kaufmännischer Sicht damit beschäftigt. Bei manchen Wunschkandidatinnen muss man natürlich abwägen. Da für den zwölfköpfigen Kader acht Spielerinnen aus der letzten Saison behalten haben, gab es hier gar nicht so viel zu tun.
Sie haben sich in Ihrer Laufbahn nie ganz auf den Sport als Beruf verlassen – welche Vor- und Nachteile hatte und hat dieser Weg für Sie?
Ich habe jetzt den Beruf, in den ich langfristig rein wollte. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht und Sportmanagement studiert und war schon während meiner Zeit als aktive Profispielerin in den Bereichen tätig. Ich komme mit meiner jetzigen Position sehr gut klar, das macht sehr viel Spaß. Der Zeitpunkt und wie es dazu gekommen ist, war nicht abzusehen. Aber die Richtung wollte ich schon einschlagen.
Was verbinden Sie mit dem Namen Achim Exner?
Dazu will ich nicht wirklich viel sagen. Er war viele Jahre der Macher des VCW und hat den VCW zu dem gemacht, wo er Anfang 2011 stand. Dazu gehört natürlich auch die Deutsche Vizemeisterschaft 2010.
Mensch
Welche Erinnerungen haben Sie an die DDR?
Ich bin 1980 geboren, da habe ich nicht mehr so viele prägende Kindheitserinnerungen – außer, dass ich staunend im Intershop stand, wo die Regale deutlich bunter waren als bei uns im Konsum und Kaufhalle. Das blaue Halstuch der Jungpioniere habe ich noch getragen, weiter ging es aber nicht.
Sie sind ein Inselkind, haben die ersten Jahre Ihres Lebens auf Rügen verbracht. Hat Sie das geprägt?
Ich bin mit meinen Eltern mit 5 von Halle nach Bergen gezogen. Rügen ist ja riesengroß, da kommt eigentlich kein Inselgefühl auf. Und schon mit 12 ging ich ins Sportinternat nach Schwerin. Ich fühle mich eher als norddeutsches Kind. Die Ostsee hat mich geprägt und das Meer, das gibt mir ein Gefühl von Heimat.
Auf Ihrer Homepage nennen Sie „Freunde und Familie“ als einzige Hobbys. Verraten Sie uns etwas über Ihre Freunde und Ihre Familie?
Weil ich durch meinen Beruf so wenig Zeit für Familie und Freunde habe, genieße ich die Zeit mit ihnen wie ein Hobby. Da ich viele unterschiedliche Stationen hatte, wo ich teilweise nur ein Jahr war, muss ich viele Freundschaften über die Entfernung pflegen, und zwar am liebsten per Telefon. Das habe ich mir zu meiner Zeit als aktive Sportlerin angewöhnt. Wenn man stundenlang auf der Autobahn unterwegs ist, kann man nur schlafen, lesen oder telefonieren. Ich wollte die Zeit gut nutzen und habe dann immer telefoniert. In Wiesbaden habe ich mir mittlerweile aber auch einen Freundeskreis aufgebaut.
Wo und wie machen Sie Urlaub?
Wo, das weiß ich noch gar nicht genau. Auf alle Fälle später, eher im September, da die jetzige Vorbereitungsphase im Verein sehr wichtig ist. Wenn die Mannschaft im Traingslager ist, mache ich dann auch Urlaub. Auf jeden Fall in der Sonne!
Wo kommt für Sie in Wiesbaden Urlaubsstimmung auf?
Ich bin gerne unten am Rhein, hatte ja auch eineinhalb Jahre lang eine Wohnung in Biebrich. Da ist es wieder, mein Thema Wasser, wenn es auch nicht das offene Meer ist. Der Rheingau hat für mich auch mittlerweile schöne Ecken, zum Fahrradfahren oder Spazieren gehen. Da muss ich aber noch viel nachholen, zum Beispiel beim Thema Weinproben. Zu meiner Zeit als aktive Spielerin in Wiesbaden habe ich ja eineinhalb Jahre nur in der Halle gestanden.
Am 20. Oktober starten die Volleyball-Damen mit dem ersten Heimspiel in der Halle am 2. Ring in die neue Bundesliga-Saison. Alle Infos, Tickets etc. gibt es hier: www.vc-wiesbaden.de