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Das große 2×5-Interview: Isabelle Acker, Sinnstifterin & YouTuberin, 22 Jahre

Interview Dirk Fellinghauer. Foto Arne Landwehr. 

Für  deine jungen Jahre hast du schon einen beachtlichen Lebenslauf – wie schaut der aus im Schnelldurchlauf?

Nach meinem Abitur 2013 wusste ich überhaupt nicht, was ich machen soll. Ich habe dann erst mal ein Designpraktikum gemacht für drei Monate. Eigentlich wollte ich immer als Au-pair in die USA. Dann bin ich aber zum Freiwilligen Sozialen Jahr beim „People´s Theater“ in Offenbach gekommen. Das war das beste Jahr meines Lebens. Wir sind als Mentoren für eine friedlichere Gesellschaft jeden Tag in Schulklassen gegangen und haben über interaktives Theater soziale Kompetenzen vermittelt.  Anschließend war ich dann drei Monate in den USA, dann drei Monate bei dem Fernsehsender Hamburg 1, dann drei Monate in Asien und drei Monate in München bei „Galileo“, das war auch richtig cool. Im Oktober 2015 habe ich schließlich angefangen, Film zu studieren.

Neben deinem Studium bist du vielfältig für eine bessere Welt unterwegs. 

Mir ist es immer wichtig, etwas zu machen, was sinnstiftend ist, also positiv zur Gesellschaft beiträgt – auch über meinen YouTube-Kanal. Die Idee kam durch mein Soziales Jahr. Ich habe gemerkt: Wow, ich habe ein Jahr lang aktiv etwas bewegen können in der Gesellschaft. Aber ich war einfach erst 19 – das fand ich so krass. Weil jeder erzählt, du musst erst mal was werden, um etwas zu bewegen. Und ich habe das schon in diesem Jahr irgendwie geschafft. Da habe ich gedacht, okay, wenn ich diese Fähigkeit habe, möchte ich das weiter auch tun und zu etwas nutzen, was die Menschen bewegt.

Was genau willst du erreichen mit deinem YouTube-Kanal „Isy´s Kopfparty“? 

Ganz viel liegt in diesen kleinen Momenten, die ganz viel verändern. Wenn an der Supermarktkasse eine Kassiererin sitzt  und mir einfach nett Hallo sagt, das erleuchtet schon meinen Tag. Das Gleiche kann ich bei anderen auch bewirken. Ich starte kleine „Acts of Kindness“. Es geht aber auch um philosophische Fragen, dass ich Leute aus aller Welt frage, was ist Glück, was ist Liebe, wie kann man die Welt verändern? Jetzt möchte ich  zunehmend Porträts von inspirierenden Menschen und Vorbildern filmen. Und selber noch ein paar Erfahrungen teilen. Also sehr vielfältig, deshalb heißt der Kanal auch „Kopfparty“, weil man nie weiß, was passiert. Ich selber weiß das nie.

Machst du das alles als One-Woman-Show?

Ich würde mir voll wünschen, dass ich noch ein Team hätte. Aber es ist ultraschwer, Leute dazu zu bewegen, ihre Zeit für eine Vision zu teilen. Manchmal unterstützen mich tatsächlich Freunde mit Expertise, die mir fehlt. Das ist wunderbar. Aber ich finde es selber total schwierig,  passende Praktika oder Jobs zu finden, weil ich Ansprüche habe an sinnvollen und ästhetischen Content. Die paar Firmen, die dem gerecht werden, sind dann eher in L.A., zum Beispiel „Soul Pancake“. Da bewerbe ich mich auch ständig. Mal schauen, ob eine Stelle frei wird. 

Verdienst du auch Geld mit deiner Filmarbeit?

Ich könnte mich als Videographer anbieten. Das machen viele Kommilitonen für irgendwelche Unternehmen und Werbeproduktionen. So etwas möchte ich aber nicht machen. Manchmal habe ich Assistentenjobs zum Beispiel für den WDR,HR, das ZDF oder beim Film. Mein Traum ist es, als Redakteurin unterwegs zu sein. Dinge entdecken und den Horizont der Zuschauer ebenfalls erweitern. Mir geht es um die Nachrichten und Geschichten, die nach draußen gehen. Deshalb überlege ich, eine Produktionsfirma aufzubauen so wie eben „Soul Pancake“, die einfach coole Themen haben und das machen, was der Welt etwas bringt.

MENSCH

Warst du schon immer so wiss- und inspirationsbegierig? 

Tatsächlich war es nicht immer so. Als ich 15 war, hat mir meine damalige beste Freundin erzählt, dass sie in Afrika ganz viele arme Menschen gesehen hat. Dadurch, dass sie es erlebt hat, war es viel näher und unmittelbarer als in den Nachrichten. Das fand ich voll schockierend. Ich lese seitdem sehr viele Bücher. Am Anfang über die Wirtschaft – ich habe mich mit dem Kapitalismus beschäftigt und sehe den recht kritisch -, jetzt mehr über ganz unterschiedliche Themen, sehr viel über Schulen, Philosophie, Astronauten … 

Du kommst gerade aus Kolumbien zurück. Was hast du dort gemacht?

Ich war in Bogotá auf dem „One Young World Summit“, einem globalen Zukunftsforum mit jungen Menschen aus aller Welt. Cher, Bruce Dickinson von Iron Maiden, Prof. Muhammad Yunus, Bob Geldof und der Präsident von Kolumbien sind nur einige der vielen inspirierenden Speaker. Ich durfte dank einem Mentor von mir backstage unterwegs sein und filmen. Ich habe mich sehr gefreut Jérôme Jarre treffen zu dürfen. Das ist auch so ein krasser Typ, der durch Videos die Welt verändern möchte. Er hatte damals 8 Millionen Follower auf der App „Vine“. Er ist ein Vorbild für mich. Ich wollte ihn filmen, von ihm lernen, Energie mitnehmen –  das konnte ich. Außerdem habe ich mir viele Reden angehört. Teilweise habe ich geweint, es war sehr emotional.  Das Tolle dort ist, dass man sich die Probleme der Welt vergegenwärtigt, gleichzeitig werden aber auch Lösungen präsentiert. Das war wunderschön.

Du bist jetzt „One Young World Ambassador“. In welche Richtungen gehen die Lösungen für die Probleme der Welt?

Die Hauptaussage war ganz oft: „Just do it“. Wenn du eine Idee für eine Lösung hast: Mach´ es einfach. Jeder ist motiviert, etwas zu machen.  Das können auch Kleinigkeiten sein. Die wichtigste Fähigkeit eines Menschen ist es, offen zu sein, lernbereit und bereit, den anderen zu verstehen. Dadurch kann ganz viel vermieden werden. Wenn Kofi Annan uns jungen Leuten sagt „You lead the change in the world“ – dann hat man das Gefühl, man muss dem gerecht werden.

Blickst du optimistisch in die Zukunft?

Ja. In meinem persönlichen Umfeld sind nur Leute, die irgendwas bewegen. Wir müssten viel mehr zurückschrauben in kleinen Dingen. Zum Beispiel Film ist eine so krass große Industrie, wo auch so viel verschwendet wird. Allein die Plastikcups an den Sets. Es wurde noch nie gesagt, Filme sind umweltschädlich. Es gibt so viele Filme, die anderthalb Stunden laufen, die hat man sofort danach komplett vergessen. Und trotzdem wird da so viel Zeit und Geld reingepumpt und Energie verbraucht.  Deshalb will ich nur Filme machen, die etwas Sinnvolles verbreiten. Ich reise nur für Events, wo ich auch aktiv etwas produziere, also zum Beispiel Filme, die bereichernd sind – persönlich versuche ich nicht in den Urlaub zu fliegen, weniger Fleisch zu essen, auch so eines der krassen Umweltdinger. Diese Kleinigkeiten … wenn man weiß, wie wichtig das ist und weiß, es gibt schon Leute, die das machen, dann wird es irgendwann zur Norm. Das wäre halt cool. Deshalb bin ich auch optimistisch.

Du hast eine ansteckend fröhliche Ausstrahlung. Bist du auch mal schlecht gelaunt?

Mir fällt es sehr leicht, wenn ich gut gelaunt bin, andere zum Lachen zu bringen. Ich würde es Energie im Alltag nennen. Das kann man mit jedem herstellen.  Wenn ich aber zum Beispiel in der Uni bin, geht es mir nicht so gut. Ich liebe es ja zu lernen. Aber in der Uni lerne ich leider nicht so viel. Deshalb drehe ich gerade autodidaktisch eine Bildungsdoku. Damit will ich zeigen, dass jeder die Freiheit haben sollte, so zu lernen und das zu machen, was man will. Ich bin deswegen auch ein Fan vom globalen Grundeinkommen. Es gibt so viele Menschen wie mich, die intrinsisch motiviert sind und für die Uni eher Zeitverschwendung ist.  Deshalb mache ich die Doku, um hoffentlich zu zeigen: Es ist okay, wenn man nicht studiert.

 

2 responses to “Das große 2×5-Interview: Isabelle Acker, Sinnstifterin & YouTuberin, 22 Jahre

  1. Ein wunderbares Interview mit einer inspirierenden Persönlichkeit.
    Macht uns Weltverbesserern und Weltverbesserinnen Mut!!
    Weiter so, liebe Isy!!!

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