People Are Strange, liebe sensor-Leser*innen,
das wusste schon Jim Morrison. Der Mensch, dieses seltsame Wesen, läuft in diesen seltsamen Corona-Zeiten zu Hochform auf, auf der ganzen Welt und auch in der Wiesbadener Welt. Nur ein paar Minütchen in den sozialen Medien genügen, um dies zu beobachten.
Es sind ver-rückte Zeiten. Was eben noch selbstverständlich war, ist nun obsolet. Ein Virus stellt vieles in Frage und auf den Kopf. Wissen und „Wahrheit“, Müssen, Können, Wollen, Dürfen – alles überschlägt und überholt sich in Windeseile. Und der Mensch, dieses seltsame Wesen, reagiert irritiert und oft irrational.
Es dauerte ziemlich „lange“ – also ein paar Tage, auch das Zeitgefühl verändert sich immens -, bis den meisten klar wurde, jetzt wird´s doch irgendwie „ernst“. Die Scherze wichen der Panik, plötzlich war nichts mehr egal, erst recht nicht scheißegal – ich sage nur … Sie ahnen es … Klopapier. Es wurde gehamstert, was ging. Und dann: AUSGANGSSPERRE!!! wurde immer lauter gebrüllt. Auch tagesschau.de schien irgendwie richtig scharf drauf, dass sie kommt. Geradezu danach lechzende Headlines standen über Artikeln, aus denen dann aber hervorging, dass da doch noch längst nichts klar ist. Sie kam dann ja auch nicht, weil plötzlich – Danke auch an den Wettergott – am entscheidenden Tag die meisten plötzlich ziemlich brav zuhause blieben.
Es wurde „nur“ ein Kontaktverbot – all diese Worte in diesen Zeiten … Kontakte kann man bekanntlich auch pflegen, ohne sich in Spuckweite gegenüberzustehen – in Wirklichkeit ist es ein Begegnungsverbot. Auf jeden Fall vergingen kaum 24 Stunden, bis Stimmen laut wurden, dass es so nun aber wirklich nicht lange gehen könne und bestimmt „bald“ (?) die Stimmung wieder kippen würde.
Ein Fest für Psychologen muss das alles sein gerade, was ein Albtraum für ganz viele, in unterschiedlich starker Ausprägung und Auswirkung eigentlich für fast alle ist. Es gibt kaum jemanden, der nicht irgendwie betroffen ist. Es gibt kaum etwas, was nicht auf dem Spiel steht. Im schlimmsten Fall tatsächlich das Leben, in fast allen Fällen zumindest das Leben, wie wir es bisher kannten.
Zum Glück ist, so platt wie wahr, jede Krise auch eine Chance. Ein Fest der Kreativität erleben wir auch, ein Fest der Ideen und der Solidarität. In all dem Schlechten, teilweise Schrecklichen, vielfach Hilflosen, geschieht auch viel Gutes und Großartiges. Vieles, was bislang nicht denkbar schien, ist nun plötzlich möglich, oft von heute auf morgen.
Auch bei uns hat „Corona“ einiges durcheinandergewirbelt. Anzeigenstornierungen, Umsatzrückgang – und die besonders wichtige Frage: Wie bringen wir diesen sensor überhaupt zu Ihnen, wenn die üblichen Auslagestellen geschlossen sind?
Auch wir gehen, buchstäblich, neue Wege. Einer davon: Sie finden diese Ausgabe auch im Wiesbadener Kurier. Großes Danke an alle, die das möglich gemacht haben. Und „Schön, Sie kennenzulernen“ an alle, die unser Stadtmagazin, das mit dieser Ausgabe seinen 8. Geburtstag feiert, so vielleicht zum ersten Mal in den Händen halten. Wenn Sie es Ihrerseits schön oder interessant oder bereichernd finden, uns kennenzulernen: Halten Sie gerne auch künftig Ausschau nach uns. Normalerweise finden Sie sensor 20.500-fach an rund 1000 ganz unterschiedlichen Auslagestellen in der ganzen Stadt. Wir freuen uns schon jetzt auf die Zeit, wenn wieder „normalerweise“ sein wird.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie gut durch diese Zeit kommen. People Are … Strong!
Dirk Fellinghauer, sensor-Kontakthaltender
(Foto Tobias Hoffmann)