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Editorial März-sensor – Nachtleben in Wiesbaden: Mosert ihr noch oder feiert ihr schon?

Tanzschuhe. Schloss Freudenberg, „Tanzbar“, 24. Februar 2023, 00:51 Uhr.

Mosert ihr noch oder feiert ihr scbon,

liebe sensor-Leser:innen? Lasst euer Sofa Sofa sein, die Wiesbadener Nacht wartet! Und von der könnt ihr richtig was erwarten. Glaubt ihr nicht? Glaubt mir: Das Wiesbadener Nachtleben existiert. Und: Es ist besser als sein Ruf.

Wir sind ausgeschwärmt und eingetaucht in das neue Wiesbadener Nachtleben. Dabei ist uns einiges aufgefallen. Vorneweg: Mehr und mehr Kollektive prägen die Wiesbadener Nächte. Kreative Haufen junger Menschen finden zusammen und machen einfach.

Sie suchen und finden Räume und Orte, die sie für sich – und für ein dankbares Publikum – erobern mit besonderen Feierformaten. Sie kreieren und zelebrieren Abende und Nächte als Gesamtkunstwerke mit aufwändiger Deko, selbstgezimmerten mobilen DJ-Pulten, begleitenden „Nur für eine Nacht“-Ausstellungen. Oder auch umgekehrt – bei Ausstellungen bauen „nebenbei“ DJs ihr Equipment auf und machen die Vernissage zur Party.

Da brodelt und entfaltet sich Kreativität und Jugend in einer Stadt, der selbiges oft abgesprochen wird, wo Cooles gerne weggemosert wird.

Ein Trend sind wandernde Partys – heute hier, morgen da wird gefeiert, was auch daran liegt, dass es – das wurde immer wieder bemerkt bei unseren Trips durch die Nacht – an Clubs mangelt. Gut, dass wenigstens das Badhaus 1520 durchstartet. Und sonst? „Viele Kollektive füllen die Lücke mit nischigen Konzepten, Privatpartys und Zwischenmieten“, schreibt uns das sehr rührige Kollektiv Fünfsinn: „Veranstaltungen werden von den Leuten für die Leute organisiert, die feiern gehen wollen. Leerstehende Gebäude oder ungenutzte Felder werden zum Feiern genutzt.“ Das hat auch seinen Charme, aber keine verlässliche Konstanz: „Das Kollektiv sucht nach einer festen Location! Hat wer eine Idee?“.

Schlachthof, Krea, Kontext sind sichere subkulturelle Bänke in Sachen Clubbing, auf der kommerzielleren Schiene ist Das Wohnzimmer stabiler Garant für durchgetanzte Nächte, auch Park Café und Euro-Palace geben  Gas, hin und wieder bittet „Lenz“ als Altstadt-Bar-Institution zum Tanz. Es gibt aufregende Off-Spaces wie das Labor Westend, es wird auch immer wieder „secret“ und halblegal oder illegal gefeiert. Dass die „Studistadt“ Wiesbaden an Fahrt aufnimmt, macht sich zaghaft im Nachtleben bemerkbar.

Weitere Trends: Das DJ-Pult als Männerdomäne ist passé. Weibliche DJs stehen immer häufiger in den Line-ups. Safe Space ist ein Thema, Awareness-Teams gehören dazu. Eher ausgedient hat der Personenkult um einzelne DJs – die Gemeinschaft ist der Star. Dazu passt die, auch körperliche, Nähe zwischen DJ und Crowd.

Es wird auch gern spontan getanzt und „hybrid“, Weinbars, Cafés, Ateliers und Kneipen werden zu Pop-Up-Dancefloors.

Bei aller Begeisterung für das neue Nachtleben in Wiesbaden – richtig ist: Die Stadt macht es denen, die was auf die Beine stellen und an den Start bringen wollen, nicht immer einfach, Enthusiasmus hier wird oft von Behäbigkeit da ausgebremst.

Und: Das Party- und Clubbinggeschehen wird Feierwütigen in der Kurstadt nicht immer auf dem Silbertablett serviert. Man kann sich nicht drauf verlassen, dass an jedem beliebigen Wochenende an jeder beliebigen Location eine Party steigt. Man muss schon Augen und Ohren offenhalten, mitunter auch die richtigen Leute kennen, um dabei zu sein.

So manch träge-beleidigter „hätte ich DAS gewusst“-Kommentar im Nachhinein nervt aber doch ein wenig. Das meiste KANN man wissen, und zwar vorher. Social Media, vor allem Instagram, wird rege genutzt, um für Partys zu trommeln. Der gute alte Flyer hat aber auch nicht ausgedient. Und ganz dezent darf ich natürlich den sensor als Informationsquelle empfehlen, gedruckt wie auch online auf www.sensor-wiesbaden.de, unter anderem mit dem jeden Freitag veröffentlichten sensor-Wochenendfahrplan, und unsere Social-Media-Präsenzen auf Facebook, Twitter, Instagram.

Feiert schön!

Dirk Fellinghauer, sensor-Tanzbär

PS: Wenn ihr mal das Geschehen auf der Tanzfläche selbst mitgestalten wollt, empfehle ich euch diese charmante Partyidee: Samstag, 10. März, im Kontext in der Welfenstraße – DJ Andi Säge und Freunde laden zum Schallplatten-Tanzabend, in mono und stereo. „Garantiert: Hüftgoldvernichtende Hits! + Tausende Glücksmomente“ verspricht er und ganz speziell:  „Bringt euren persönlichen Hit auf Single oder Lp mit. Dieser wird in einem Zeitfenster, ohne meckern und kotzen, auf die Plattenteller aufgelegt.“ Am 31. März rückt Andi Säge dann mit seinen Schallplatten im bis dahin wiedereröffneten Walhalla im EXIL an.

PS2: Wenn ihr erwartungsfroh den März-sensor auf der Suche nach dem auf dem Titel angekündigten Beitrag mit DJ FM durchsucht – hier müssen wir euch leider vertrösten und um Geduld bitten: In letzter Minute mussten wir das 2×5-Interview mit der Wiesbadener DJ-Legende aus organisatorischen Gründen in die kommende April-Ausgabe verschieben. Update: hier ist es.