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Eule mit Botschaft: Constantin Müller hat Kurzspielfilm über den Tod gedreht – Screening bei Exground

Text: Anja Baumgart-Pietsch. Fotos: Erie Ehrenberg, privat

Mia rennt durch ein Kornfeld und denkt dabei an ihre tote Schwester. Immer noch fühlt sich das kleine Mädchen ihr verbunden, und sie weiß, wie gerne die Schwester Eulen mochte. Eine Eule will sie jetzt suchen, damit diese ihrer Schwester im Himmel eine Botschaft überbringen kann. Das ist die Idee, die der Wiesbadener Filmemacher Constantin Müller in einem berührenden 30minütigen Spielfilm auf die Leinwand gebracht hat, gedreht als Abschlussarbeit seines Studiums an der Hochschule Mainz.

Nicht von ungefähr hat der 28-Jährige dieses ernste Thema gewählt. Constantin Müller ist ehrenamtlicher Mitarbeiter im Kinderhospiz Bärenherz, und das schon seit einigen Jahren. „Junger Mann“, das macht ihn dort durchaus zum „Exoten“: „Die meisten Ehrenamtlichen dort sind eher ältere Damen.“ Als junger Mann ist er daher sehr gefragt und engagiert sich sowohl im Hospiz als auch in der ambulanten Betreuung todkranker Kinder. Und er kümmert sich um die Geschwister, deren Bedürfnisse im Alltag oft zu kurz kommen.

„Ich war auf einer Freizeit, als mir ein Mädchen ein Fotoalbum von ihr und ihrer verstorbenen Schwester zeigte. Neben die Bilder hatte sie Eulen geklebt, denn die, so hatte sie sich es ausgedacht, passen auf ihre Schwester jetzt auf.“ Da hatte Müller seine Idee gefunden. Der in Trebur geborene leidenschaftliche Filmer – „schon als Jugendlicher habe ich ständig gefilmt und meine ganze Familie musste mitmachen“ – wurde zunächst beim ZDF zum Mediengestalter ausgebildet. „Mir war aber bald klar, dass ich selbst Regie führen möchte“, erzählt Müller.

Starke Gefühle im kurzen Format

Mit einem Kamera- und Equipmentverleih hat er sich das nötige wirtschaftliche Standbein geschaffen. Er drehte Kurzfilme, unter anderem zum Thema Alzheimer, und Werbefilme, „aber auch mit denen möchte ich gerne Geschichten erzählen, Emotionen wecken“, sagt Müller. Mit kurzen Formaten Gefühle in komprimierter Form stark rüberzubringen, das ist sein Ziel. Der in der Branche gut vernetzte Technikexperte merkte aber schon früh, dass er noch etwas anderes tun wollte. Bei einem Dreh mit Kindern hatte er herausgefunden, dass er einen guten Draht zu den Kleinen hat und begeistert war, wie manche als Schauspieler regelrecht aufblühten.

„Mir ging es gut. Ich hatte alles, was ich wollte – aber etwas fehlte.  ich  habe dann einfach mal bei Bärenherz angerufen.“  Dort fand er heraus, dass er als ehrenamtlicher Helfer zunächst eine ausführliche Ausbildung durchlaufen musste. „Es geht sehr stark um Selbstreflexion. Einmal mussten wir einen Brief verfassen, den wir schreiben würden, wenn wir wüssten, dass wir in einer Stunde sterben müssten.“ Das beschäftigte Müller enorm, der aber entschlossen war, dabeizubleiben.

80-köpfige Crew arbeitete ehrenamtlich

„Mit sehr gutem Zeitmanagement“ schafft er es seitdem, Ehrenamt, Filmemachen samt vorhergehender aufwendiger Recherche und dazu seine Technikfirma – nicht zu vergessen ein bisschen Privatleben – zu verknüpfen. Und wirkt dabei absolut zufrieden und fröhlich. Für „Mia und die Eule“ hat er sich richtig ins Zeug gelegt und Sponsoren gesucht. „Trotzdem hat die rund 80köpfige Crew komplett ehrenamtlich gearbeitet.“ Ein Drehort wurde im Hunsrück gefunden, „da haben wir ein leer stehendes Haus umgeräumt und sind mit einem Jäger im Wald so lange unterwegs gewesen, bis wir die richtige Waldlichtung für die Nachtszene mit der Eule gefunden hatten.“ Auch einen Tiertrainer brauchte es dazu.

Ein bundesweites Casting für die Hauptrolle führte schließlich doch wieder nach Wiesbaden, wo er Zoe Lara Löhmann von der Schauspielschule „Scaramouche“ fand. Sie hat schon in einigen Filmen mitgespielt, „ein absoluter Glückstreffer“, schwärmt Müller von seiner sommersprossigen Hauptdarstellerin, die ihre Sache in der Tat hervorragend macht. Einen alten Jäger spielt der in Wiesbaden auch vom Staatstheater bekannte Wolfgang Packhäuser. Als Koproduktion von „Kontrastfilm“ und „Spectral TV“ wurde der Film mit Kameramann Markus Ott  gedreht und auch schon auf diversen Festivals preisgekrönt. Einen pädagogischen Einsatz seines Films kann sich Constantin Müller auch gut vorstellen, aber das erste Ziel, international in der Kurzfilmszene zu reüssieren, hat er bereits erreicht. In Italien, in den USA und in Indien war der 23-minütige Kurzspielfilm schon zu sehen.

„Mia und die Eule“ läuft im Original mit englischen Untertiteln an diesem Sonntag, 18.11., um 12 Uhr im Caligari im Rahmen des Programms „Wiesbaden Special“ bei dem von sensor präsentierten Exground Filmfestival, das vom 16. bis 25. November stattfindet. www.exground.com

 www.constantin-mueller.net