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Geschäft des Monats: 16qm – second hand & brands, Saalgasse 16

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka.

„Wahrscheinlich waren wir alle in den 80ern mal auf dem gleichen Crackers-Konzert.“ Darauf können Jana Zamojre und ich uns einigen, denn wir sind beide Ü 50 und in Wiesbaden aufgewachsen. Und lieben unsere Heimatstadt. Jana Zamojre möchte deswegen auch in ihrem Kiez, am Rande des Bergkirchenviertels, etwas dafür tun, um die Straßen zu beleben. Und hat im Oktober vergangenen Jahres ihren kleinen Laden „16 qm“ eröffnet.

Winzig und doch großzügig

Er heißt so, weil das genau seine Größe ist (dass auch die Hausnummer passt, ist Zufall). Das klingt winzig, aber das Geschäft wirkt überraschend licht und großzügig. Es ist ein Second-Hand-Laden für hochwertige Kleidung: Designerlabels sollen es sein, keine „Fast Fashion“, sagt die Inhaberin.

„Der Laden ist mir quasi vor die Füße gefallen“, sagt die studierte Betriebswirtin, die im gleichen Haus auch wohnt. Der vorherige Laden schloss, und Zamojre wurde sich mit dem Vermieter schnell einig, hier ihren lang gehegten Traum eines eigenen Geschäfts zu verwirklichen.

Boutique als zweites Standbein

Im Hauptberuf arbeitet sie bei einer Hausverwaltung, hatte aber immer schon Lust auf ein weiteres Standbein. Dafür hat sie jetzt den Freitagnachmittag und den Samstag reserviert. „Am Anfang kamen die Klamotten von Leuten aus meinem Bekanntenkreis“, berichtet die frisch gebackene Inhaberin. Mittlerweile hat es sich schon herumgesprochen, dass hier hochwertige Mode willkommen ist. Und so rufen zahlreiche Menschen an – auch einige Herren – um hier mit Termin ihre Sachen abzugeben. Drei Kleiderständer sind gut gefüllt mit Jacken, Hosen, Hemden, Kleidern, Blusen – eher in kleineren Größen. „Das hat sich bis jetzt so ergeben“, erklärt Jana Zamojre, will aber nicht ausschließen, dass auch mal was über Größe 42 abgegeben wird.

Schuhe, Taschen, Gürtel, Sonnenbrillen sind auch im Angebot. Aber nur das, „was ich auch selbst gerne tragen würde“, meint die Inhaberin. Als kürzlich jemand mit mehreren Pelzmänteln ankam, nahm sie diese nicht an, auch Kleidung mit Schäden muss draußen bleiben: „Gern habe ich es, wenn die Sachen auch frisch gereinigt und gebügelt sind“. Die Nebenerwerbs-Boutiquenbesitzern kann die  Zeit nicht aufbringen, auch noch Knöpfe anzunähen oder Ähnliches.

Regelmäßiges Stöbern lohnt sich

Man findet auch mal Prada, Fendi oder Gucci unter den Kleidungsstücken, Chloé,  Escada, Noa Noa oder andere Marken, „auch mal Zara, aber nur richtig gute Stücke“. Das Stöbern lohnt sich also – auch regelmäßig: Zwei Monate dürfen die Sachen hier hängen, was bis dahin nicht verkauft wurde, geht zurück. Den Preis legt sie gemeinsam mit jenen, die die Sachen abgeben, fest, den Erlös teilt sie sich hälftig mit ihnen. Verramscht wird hier nichts. Der Zara-Mantel, der mal über 200 Euro kostete, ist hier für rund 120 Euro zu haben.

Und eine schwarze Vintage-Lederjacke aus den 80ern, „die hat mal 1000 Mark gekostet!“ – gibt es jetzt für 200 Euro. Überraschend viel Laufkundschaft findet den Weg in die Saalgasse, „viele Leute, die auch ganz gezielt nach guter Second-Hand-Ware suchen“, berichtet die Inhaberin, die nach den ersten Monaten total zufrieden mit ihrer Geschäftsidee ist. „Ich hatte schon viele nette Begegnungen.“

Viertel im Aufschwung

Den Laden hat sie bewusst clean eingerichtet, nicht vollgehängt und überdekoriert. Im Augenblick dominiert noch Winterware, „das wechselt demnächst“, sagt sie. Mit der Nachbarschaft in der Saalgasse, Webergasse, Nerostraße ist sie sehr zufrieden.

„Das kommt gerade richtig in Schwung, mit den Weinbars um die Ecke und so weiter.“ Werbung macht Jana Zamojre auf Instagram und Facebook. Ihr Logo hat sie selbst entworfen, „second hand & brands“ fasst das Konzept kurz zusammen.

„Es ist zwar auch manchmal anstrengend“, gibt sie zu – schließlich muss ein Laden auch geputzt werden, Buchhaltung will erledigt sein, wenn man für alles allein zuständig ist – aber es lohne sich, sagt sie voller Überzeugung. Und sie scheint neben Hauptjob und Unternehmerinnentum sogar noch Reserven frei zu haben: Sonntags widmet sie sich noch einem Fernstudium. Hut ab!

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