Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka.
Einer, der sich mit historischen Rennrädern der Kultmarken Colnago, Motobécane, Gazelle oder Peugeot bestens auskennt und diese Schätzchen nun seit einem Jahr in Wiesbaden verkauft, ist Olaf Splittgerber. Das sind nicht nur tolle Sportgeräte mit nostalgischem Profi-Flair, sondern schöne Designerstücke obendrein. In der Hellmundstraße 5, mitten in einem – für den, der es wahrzunehmen weiß – stimmungsvollen Wiesbadener Kiez, hat sich Splittgerber in schönen Altbauräumen mit Stuckdecken einen Verkaufsraum samt Werkstatt eingerichtet, gegenüber in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Kneipe zusätzlich noch ein Lager. Der Radfreak hat einen Blick fürs Detail und das Schöne in der Umgebung: Er verschönert sogar die Pfosten auf dem Bürgersteig vor seinem Laden mit einer findigen Eigenkonstruktion mit Blumenschmuck. So beginnt das spezielle Ambiente bereits, bevor man das Geschäft überhaupt betritt. Drinnen läuft Jazz – oder Opernmusik, es riecht nicht nach Gummi oder Metall, sondern nach brennenden Duftkerzen: Ganz und gar nicht der typische Fahrradladen.
Eine Runde auf dem Rad – so entspannend wie eine Teezeremonie
Historische Rennräder und Rahmen, die der Sammler von überall her zusammengetragen hat, dekorieren die Wände wie Kunstobjekte. Dennoch sieht es hier natürlich auch nach Arbeit aus, Werkzeuge und Ersatzteile liegen herum. Olaf Splittgerber ist Sammler und Schrauber aus Leidenschaft und selbstverständlich auch regelmäßiger aktiver Radfahrer. Schon als Schüler empfand er seine abendliche Radrunde als unverzichtbare Entschleunigung und ist überzeugt: „Wenn das alle machen würden, dann würden sie nicht so den Berufsstress in die Freizeit mitnehmen. Das kann entspannend wirken wie eine Teezeremonie.“ Natürlich sei Radfahren auch vom Umweltaspekt her eine äußerst vernünftige Entscheidung, „denn die Städte können ja nicht noch mehr Autoverkehr aufnehmen.“
Der Firmenname erinnert an die liebe Oma
Warum eigentlich dieser originelle Name? „Sofie hieß meine Oma, die ich sehr liebhatte“, erklärt Splittgerber und zeigt einen schönen, alten Holzschrank, den er von der Großmutter geerbt hat. Aber natürlich hat es auch mit einer speziellen „Philosophie“ zu tun, dass er seinen Laden so genannt hat. Beruflich kommt Splittgerber aus der Eventbranche, hat dort jahrelang europaweit Veranstaltungen organisiert – ironischerweise tatsächlich in der Hauptsache für Autokonzerne. Ausgebildeter Handwerker ist er noch dazu. Und das Fahrrad-Schrauben hat er schon als Junge beim Vater eines Freundes gelernt und war fasziniert. Zusammen hervorragende Voraussetzungen für den speziellen Fahrradladen, der ihm schon lange vor dem geistigen Auge vorschwebte. Hervorragend vernetzt in der europäischen Vintage-Fahrrad-Szene ist er mittlerweile obendrein, besucht mit Begeisterung Rennen und Flohmärkte und weiß genau, wo er bestimmte Räder und Teile besorgen kann.
„Manchmal kommen ältere Herren mit einem Foto aus ihrer Jugendzeit, auf dem ihr altes Rad zu sehen ist, und haben mich gefragt, ob ich genau so eins besorgen kann“, beschreibt Splittgerber typische Kunden. Sehr oft kann er ihnen dann tatsächlich weiterhelfen. Splittgerber hat nicht nur wertvolle historische Modelle, sondern auch gebrauchte Alltagsräder im Angebot. Auch in der Werkstatt kümmert man sich nicht nur um Klassiker, sondern um alle Radtypen. Viele Kunden sind Alltagsfahrer, die einen persönlichen Service zu schätzen wissen. Da wird dann auch mal ein Rennrad nach Kundenwunsch citytauglich umgebaut, erhält Gepäckträger, Schutzbleche und einen höheren Lenker. Das Radrennen „l’eroica Germania“ im Rheingau am 25. August wird von der „Wellenmaschine“ (Uwe Buhrdorf, Berlin) organisiert. Splittgerber unterstützt die Veranstalter bei der Organisation, leistet technischen Support für die Räder. Außerdem bietet er in Wiesbaden gemeinsam mit dem ADFC beim Ostermarkt/Stoffmarkt (18.03.) und beim Stadtfest (30.09.) eine „Fahrradgarderobe“ an. Gäste können dort kostenlos ihr Fahrrad auf einem bewachten Parkplatz abstellen und durchchecken lassen. Und noch etwas schwebt ihm vor: In den Räumen seines Lagers gegenüber irgendwann mal ein Rad-Café einzurichten. Da möchte er dann auch die vielen historischen Fahrrad-Zeitschriften aus aller Welt auslegen, die er haufenweise gesammelt hat.
Kein Geschäft befriedigt mein Bedüfnis nach Hippness und lifestyle mehr als dieses kleine Antiquariat für elegante Stahlrahmen.
Hallo, gibt es den Laden noch.? Heute war alles zu und kein Schild mehr zu sehen….