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Geschäftsidee des Monats: Horst und Gisela Snackgabeln

HORST_UND_GISELA_simonhegenberg_-75Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Simon Hegenberg.

Horst und Gisela – ein Paar mittleren Alters, das gerne campt und Fritten isst, es sich aber genauso gerne mal  im privaten Pool bei Sekt und Käsehäppchen gut gehen lässt. Horst hat einen wundervollen Polizeibeamten-Bart und einen unschlagbaren Bademantel, Gisela die dazu passenden Sommerkleidchen.

Und beide sind zwar nicht mehr frisch verliebt, doch zwischen ihnen knistert es immer noch. So zumindest die Legende, die Designer Ralf Egenolf mit mehr als einem Augenzwinkern für seine kleine Produktentwicklung erfunden hat. Denn Horst und Gisela sind auch die Namen seiner schicken Edelstahl-Snackgabeln, die der Sonnenberger unter dem Label „Rosenhirsch“ seit einigen Monaten mit dem Slogan „Für alles zwischen Finger und Besteck“ vermarktet.

Schriftsetzer, Designer, Erfinder

Egenolf empfängt bei Spaghetti Carbonara am Familientisch mit jeder Menge Kindern – eigenen und Gästen – , filtert flink von Hand eine Tasse Kaffee und erzählt dabei aus seinem Berufsleben, das er als Schriftsetzer begann. Ein Beruf, der inzwischen ausgestorben ist, wie er mit Bedauern konstatiert. Egenolf ist nun selbstständiger Designer, arbeitet immer noch im Printbereich. Der Ausflug ins Produktdesign ist für ihn ein Novum, aber es macht ihm so viel Spaß, dass er diesen Weg weiter verfolgen will. Dass langlebige, schön designte Snackgabeln tatsächlich ein Produkt sind, das bisher auf dem Markt fehlte, davon ist er überzeugt. Nicht nur bei Currywurst und Pommes nervte ihn die übliche Holzgabel, auch bei High-End-Fingerfood-Buffets fand er die mitgelieferten Zahnstocher mehr als dürftig für den unfallfreien Verzehr der Häppchen. Die Idee eines persönlichen Bestecks, das man immer dabei hat, lag nahe.

Design, Philosophie, Mathematik

Aber Egenolf hat auch einen Hang zum Perfektionismus. „Schauen Sie mal“, springt er auf und zeigt diverse Prototypen, die seine Anforderungen nicht erfüllten. Zuerst waren die Gabeln breiter, „aber das hat sich nicht richtig angefühlt“. Und bis der richtige Metallbetrieb gefunden war, der in der Lage war, die Teile so herzustellen, wie es Ralf Egenolf vorschwebte, verging ebenfalls einige Zeit. Die Gabeln, die schließlich „aus der Symbiose von Design, Philosophie und Mathematik“ entstanden sind, haben tatsächlich perfekte Linien, perfekten Schliff –  und es ist auch sofort klar, wer „Horst“, und wer „Gisela“ ist. Das Ganze ist edel verpackt in einem – „nebenan in Wiesbaden!“ –  handgenähten Filzetui mit Gummizugverschluss. Bei einigen ausgewählten Läden in Wiesbaden – de Stalter Naschwerk am Marktplatz, Schön Schräg und Emma und Luise – sowie bei Ralf Egenolf im Direktvertrieb übers Internet ist das kleine Kunststückchen für knapp 30 Euro zu haben. Er hat rund um sein erstes Produkt eine ziemlich abgefahrene Kampagne entworfen, bei der er nichts dem Zufall überließ. Das Label „Rosenhirsch“ schwebte ihm schon lange vor – ebenso wie das pinkfarbene Heraldik-Design und das „R“, das das Logo bildet. Der Buchstabe in Frakturschrift stammt von einem Frühdrucker aus dem 16. Jahrhundert namens Egenolff, „von dem ich zwar kein direkter Nachfahre bin, aber ich fühle mich ihm verbunden“. Für ihn sind die Gabeln auch nicht nur Esswerkzeuge, sondern „Zeichen“ – das klare Design und das Material, rostfreies „Edelstahl 1.4571“, lasergeschnitten und von Hand veredelt, sprechen da für sich. Am meisten Spaß muss es aber gemacht haben, die Werbekampagne mit den fleischgewordenen Horst und Gisela  zu entwickeln. Zwei Schauspieler vom Frankfurter Volkstheater gaben bei den Fotoshootings und Videodrehs buchstäblich alles, um die kleinen Stahlstücke richtig prall in Szene zu setzen. Eine Spitzenidee, konsequent durchgezogen, die sich natürlich auch als Giveaway eignet. Das weiß auch Ralf Egenolf, der „Horst und Gisela“ auf Wunsch mit Gravur oder in Firmenfarben anbieten kann. Dass da auch noch andere Artikel „im Busch“ sind, ist klar. Ob die ebenfalls aus der Küche kommen werden, noch nicht.