Von Dirk Fellinghauer. Foto Kai Pelka.
Hamlet also. Der gute, alte Hamlet also gibt sich die Ehre, um das Zehnjährige der Sommerfestspiele Wiesbaden gebührend zu feiern. 420 Jahre nach der Uraufführung kommt der Shakespeare-Klassiker auf die Freiluftbühne im Burggarten Sonnenberg. 420 Jahre hat er auf dem Buckel, ungezählte Inszenierungen und Aufführungen hat er erlebt. Was ist da von noch einem Hamlet zu erwarten? Eine ganze Menge. Und doch auch wieder nicht.
Doch auch wieder nicht, weil die Textmenge und damit die Spieldauer des alten Schinkens von Regisseur Ulrich Cyran ordentlich eingedampft wird. Eine ganze Menge, weil Ulrich Cyran ein eingefleischter Theatermann ist, der es einfach drauf hat. Das hat er schon mehrfach gezeigt, das wird er auch zeigen wenn „Being Hamlet“ gereimt, getanzt, gesungen auf die Sommerfestspiele-Bühne bringt.
„Ein Hamlet, den es so garantiert noch nie gab“, wird versprochen: „Shakespeares Verse erleben eine unvergleichliche Frischzellenkur. Die Absolvent:innen der Musical Arts Academy wirbeln mit Schauspielern vom kuenstlerhaus43 über die Bühne.“
Was ist interessant?
„Was ist interessant?“, „Was ist für die Handlung wichtig?“ – das sind die Fragen, die ihn bei seiner Hamlet-Fassung umtreiben, berichtet Regisseur Ulrich Cyran beim Gesprächstermin im „Theater im Palast“. Dort wird geprobt, zum Zeitpunkt des Treffens erst seit einem Tag, und doch scheint schon der ganze Raum vom Projekt erfasst. Der Regisseur fasst den Hamlet mit der Beschreibung eines immer gleichen Kreislaufs – „Königreich, alles Scheiße, neuer König, nichts geändert“ – zusammen. Der Reiz des Stücks für Cyran: „Hamlet hat mehr Macbeth und Richard III.“ zusammen.
Düsterer Stoff, der Spaß macht
Das Publikum muss sich für die hoffentlich lauen Sommerabende weder vor Länge/n fürchten noch vor Schwere – „Wir zeigen keine Kriege und Toten, das wäre albern“. Das Publikum soll trotz eigentlich düsterem Stoff durchaus Spaß haben. Die wichtigen Themen wie Unterdrückung und Verdrängung in ihrer Aktualität mit Blick auf heutige Politik und Wirtschaft kommen aber rüber. Wenn nicht durch Worte, dann durch Bewegung.
Mit Isabella Clara Arndt ist eine Choreografin an Bord, die „durch Bewegung Bilder für Verborgenes und Düsteres schaffen“ will, die „sichtbar machen, aber nichts entblößen“. Ausstatterin Nathalie Mayer kündigt an dazu, ein schlichtes, abstraktes Bühnenbild zu erschaffen.
Musical-Nachwuchs, aber kein Musical
Die Vollprofis bleiben nicht unter sich, sondern inszenieren das Stück mit der Abschlussklasse der Mainzer Musical Arts Academy. „Es wird aber kein Musical“, betont das Regieteam, verspricht Sinnliches mit „ganz wunderbaren Bildern“ und ein echtes Ensemblestück. Und Wolfgang Vielsack, der mit Susanne Müller die Sommerfestspiele leitet und auch selbst mitspielt, versichert: „Es ist Hamlet!“.
sensor präsentiert die 10. Sommerfestspiele Wiesbaden, 17. Juli bis 7. August, Freilichttheater Burggarten Sonnenberg, außer „Being Hamlet“ (ab 23. Juli) läuft ab 17. Juli „Bremer Stadtmusikanten“, außerdem gibt es „Poetry Slam“ (27. Juli) und Alice Hofmann-Comedy (3. August). Infos, Spielplan, Karten: www.sommerfestspiele-wiesbaden.de.