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Homosexuellenprozesse, Berliner Bordell, große Liebe & Einblicke in die queere Community: Homonale startet

Mit Bernd Lottermann, besser bekannt als „Ronny Rolls“, ist auch ein bekanntes Wiesbadener Gesicht in dem Film „Das Ende des Schweigens“ zu sehen, der an diesem Freitag das queere Filmfest „Homonale“ im Caligari eröffnet.

Das alljährliche queere Filmfest kehrt ins Caligari zurück. Von Freitag, dem 27. Januar, bis Montag, den 30. Januar, präsentiert die Homonale zum 23. Mal Filme des queeren Filmschaffens. Elf Highlights haben es in das diesjährige Programm geschafft und tauchen ein in Geschichten der Homosexuellenprozesse, in Berliner Bordelle bis zurück in die Nachkriegszeit. Organisiert von einem ehrenamtlich arbeitenden Filmteam in Kooperation mit dem Kulturamt und dem DFF verspricht das Programm eine unglaubliche Vielfalt.

Den Start macht der Dokumentarfilm „Das Ende des Schweigens“ und setzt am 27. Januar um 18 Uhr einem der Hauptbetroffenen der Homosexuellenprozesse ein Denkmal (Foto oben). Der Filmemacher Van-Tien Hoang arbeitet in seinem semidokumentarischen Film ein Kapitel bisher wenig beachteter Schwulen-Geschichte auf: Als der 17jährige Strichjunge Otto Blankenstein im Sommer 1950 von der Polizei in Frankfurt am Main aufgegriffen wird, findet sie bei ihm ein Notizbuch mit den Namen seiner Kunden. In den darauffolgenden zehn Monaten wird gegen mehr als 200 homosexuelle und bisexuelle Männer ermittelt, rund 100 werden verhaftet, quer durch alle Schichten. Blankenstein entfacht damit eine der größten Verfolgungen einer Minderheit in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Frankfurter Homosexuellenprozesse 1950/1951 stürzen hunderte Männer ins Unglück. Sie tragen dazu bei, daß der Paragraph 175 in den Jahrzehnten danach wieder als Instrument zur Verfolgung Homosexueller eingesetzt wird.

Foto: Guy Sahaf

Um 20 Uhr lässt sich in der Satire „Concerned Citizens“ in das Leben zwei liberaler Israelis eintauchen, die ihre Grenzen und Privilegien in einer harten Auseinandersetzung mit ihrem Wohnumfeld erkennen müssen (Bild rechts). Den ersten Tag der Homonale beendet der deutsche Spielfilm „Glück / Bliss“ um 22 Uhr. Er erzählt die Liebesgeschichte von zwei Sexarbeiterinnen, die sich in einem Berliner Bordell kennenlernen.

Familiengeheimnisse, Affären und der Kampf um Konkurrenz

Tag zwei startet mit „Nelly und Nadine“. Die beiden Protagonistinnen überlebten das  Konzentrationslager Ravensbrück und lebten in der Nachkriegszeit als Paar zusammen – gehütet als bestes Familiengeheimnis. Um 20 Uhr geht es mit einer Liebesgeschichte weiter, das irisch-britische Biopic „Vita und Virginia“ taucht ein in die Leben der Schriftstellerinnen VitaSackville-West und Virgina Woolf. Aus einer Freundschaft entwickelt sich, trotz der Ehen der Frauen, eine langjährige und leidenschaftliche Affäre. Dramatisch wird es in „Schwimmer“ um 22.30 Uhr. Thematisiert wird die Konkurrenz junger Männer im Kampf um Medaillen und große Gefühle, die einen den Sieg kosten könnten, aber weitaus mehr bedeuten.

Ein erfolgreiches Doppelleben? Der neueste Film von Rosa von Praunheim zeigt das Doppelleben des berühmten Schlagersängers in den 60ern auf. „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ läuft sonntags um 12 Uhr. „In den besten Händen“ (Bild links) führt um 18 Uhr zum Abend einer Pariser Gelbwesten-Demonstration, eine Notaufnahme wird zum Spiegel des auseinanderbrechenden Landes. Mittendrin: Julie und Raphaela – die sich eigentlich trennen wollen.

„Bros“ ist eine Premiere: Der Film ist die erste romantische Komödie mit einer fast ausschließlichen Besetzung aus der LGBTQ+-Community, die von einem Hollywoodstudio realisiert wurde. Um 20 Uhr gibt der Film Einblicke in die queere Community und das Beziehungsdrama schwuler Männer.

Auf ein Debüt folgt das Nächste: In ihrem Kinodebüt „ANIMA – Die Kleider meines Vaters“ geht Regisseurin Uli Decker, am 30 Januar um 18 Uhr, einem Familiengeheimnis auf den Grund. Sie öffnet nicht nur Tagebücher, sondern auch sich selbst für einen Dialog mit ihrem vor Jahren verunglückten Vater. Daraus entsteht eine berührende Vater-Tochter-Geschichte über Freiheitsräume, Identitätssuche und Genderfragen in der Gesellschaft.

Das Ende der Homonale bildet das seltene Langzeit-Familienporträt „Mutter, Mutter Kind“ über zwei Frauen, die an die Kraft und den Zusammenhalt ihrer Familie glauben. Während ihre Kinder zu jungen Menschen heranwachsen wird traditionelle Familienbild herausgefordert. Weitere Informationen unter www.Homonale-Wiesbaden.de(sas/Fotos: Veranstalter/Verleih)