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Hilferuf von Kulturpalast-Baustelle: „Unzumutbare Sanierungs-Zustände, WiBau verweigert Kommunikation“

Was macht eigentlich der Kulturpalast? Nicht viel, seit und weil das beliebte und einst in Sachen Konzerte, Partys, Lesungen und vielem mehr höchst aktive Wiesbadener Kulturzentrum in der Saalgasse wegen der umfassenden Brandschutz-Sanierung des Tattersall-Gebäudes weitgehend zum Nichtstun verdammt ist. Nun gibt es ein Lebenszeichen – in Form eines Hilferufs.

Gegenstand des Hilferufs, den das Kulturpalast-Team jetzt über Facebook veröffentlicht hat, sind die ihrer Schilderung nach unzumutbaren Zustände im Zusammenhang mit der Sanierung – und die Verweigerung der Kommunikation und Information seitens der Verantwortlichen der städtischen Gesellschaft WiBau GmbH.

Asbest, Glaswolle, Uringeruch

Die Rede ist von fragwürdigem und gesundheitsgefährendem Vorgehen „bei einer zwischengeschobenen Asbestsanierung“, von haufenweise und ungesichert herumliegender Glaswolle, von Schäden „in lieber Regelmäßigkeit“, etwa ausfallenden Steckdosen und Heizungen und erbärmlichen Urin-Gerüchen aus der Lüftung. Ebenso beklagen die Mieter des Kultur im Palast e.V., dass wegen ständig offener Türen unbekannte Personen „ungehindert ins Büro spazieren“ und sich personenbezogene Daten anschauen könnten.

Kupa-Team soll Räume verlassen

Außerdem sollten sie, anders als zu Beginn der Maßnahmen zugesichert, nun doch die Räume verlassen. Sie befürchten, nach Abschluss der Arbeiten „in einen Trümmerhaufen zurückkehren zu müssen“. Ihre Überlegung: „Wenn die Zustände schon so desolat sind, obwohl wir als Mieter noch vor Ort sind, wie soll es erst werden, wenn wir weg sind?“.

Unangekündigte Besuche, maximal Alibi-Kommunikation nach Beschwerden

„Die Sanierungsarbeiten finden ausschließlich ohne vorherige Ankündigung statt“, berichtet gegenüber sensor Daniel Eckert vom Vorstand des „Kultur im Palast e.V.“. Der Verein betreibt in der Saalgasse sowohl das soziokulturelle Zentrum Kulturpalast als auch den Jugendpalast als Treffpunkt für Jugendliche vornehmlich aus dem Bergkirchenviertel: „Es wurde uns also nie die Chance gegeben, betreffende Räume, Möbelstücke etc. rechtzeitig abzudecken, auch wenn selbst das durchaus die Aufgabe der Bauherren gewesen wäre.“

Die Folge sei, dass „wirklich alles“ mit weißem Staub- oder Schmutzfilm überzogen sei. „Kommunikation fand immer nur dann statt, wenn ich eine Beschwerde an die WiBau schickte,“ so Eckert: „Und dann auch nur beschwichtigende Alibigespräche, auf die hin seitens der WiBau nie etwas passierte.“

WiBau-Geschäftsführer Andreas Guntrum ignorierte zwar die sensor-Bitte nach Stellungnahme (UPDATE – nach einem Missverständnis erfolgte nun doch noch eine ausführlichere Stellungnahme) zu einzelnen in einem umfangreichen Text (im Wortlaut siehe Ende des Beitrags) erhobenen Vorwürfen, ließ aber einige grundsätzliche Fragen rund um das Sanierungs(nicht)geschehen im Tattersaal-Komplex vom Technischen Leiter der WiBau beantworten.

Gebäudekomplex nicht mehr sicher zu nutzen

„Seit November 2020 laufen die Baumaßnahmen im Komplex des Tattersalls, seit Juli 2021 im Bereich Kulturpalast“, erklärt Christoph Golla. Zu den Hintergründen der Maßnahmen erläutert der Technische Leiter der WiBau: „Der Gebäudekomplex ist in vielerlei Hinsicht nicht mehr sicher zu nutzen.  Bauteile und räumliche Situationen sind zunehmend mangelhaft geworden, was sich für die jeweiligen Nutzungen zu immer höheren Risiken ausgeweitet hat. Besonders der vielerorts fehlende oder unzulängliche Brandschutz duldet ab einem bestimmten Zustand keine oder nur geringe Kompromisse.“ Ziel sei daher eine brandschutztechnische Sanierung der gesamten Liegenschaft nach Maßgaben derzeitiger Gesetzgebung und in enger Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden. Darüber hinaus die Erneuerung der Lüftungsanlage für den Tattersaal im Untergeschoss, als direkte Folge der notwendigen Sanierungsmaßnahmen des Brandschutzes.

Strom ohne Vorwarnung abgestellt – Datenverlust und Dunkelheit

Die Plakat(reste)wand am Eingang zum Kulturpalast in der Saalgasse zeugt von der regen kulturellen Aktivität des „Kupa“. Seit Monaten und für die kommenden Monate führt der Weg hier nur auf eine Baustelle. Foto: Dirk Fellinghauer

Das Fass zum Überlaufen brachte für das Kupa-Team eine Situation zu Beginn dieser Woche nach erneut unangemeldetem Besuch in den Räumen: „Man hat uns den Strom in der Halle (wo unser Notbüro eingerichtet war) genau zu dem Zeitpunkt abgestellt, als eine große Schar  von Menschen (angeblich Hauptamt, WiBau etc.) hier die Räume verlassen hatte.“

Eckert saß seiner Schilderung zufolge nicht nur plötzlich im Dunkeln, sondern das unvorbereitete Abschalten des Stroms (laut Auskunft für eine Woche) führte auch zu Datenverlusten. Für notwendige Büroarbeiten blieb nur der Backstage-Bereich, „in dem sich überall herumliegende Glaswolle befindet. Auch über unseren Köpfen.“ Im Facebook-Statement schreibt das Kupa-Team: „Und damit erschöpft sich unser Verständnis und unsere Kooperationsbereitschaft nun, WiBau! Wenn ihr nicht mit uns reden möchtet, dann reden wir eben mit anderen über euch.“

„Wir sind stinksauer“

Sie reden in einem trotz unerfreulichem Hintergrund doch auch launigen, über Strecken (galgen)humorigen Text („Ziemlich grobe Kelle, entschuldigt bitte! Aber wir sind stinksauer.“) über die Verantwortlichen der Sanierungsmaßnahmen („Der Fisch fängt vom Kopf aus an zu stinken“) und über das, was sie tun oder eben auch, was sie gerade nicht tun.

Sanierungsarbeiten in der Sackgasse?

„Beispielsweise haben es die Architekten nach mehreren Monaten und etlichen Aufforderungen (auch durch das Hauptamt Wiesbden) noch immer nicht hinbekommen, uns einen Bauzeitenplan zur Verfügung zu stellen, aus dem ersichtlich wird, wie lange wir den ganzen Quatsch noch über uns ergehen lassen müssen“, heißt es da. Letzte Aussage sei April 2022 gewesen: „Der Flurfunk weiß allerdings zu berichten, dass man gerade in einer richtigen Sackgasse steckt und gar nicht weiß, ob/wie es weitergehen kann.“

Was erledigt wurde – und was noch nicht

Bisher durchgeführt wurden im Rahmen der Maßnahmen laut WiBau-Verantwortlichem Golla „Rückbau- und Demontagearbeiten mit einem hohen Anteil Schadstoff belasteter Bauteile und Baustoffe, Ertüchtigungen der Gebäudestatik sowie ein Großteil der haustechnischen- und brandschutztechnischen Ertüchtigungen bestehender Bauteile und Neuinstallationen.“ Noch offen seien: „Fertigstellung der haustechnischen- und brandschutztechnischen Installationen, sowie Innenausbauarbeiten, Verkleidungen im gesamten Gebäude. Erneuerung der gesamten Lüftungsanlage für den großen Saal mit der Lüftungszentrale im Untergeschoss, Im Kulturpalast sind noch Brandschutz-, sowie substanzerhaltende Reparaturmaßnahmen, Putzer- und Malerarbeiten auszuführen.“

Fertigstellung im Sommer 2022 denkbar

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist laut Golla eine Fertigstellung Ende Sommer 2022 möglich, „vorausgesetzt, dass keinerlei Nutzung, auch nicht teilweise, durch Privatpersonen im Gebäude stattfindet.“ Weitere Voraussetzung sei ein reibungsloser Ablauf noch ausstehender Abstimmungen mit den Aufsichtsbehörden. Diese würden, so Golla, „aufgrund der tatsächlich vorgefundenen Bausubstanz deutlich umfangreicher ausfallen, als zu Beginn der Sanierungsmaßnahme angenommen.“

WiBau nennt Gründe für Verzögerungen

Gründe für bisherige Verzögerungen nennt der WiBau-Verantwortlich gegenüber sensor gleich eine ganze Reihe. Der tatsächlich vorgefundene Zustand der Gebäudesubstanz habe sich an zahlreichen Stellen schlechter erwiesen, als dies die Voruntersuchungen zur ursprünglichen Definition der Bauaufgabe erkennen ließen. Der Umfang notwendiger Schadstoffsanierungen sei nach jeweiligen Bauteilöffnungen sukzessive angewachsen: „Es mussten weitaus größere Bereiche angefasst werden, als zuvor angenommen, mit den entsprechenden technischen, aber auch gesetzlichen Folgen.“

Nahezu analog sei der Umfang notwendiger Maßnahmen zur statischen Ertüchtigung gestiegen. Die Notwendigkeit der Erneuerung der Lüftungsanlage habe weitreichende Umplanungen der Anlage selbst, sowie der Gebäudeautomation nach sich gezogen. Die Folge: erheblich zusätzlicher Zeitaufwand gegenüber vorhergehenden Annahmen. De facto längere Lieferzeiten einzelner Komponenten hätten zu Unterbrechungen des gesamten Ablaufs geführt, „da sie teilweise die Voraussetzung für das Bearbeiten nachfolgender Gewerke darstellten, folglich Behinderungsanzeigen und Vereinbarungen neuer Bauzeiten mit den einzelnen Projektbeteiligten nach sich zogen.“  Schließlich habe dieser Umstand zu nicht abwendbaren Kostenmehrungen an einigen Stellen geführt.

WiBau: Verbleib auf Baustelle nicht mehr zu verantworten

„Zu Beginn der Maßnahmen wurde zunächst mit Hauptamt und dem Verein abgestimmt, dass ein seinerzeit geplanter abschnittsweiser Bauablauf einen eingeschränkten Aufenthalt von erwachsenen Personen im Kulturpalast möglich macht“, bestätigt Golla, allerdings: „Aufgrund des Maßnahmenzuwachses, besonders im Untergeschoss, im Bereich des Kulturpalastes, konnte ein solches Entgegenkommen spätestens seit Spätherbst nicht mehr verantwortet und aufrechterhalten werden.“ Seit November 2021 sei seitens WiBau darauf hingewiesen geworden, dass ein Aufenthalt von Privatpersonen in der Baustelle, aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugelassen werden kann – „andernfalls drohten die Unternehmen mit Aussetzung der Leistungserbringung.“ Nach möglichen Ausweichquartieren gefragt, meint der WiBau-Mann: „Ersatzräume für die Jugendarbeit stehen nach unserer Kenntnis nunmehr seit Februar 2022 zur Verfügung, was zu einer Entschärfung der Baustellensicherheitsproblematik führen wird.“

Jugendpalast sitzt mit Kids seit Dezember auf der Straße

Die Kulturpalast-Macher:innen dürften den Aussagen nur bedingt vertrauen. Ihre Wahrnehmung: „Leider hält man unere Belange und Sorgen offenbar für irrelevant, weshalb wir vertröstet, hingehalten und manchmal auch einfach ignoriert werden. An Absprachen halten aktuell nur wir uns.“ Und das Team des Jugendpalast teilt mit: „Seit Dezember sitzen wir mit unseren Kids schon auf der Straße. Bei unserem ´Rauswurf´wurden uns Ausweichräume versprochen, seitdem hat die Jugendarbeit nichts mehr von der WiBau gehört.“ Dass sie ab März in andere Räume könnten, hätten sie „nur der eigenen Suche und der Vernetzung in der Stadt zu verdanken.“

(Dirk Fellinghauer, Fotos Daniel Eckert)

Hier das über Facebook vom Kulturpalast am 22.02.2022 veröffentlichte Statement im Wortlaut:

Hallo Freunde, Hallo Wiesbaden!

Schon wieder zwei Monate her, seit unserem letzten Lebenszeichen. Leider haben wir diesmal ein etwas unangenehmes Thema anzusprechen. Heute ist nämlich der Zeitpunkt erreicht, an dem wir unserem Unmut bezüglich der Sanierungsmaßnahmen, die seit einer gefühlten Ewigkeit bei uns stattfinden, in der Öffentlichkeit Ausdruck verleihen möchten und müssen. Wir haben allen Beteiligten, vornehmlich der W!Bau GmbH, ausreichend Gelegenheit gegeben, uns als Verein und Nutzer der Räumlichkeiten ernstzunehmen, uns respektvoll zu behandeln und nicht aus den Augen zu verlieren, dass wir unter den ständigen Verlängerungen und anderen Unannehmlichkeiten sehr leiden.

Leider hält man unsere Belange und Sorgen offenbar für irrelevant, weshalb wir vertröstet, hingehalten und manchmal auch einfach ignoriert werden. An Absprachen halten aktuell nur wir uns.

Beispielsweise haben es die Architekten auch nach mehreren Monaten und etlichen Aufforderungen (auch durch das Hauptamt Wiesbaden) noch immer nicht hinbekommen, uns einen Bauzeitenplan zur Verfügung zu stellen, aus dem ersichtlich wird, wie lange wir den ganzen Quatsch noch über uns ergehen lassen müssen. Letzte Aussage der Architekten war April 2022. Der Flurfunk weiß allerdings zu berichten, dass man gerade in einer richtigen Sackgasse steckt und gar nicht weiß, ob/wie es weitergehen kann.

Erwähnt werden muss, dass uns seitens aller Beteiligter im Jahr 2020 zugesichert wurde, wir müssten die Räume während der Maßnahmen nicht verlassen, da man ggf. in mehreren Bauabschnitten arbeiten könne.

Ein derart gewieftes Vorhaben setzt natürlich eines voraus: Einen Plan

Einen solchen scheint allerdings niemand zu haben, weshalb die Bauarbeiten ständig phasenweise zum Erliegen kommen. Wochenlang bekommt man dann hier niemanden zu Gesicht, außer der Horde ganz wichtiger Menschen, die sich hier immer donnerstags einfindet, um zu fachsimpeln und vielleicht einen oder zwei nette Elektriker.

Gerade eben hatten wir erneut eine größere Gruppe Menschen hier, die sich wie Touristen aufgeführt und sich alles angesehen haben. Wer das war? Keine Ahnung, denn uns sagt niemand mehr was. Es hat wohl auch niemand für nötig gehalten, uns kurz in unserem Behelfsbüro in der Konzerthalle aufzusuchen, um uns darüber ins Bild zu bringen, geschweige denn, uns im Vorfeld per Email darüber zu informieren. Möglicherweise auch deshalb nicht, weil man uns gern aus dem Wege geht, wenn noch eine unbeantwortete Beschwerdemail vom Kupa in der Mailbox liegt.

Dafür wurde uns soeben im Behelfsbüro, das wir uns nur deshalb dort unten eingerichtet haben, weil im richtigen Büro Arbeiten über einen ungewissen Zeitraum stattfinden und es überall sonst aussieht wie Scheiße, einfach mal ohne Ankündigung der Strom für eine Woche abgeschaltet. Inklusive Datenverlust auf einem PC.

Und damit erschöpft sich unser Verständnis und unsere Kooperationsbereitschaft nun, WiBau! Wenn Ihr nicht mit uns reden möchtet, dann reden wir eben mit Anderen über Euch. Sicher sind wir Laien auf diesem Gebiet, dennoch müssen wir darauf hinweisen, dass alles, was hier seit Beginn der Arbeiten passiert ist, einen völlig unprofessionellen Eindruck erweckt. Angefangen mit der zwischengeschobenen Asbestsanierung, die zunächst nur für den Tattersall gemacht werden sollte, dann aber auf Nachfrage großzügigerweise auch für unsere Räumlichkeiten umgesetzt wurde. Zumindest teilweise, denn manch eine Brandschutzklappe in unseren Räumen hat auch weiterhin Asbest. Das muss allerdings niemanden stören, denn „das Asbest liegt ja in gebundener Form vor und wird nur dann in die Luft freigegeben, wenn die Klappen im Brandfalle schließen“, so wurde es uns gesagt.

Erstens jedoch war das Asbest zumindest für die Karnevalsvereine oben im Tattersall absolut unzumutbar, selbst in seiner gebundenen Form, und musste zeit- und sicherlich auch kostenintensiv entfernt werden, zweitens werden Brandschutzklappen regelmäßig gewartet und zu diesem Zweck auch ausgelöst. Ergo: Wir erzählen den merkwürdigen Vögeln vom Kulturpalast mal irgendeinen Scheiß, damit sie ruhig sind.

Solchen Mist hätte sich in den 80ern niemand getraut zu sagen, als Schulen, Kindergärten und was nicht noch alles wegen Asbest umgesiedelt werden mussten. 30, 40 Jahre später ist mit Asbest aber wieder alles cool. Sicherster Schadstoff ever!! Zwar nicht für die Karnevalisten im Obergeschoss, aber für die Kinder und Jugendlichen unserer Jugendarbeit und für Euch bei uns auf dem Dancefloor, Freunde.

Und wenn es kein Asbest ist, dann ist es Glaswolle, die hier aktuell überall haufenweise und ohne jegliche Sicherung herumliegt. Zweitsicherster Schadstoff ever!

Abgesehen davon entstehen hier in lieber Regelmäßigkeit Schäden. Steckdosen fallen aus, im einzigen von uns noch genutzten Raum (Halle) riecht es in unregelmäßigen Abständen aus der Lüftung erbärmlich nach Urin. Irgendetwas Dummes muss auch mit der Heizung passiert sein, denn diese funktioniert seit langer Zeit nicht mehr. Hier ist es kalt wie im Eisschrank, und nur mit Hilfe von 4 Heizlüftern konnten wir hier einigermaßen unbeschadet den Winter überstehen. Wir hoffen, dass sich die Bausubstanz wenigstens warme Gedanken gemacht hat, sonst könnte die nächste Sanierung schon bald ins Haus stehen.

Auch lassen die Bauarbeiter auf unserer Etage so gut wie immer alle Türen offen, während sie sich selbst für längere Zeit gar nicht dort befinden, so dass Person X oder Y beispielsweise einfach ungehindert in unser Büro spazieren und sich personalbezogene Daten ansehen kann. Wenn wir die Türen schließen, stehen sie 10 Minuten später wieder offen und sind mit Keilen blockiert. Schon 2x hatten wir, als wir mittags kamen, bereits irgendwelche fremden Menschen im Café stehen.

Und jetzt sollen wir, wie bereits vor zwei Monaten erwähnt, doch die Räume verlassen. Am besten sofort, Zeitraum nicht mal grob absehbar. In unserer letzten Nachricht haben wir das alles noch relativ optimistisch gesehen, die Notwendigkeit schien klar vorhanden.

Inzwischen sind wir aber sicher, dass es während unserer Abwesenheit sogar noch unprofessioneller zugehen wird und befürchten, in einen Trümmerhaufen zurückkehren zu müssen. Wenn die Zustände schon so desolat sind, obwohl der Mieter noch vor Ort ist, wie soll es erst werden, wenn wir weg sind?

Zweierlei haben wir in den letzten zwei Jahren gelernt:

  1. Eine zwei oder dreimal jährlich stattfindende Karnevalssitzung im Tattersall hat gesellschaftlich ganz offensichtlich größere Bedeutung als ein Kulturbetrieb, der ganzjährig Programm anbietet und die einzige Offene Jugendarbeit eines kompletten Stadtteils. Auf unserer Etage wird nur das absolute Minimum an Arbeiten verrichtet, und das selbstverständlich erst ganz zum Schluss, den wir gelten hier nur als die Versorgungsebene für den Tattersall. Jetzt wo Fastnacht 2022 vom Tisch ist, wird sich gewiss auch niemand bemüßigt fühlen, die Bauarbeiten in irgendeiner Form zu beschleunigen.
  2. Der Fisch fängt vom Kopf aus an zu stinken! Der Kopf liest aus diesen Zeilen sicherlich auch nur heraus, dass die Arbeiter Türen offen lassen und wird diesen dafür einen Anschiss erteilen. Zack, Problem gelöst. Gleich mal ’ne Gehaltserhöhung erwirken, weil man wieder absolute Hands-on-Mentalität bewiesen hat.

So, das soll es auch erstmal gewesen sein. Ziemlich grobe Kelle, entschuldigt bitte! Aber wir sind stinksauer.

Darüber hinaus prüfen wir jetzt, ob sich die lokale Presse evtl. auch hierfür interessiert. Als Unbeteiligter würde ich das schon lesen wollen, denke ich.

Nichts desto trotz wünschen wir Euch noch einen wundervollen Tag. Bleibt gesund, vergesst uns nicht und lasst Euch keinen vom Storch erzählen von irgendwelchen Papiertigern! Und vielen Dank an jeden, der das Monster hier bis zum Schluss gelesen hat.

Kupa Team, Februar 2022

Im Dezember 2021 hatte sich der Kulturpalast mit diesem Statement zu Wort gemeldet:

Was ist eigentlich mit dem Kupa?
Da sich das Jahr 2021 langsam dem Ende entgegenneigt, möchten wir uns mal wieder bei Euch melden.
Uns gibt’s noch, so viel steht fest, auch wenn jetzt mittlerweile bereits das zweite unangenehme Jahr hinter uns liegt. Wie alle anderen Menschen auf diesem Planeten auch, hat uns Corona seit Anfang 2020 ganz schön in seinen Fängen. Ein richtiges Ende hierfür ist auch noch nicht in Sicht.
Zeitgleich zur weltweiten Pandemie, wird seit längerer Zeit eine Brandschutzsanierung bei uns durchgeführt. Und wie es bei Bauvorhaben manchmal so ist, können sich Zeitpläne nach hinten verschieben. Das Ende der Sanierung ist derzeit für März/April 2022 geplant. Ob das so bleibt, steht in den Sternen. Vor kurzer Zeit haben wir erfahren, dass wir nun doch das Gebäude komplett verlassen müssen, bis die Maßnahmen beendet sind.
Einige von Euch haben uns im vergangenen Sommer ja im Biergarten besucht und mit uns zusammen Fußball geschaut. Das fanden wir sehr schön, und gern hätten wir mit irgendeinem Programm nahtlos daran angeknüpft. Leider wurde es dann ab September doch ein bisschen zu kalt, und unsere Innenräume können wir unter den aktuellen Bedingungen, außer für notwendige Büroarbeiten, nicht nutzen.
Einige von Euch wissen es vielleicht noch gar nicht: Unser Verein besteht aus zwei Teilen. Zum einen aus dem Kulturpalast, zum anderen aus dem Jugendpalast. Dieser öffnet Teile der Räumlichkeiten 3x die Woche für Kinder und Jugendliche, primär aus unserer Hood, dem Bergkirchenviertel. Hier können junge Leute unter der Betreuung von sozialpädagogischem Personal abhängen und sich eigenständig entfalten. Freundlich gefördert wird das Ganze vom Amt für Soziale Arbeit.
Da die Räumlichkeiten für die Jugendarbeit bisher nicht von Baumaßnahmen betroffen waren, konnte diese unter coronakonformen Regeln weiterhin angeboten werden und erfreut sich auch aktuell noch großer Beliebtheit.
Die Arbeit hier macht nach wie vor Spaß, einen Verein mit einer Handvoll Menschen am Leben zu halten und durch schwierige Zeiten zu manövrieren, war jedoch natürlich nicht unser konkreter Lebenstraum. Daher sagen wir wenigstens nicht ohne Stolz, dass die Jugendarbeit läuft, Freunde. Die Kids kommen hier gern her, unsere Mitarbeiter*innen denken sich ständig was Witziges aus, Ausflüge etc., und von dieser Arbeit profitieren die Bewohner*innen des Bergkirchenviertels. Vertraglich und auch herzmäßig sind wir an das Viertel gebunden, weshalb gerade von vielen netten Helfer*innen geprüft wird, ob es Ausweichräume direkt im Bezirk gibt, die wir vorübergehend beziehen können.
Was sollen wir sagen? Haben wir Bock darauf, jetzt doch hier rauszumüssen? Natürlich nicht. Krönt es die vergangenen zwei miesen Jahre sogar noch mal richtig schön heftig? Auf jeden Fall!!
Aber was soll’s? Was das Kulturelle angeht, wird der große Neustart bestimmt noch ein Weilchen ausbleiben. Unsere Jugendarbeit wird, sofern wir den Stadtteil nicht verlassen müssen, weiterhin erfolgreiche Arbeit machen. Und wenn Bob der Baumeister, Buddel und die ganze Bande uns die Bude endlich besenrein übergeben, feiern wir ALLE gemeinsam eine Riesensause! Mit übertrieben geilen Artists und auf den Punkt heruntergekühlten Getränken.
Bleibt uns bis dahin gewogen, Freunde! Und bleibt gesund! Werdet gesund! Tragt dafür Sorge, dass auch Menschen in Eurem Umfeld gesund sind und es bleiben können! Und eine schöne Weihnachtszeit! ❤
Kupa-Team, Dezember 2021