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WiBau weist Kulturpalast-Vorwürfe zurück: „Belange des Vereins berücksichtigt, Kompromiss nicht umsetzbar“

Die Plakat(reste)wand am Eingang zum Kulturpalast in der Saalgasse zeugt von der regen kulturellen Aktivität des „Kupa“. Derzeit führt der Weg hier nur auf eine Baustelle. Über die Zustände dort gibt es widersprüchliche Schilderungen. Foto: Dirk Fellinghauer

Nach dem sensor-Bericht über den „Hilferuf von der Kulturpalast-Baustelle“ mit drastischen Schilderungen über unhaltbare Zustände bei der Sanierung und fehlender Kommunikation seitens der Verantwortlichen der zuständigen städtischen Gesellschaft WiBau hat diese nun doch nochmal ausführlicher Stellung genommen – und weist die Vorwürfe zurück.

Aufgrund eines Missverständnisses ließ WiBau-Geschäftsführer Andreas Guntrum die sensor-Bitte um Stellungnahme zu einzelnen Schilderungen und konkreten Vorwürfen zunächst unbeantwortet. Nun hat in seinem Auftrag der zuständige Projektleiter, Ali Kandil, gegenüber sensor die WiBau-Sicht der Tattersall/Kulturpalast-Baustellen-Dinge geschildert:

Belange des Vereins vorrangig behandelt

„Die Behauptung, der Verein würde seitens der WiBau nicht ernstgenommen werden, trifft in der Sache keinesfalls zu. Im Gegenteil wurden der Verein und die Belange der Nutzer bislang sehr ernst genommen und vorrangig behandelt. Ein respektvoller Umgang war jederzeit gegeben und das Verhalten der Projektleitung stets entgegenkommend.

Mit dem Einreichen der Baubeginnsanzeige ist der Tattersall nach dem Bauordnungsrecht insgesamt zur Baustelle geworden. Das bedeutet unter anderem, dass Privatpersonen, aufgrund des hohen Sicherheitsrisikos, keinen Zugang zum Baustellenareal erhalten.  Darauf hätte die WiBau von Anfang an bestehen können und wie sich jetzt herausstellt, auch besser daran getan.

Weil aber die Belange des Vereins einen hohen Stellenwert hatten, wurde seitens der Verantwortlichen eine Risikoabwägung vorgenommen. In Abstimmung mit dem Hauptamt hat man sich vor Baubeginn darauf verständigt, die Arbeiten im Untergeschoss in zwei Abschnitten durchzuführen, damit die wichtige, stadtteilbezogene Jugendarbeit teilweise und zeitlich begrenzt fortgesetzt werden kann. Die WiBau hat sich auf diese Konstellation eingelassen, allerdings unter der Prämisse, dass nach Möglichkeit nur wenige, vorwiegend erwachsene und ortskundige Personen Zugang zum Kulturpalast erhalten und darüber hinaus, schnellstens geeignete Ersatzräume für die Sozialarbeit gefunden werden.

Gebäude teilweise in Rohbauzustand zurückgesetzt

Im Verlauf der Bauarbeiten wurden zwischenzeitlich Heizung, Lüftung, Brauchwasser und Strom komplett oder zeitweise außer Betrieb genommen. An einigen Stellen ist das Gebäude auf Rohbauzustand zurückgesetzt, mit allen Gefahren, die dadurch bestehen. Wiederholt kam es zu unübersichtlichen und gefährlichen Situationen durch Jugendliche, die sich unkontrolliert Zugang zur Baustelle verschafften. Dieser Zustand ist aus Sicherheitsgründen zwischenzeitlich nicht mehr zu verantworten. Die WiBau drängt deshalb bereits seit Spätherbst auf die Zurverfügungstellung von Ersatzräumen für die Sozialarbeit.

Kompromiss erwies sich als nicht praxistauglich

Es gab Ende des Jahres Abstimmungen zwischen WiBau, dem Hauptamt und dem Kulturpalast darüber, bis zur Findung von Ersatzräumen für die Jugendarbeit vorübergehend weiterhin die Nutzung zeitlich und räumlich in klar abgetrennten Bereichen zuzulassen. Dieser Kompromiss ließ sich jedoch praktisch nicht umsetzen. Die klare Trennung der Abschnitte war logistisch und sicherheitstechnisch nicht möglich. Der Verein nutzte ohne weitere Absprache zusätzliche Räume, wie beispielsweise die Diskothek. Das führte wiederum zu weiteren Sicherheitsrisiken und Aussetzungen der Bauleistungen durch die Firmen, mit der Begründung von Behinderungen. Im Ergebnis eine Spirale der Ereignisse und nunmehr unhaltbarer Zustand.

Kommunikation erfolgt mit Hauptamt, nicht mit Kulturpalast

Jeden Donnerstag finden vor Ort Besprechungen mit den Planungsbeteiligten und den Baufirmen statt, um den Baufortschritt festzulegen. Der Kulturpalast ist daran nicht beteiligt, denn die Kommunikation mit dem Nutzer erfolgt über das Hauptamt. Die Verantwortlichen des Kulturpalastes haben auch nie den direkten, telefonischen Kontakt zur Projektleitung der WiBau gesucht, um etwaige Beschwerden anzubringen. Umso mehr überrascht jetzt der Angriff auf die Gesellschaft in den sozialen Medien und die seitenstarken Vorwürfe.

Nach unserer Auffassung sind die Beschwerdeschreiben des Kulturpalastes von Nöten des Vereins motiviert, welche die WiBau nicht zu verantworten hat, diesen daher nicht unmittelbar abhelfen kann.“

Das Thema „Situation Kulturpalast / Sanierung Tattersall“ steht auch auf der Tagesordnung der kommenden Sitzung des Kulturbeirats, der am Dienstag, 8. März, um 18 Uhr öffentlich tagt.  Anmeldung für alle Interessierten per Mail unter kulturbeirat@wiesbaden.de bis spätestens heute um 12:00 Uhr. Der Link zur Teilnahme und weitere technische Informationen werden dann an alle Angemeldeten kurzfristig zur Sitzung versendet.

(Text und Foto: Dirk Fellinghauer)