Die IHK Wiesbaden muss sich nach einem neuen Präsidenten oder einer neuen Präsidentin umschauen. Der amtierende IHK-Präsident Dr. Christian Gastl hat mitgeteilt, dass er sich nach 10 Jahren im Amt nicht erneut für das Präsidialamt zur Wahl stellen wird. Einst war er als jüngster IHK-Präsident Deutschlands ins Amt gewählt worden. Nun sagte er: „Ich bin überzeugt, dass nun ein guter Zeitpunkt gekommen ist, abzugeben und für weitere Impulse den Weg freizumachen.“
Im Rahmen der 258. IHK-Vollversammlung am sagte der 49-Jährige am Dienstagabend: „Diese Entscheidung habe ich nach reiflicher Überlegung getroffen. Die vergangenen 10 Jahre in der IHK waren eine außergewöhnliche Reise.“ Er sei „stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben“ und bedankte sich mit den Mitgliedern der Vollversammlung, der regionalen Unternehmerschaft und der Entscheiderinnen und Entscheider aus dem Wirtschaftsbezirk sowie Präsidium, die Hauptgeschäftsführung und allen Mitarbeiter:innen der IHK.
Dr. Christian Gastl war am 9. April 2014 von der IHK-Vollversammlung als Nachfolger von Dr. Gerd Eckelmann zum Präsidenten gewählt worden. Als damals 40-Jähriger wurde er damit bundesweit zum jüngsten amtierenden IHK-Präsidenten. Der promovierte Diplom-Kaufmann ist Geschäftsführer der GVR – Dr. Gastl von Rosenberg & Kollegen GmbH & Co. KG Steuerberatungsgesellschaft Wiesbaden. In seine Amtszeit als Präsident fielen unter anderem mehrere Brückensperrungen, die Diskussion um die City-Bahn in Wiesbaden, die verstärkte Integration von Flüchtlingen in Betrieben, der Brexit, die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg.
„Ich blicke auf 10 ereignisreiche Jahre zurück. In zahlreichen Zusammenhängen, von der mangelbehafteten Infrastruktur, über alternative Energieerzeugung bis hin zu den Herausforderungen der Coronapandemie und des Ukrainekrieges waren wir gefragt, den Mitgliedern Unterstützung zu bieten und die IHK zu positionieren“, so der scheidende Präsident: „Wir haben die Politik kritisch hinterfragt, uns eingemischt, aber auch alternative Vorschläge formuliert, wann immer es angebracht war.“ Er habe seinen Fokus stets auf das kollektive Interesse gelegt – nicht spezifisch das Interesse einer Branche oder einzelner Unternehmen: „Bei komplexen Themen war das eine herausfordernde Aufgabe, doch nur durch die Auseinandersetzung mit vielfältigen Interessen wurde deutlich, was die Gesamtwirtschaft weiterbringt.“
Auch IHK-Hauptgeschäftsführerin Sabine Meder zieht ein positives Resümee: „Dr. Gastls Begeisterung, Ausdauer und Weitblick für vielfältige Wirtschaftsthemen haben die IHK Wiesbaden stark bereichert. Ich habe ihn in der Zusammenarbeit als fairen Verhandler, als Mann klarer Worte, aber auch als Diplomaten und Visionär erlebt.“
„Ehrenämter kosten Zeit, doch ich kann rückblickend sagen, dass sich das Engagement für die Wirtschaft gelohnt hat, egal ob in Wiesbaden, Berlin oder Brüssel“, meinte Gastl mit Blick auf die verschiedenen Ebenen seines Einsatzes als IHK-Präsident. Für die IHK-Vollversammlung werde er als Mitglied wieder kandidieren, allerdings kein Spitzenamt mehr anstreben“.
Und Sabine Meder ergänzt mit Blick auf die kommende IHK-Wahl: „2024 wird ein spannen-des Jahr für das Ehrenamt der IHK Wiesbaden. Ich wünsche mir, dass möglichst viele unserer rund 36.300 Mitglieder von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und einer viel-fältigen Vollversammlung ihre Stimme geben. So schnell und unkompliziert wie 2024 waren IHK-Wahlen noch nie.“ Eine Rekordanzahl von 106 Personen kandidieren diesmal für das „Parlament der Wirtschaft“. Die Wahl läuft vom 18. Januar bis zum 20. Februar, erstmals ausschließlich digital. (dif/Fotos Josh Schlasius/IHK Wiesbaden)
Weiterlese-Tipp – das große 2×5-Interview mit Dr. Christian Gastl (2017 – Foto Simon Hegenberg)