Eine Moschee mit gleich mehrfachen Superlativen wird heute in Wiesbaden eröffnet. Die Mubarak Moschee der weltweit aktiven Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde (AMJ) ist nach Angaben der Gemeinde die größte Moschee Hessens, die größte AMJ-Moschee in ganz Deutschland und die erste Moschee in der Stadt Wiesbaden mit Minarett und Kuppel. Muezzin-Rufe zu Gebeten wird es aber nicht geben. Zur Stunde wird das Gotteshaus in der Sommerstraße 13 in Dotzheim eingeweiht. Heute Abend findet eine Feier mit dem geistigen Oberhaupt der Ahmadiyya im Kurhaus statt. Die interessierte Öffentlichkeit ist dann am kommenden Wochenende zu zwei Tagen der offenen Tür in der Moschee willkommen.
Die 1889 in Indien gegründete Gemeinschaft stellt nach eigenen Angaben weltweit die größte internationale Gemeinschaft unter den organisierten Muslimen dar und hat in Deutschland 45.000 aktive Mitglieder in 255 lokalen Gemeinden mit 52 Moscheen und über 100 Gebetszentren. Sie bezeichnet sich als rein geistige Ausrichtung, die weder ethnisch noch national geprägt ist, über keinen politischen Flügel verfügt, vollkommen frei von ideologischer Einflussnahme ist und sich als liberal, aber wertkonservativ einordnet. Als islamische Reformgemeinde lebe sie die Vereinbarkeit des muslimischen Glaubens mit dem Rechtsstaat vor. In Deutschland ist die Gemeinde eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und Mitglied der Deutschen Islam Konferenz.
Zum heutigen Festakt im Kurhaus, bei der auch OB Gert-Uwe Mende ein Grußwort sprechen wird, kommt der islamische Kalif, Hadhrat Mirza Masroor Ahmad V (Foto), das als „seine Heiligkeit“ verehrte geistige Oberhaupt der weltweit wirkenden Ahmadiyya, aus London nach Wiesbaden. In Wiesbaden hat die Ahmadiyya-Gemeinde etwa 1100 Mitglieder. Ihr Imam ist der 27-jährige Ferhad Ghaffar, der auch eine Wohnung in der Moschee beziehen wird.
Tage der offenen Tür und gesellschaftliches Engagement
Wegen der Vorbereitungen zur Eröffnung der neuen Mubarak Moschee in Wiesbaden konnte der traditionelle Tag der offenen Moschee der Ahmadiyya Muslim Jamaat Wiesbaden in diesem Jahr nicht wie gewohnt am 3. Oktober stattfinden. Stattdessen haben die Wiesbadener*innen am kommenden Samstag, den 19. Oktober, und Sonntag, den 20. Oktober, an zwei Tagen der offenen Moschee die Möglichkeit, die neu eröffnete Moschee in der Sommerstraße 13 in Dotzheim hautnah zu erleben. Die Moschee, die auf einem von der Gemeinde erworbenen Grundstück zwischen einem Umspannwerk und Reihenhäusern errichtet wurde, ist an beiden Tagen jeweils von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
Auch sonst legt die Gemeinde, die oft in der Fußgängerzone mit „Liebe für alle – Hass für keinen“-Informationsständen präsent ist, Wert auf gute Nachbarschaft sowie soziales und gesellschaftliches Engagement, etwa bei Baumpflanzungen und Charity Walks. Heute wurde auch die Integrationsvereinbarung mit der Stadt Wiesbaden unterzeichnet. Probleme oder gar Proteste habe es bislang nicht gegeben, heißt es. Umstritten sind die Ahmadis hingegen innerhalb der muslimischen Welt. Teilweise wird die Gemeinde nicht als muslimisch anerkannt und sogar angefeindet und bekämpft, wie zum Beispiel hier nachzulesen ist. Ein Streitpunkt ist, dass die Ahmadis ihren Gründer Ghulam Ahmad (1835-1908) als Propheten sehen, was andere Muslime als Blasphemie verurteilen.
(mwe/dif/Fotos Ahmadiyya Gemeinde)