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Kolumne: Falk Fatal und der Frauenhass

Vor einigen Wochen wurden im Schlachthof bei einem Konzert des Wiesbadener Rappers Eno Besucherinnen sexuell belästigt. Das sorgte in der Öffentlichkeit zu Recht für Wut und Empörung. Für viele war es nicht verwunderlich, dass gerade bei solch einem Konzert Frauen sexuell belästigt werden. In der Tat haben Teile des Deutschraps ein Sexismus-Problem, und männliche Rapper fallen immer wieder mit besonders brutalen und widerlich-sexistischen Punchlines auf. Auch wenn das nicht so gemeint und eine Form des künstlerischen Ausdrucks sein sollte, wird es immer Männer geben, denen das nötige Abstraktionsvermögen fehlt. Zumal Deutschrap häufig seine vermeintliche Authentizität betont.

Aber natürlich greifen die Vorwürfe zu kurz, Künstler und Werk seien für die konkrete Belästigung verantwortlich und solch widerliches Verhalten gäbe es nur auf Rap-Konzerten. Das passiert Frauen auch auf Volksfesten, in Diskotheken, am Arbeitsplatz, im Schwimmbad, in Bahnhofsunterführungen, in der Fußgängerzone, in der Kneipe, eigentlich überall, wo auch Männer egal welchen Alters, welcher Nationalität oder Einkommensklasse sind. Es gibt vermutlich nur wenige Frauen, die in ihrem Leben noch nie sexuell belästigt oder mit sexistischem Verhalten konfrontiert worden sind.

Ich erinnere an die #MeToo-Debatte. Die ist zwei Jahre alt. Oder etwas älter, die Diskussion um #aufschrei. Auslöser war jeweils männlicher Machtmissbrauch: Jedes Mal meldeten sich viele Frauen zu Wort und berichteten von ähnlichen Erfahrungen. Um Rap ging es da nur am Rande. Deshalb sind Textzeilen wie „Mit 200 PS nehm‘ ich jede Puppe genau unter die Lupe, ist sie prüde, öl‘ ich ihr Getriebe mit viel Liebe“ oder „Ich fick dich so tief in dein Loch, dass mein Schwanz mit deinen Rippen flirtet“ zwar abstoßend, aber auch ein besonders drastischer Ausdruck eines noch immer herrschenden gesamtgesellschaftlichen Sexismus. Dass soll nicht heißen, dass es keine Erfolge im Kampf gegen Frauenfeindlichkeit gibt. Und auch nicht, dass alle Männer Schweine sind.

Aber noch immer wird alle zwei bis drei Tage eine Frau von ihrem Partner oder Ex getötet, noch immer werden täglich knapp 80 Frauen sexuell belästigt, genötigt oder vergewaltigt – und noch immer kommt knapp die Hälfte der männlichen Täter aus dem engsten Familien- und Bekanntenkreis. Nicht zu vergessen der immer noch existierende Gender Pay Gap, die sexistischen Sprüche und Anmachen sowie die Ungleichbehandlungen gegenüber Männern, denen Frauen ausgesetzt sind. Dafür sind keine sexistischen Punchlines, kein Eno und auch kein Deutschrap verantwortlich, sondern wir Männer. Der eine mehr, der andere weniger. Es liegt an uns, dass auf die Gleichstellung auch die Gleichbehandlung folgt.

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