Umfrage Sabine Eyert-Kobler. Foto Wiesbaden Marketing.
Wenn die Tage kürzer werden, die Sonne nicht mehr so häufig scheint und stattdessen immer öfter der Regen vom Himmel herab plätschert, schwindet bei vielen von uns die Energie. Wir fühlen uns schlapp und kraftlos, und brauchen länger, um uns zu regenerieren. Die Frage ist, ob es nicht irgendwo in Wiesbaden Orte gibt, an denen man Kraft „auftanken“ kann? Oder ob es vielleicht spezielle Unternehmungen oder Treffen mit Freunden und der Familie sind, die erfrischend auf einen wirken und dazu beitragen, dass man Abstand bekommt vom stressigen Alltag, sodass man sich anschließend positiv aufgeladen und ausgeruht fühlt? Hier verrät das sensor-Team seine ganz persönlichen Kraft- und Energiequellen.
Ausgerechnet mein erster Gesprächspartner Kai Pelka nahm meine Frage zum Anlass, mir diese direkt wieder zurückgeben: „Wer verrät schon wirklich geheime Orte?“ und zählt dann aber doch – „immerhin fast ganz ehrlich“ auf: „Caligari, Staatstheater, Nassauischer Kunstverein, Galerien, Wiesbadener Museen, Wald – nicht zu vergessen: Tatorte.“
Auch Marc Peschke wollte mir seine ganz persönlichen „Kraftorte“ nicht verraten – allerdings aus einem anderen Grund: „Der Begriff klingt mir zu esoterisch. Deshalb lieber Werbung in eigener Sache: Ein besonderer Ort, den ich mit Freunden betreibe, ist die winzige Kultur-Bar WAKKER. Vor allem unsere Konzerte stimmen mich euphorisch. Wie an keinem anderen Ort in der Stadt. Checkt unser Programm!“
Die erste „echte“ Antwort bekam ich von Tobias Farid Djaghroud: „Familie, Musik, Simpsons, Obstsalat, Mad Men, Joggen, Wasser, blauer Himmel und Sonne erlebe ich als erfrischend und inspirierend! “
„Wenn ich gestresst bin, gehe ich ans Rheinufer zwischen Schierstein und Walluf“, sagt unsere Lektorin Hildegard Tischer. „Der gleichmäßig dahinfließende Strom vermittelt Ruhe und Beständigkeit. Er tut, was er schon immer getan hat, und wird daran auch so schnell nichts ändern. Was sind dagegen schon die alltäglichen Probleme?“
„Meine Kraftquelle ist der wöchentliche Gesellschaftsspiele-Treff spielwiesebaden.de in den Räumen des Stephanus-Zentrums am Elsässer Platz“, weist Sebastian Wenzel auf seinen generationenübergreifenden Energieort hin. „Dort treffen sich Jung und Alt, reisen gemeinsam in die unterschiedlichsten Spielewelten und haben Spaß dabei.“
Etwas politischer wird es mit Heinrich Völkel nach seiner Aufzählung von „Kaiser-Friedrich-Therme, Caligari – wenn ein Film läuft, der nicht nach Provinz, sprich: ‚hier spielen wir das auch mal, aber nur einmal‘, stinkt – und der Blick von meinem Atelier im Kunsthaus zur Marktkirche.“ Er bezeichnet nämlich die öffentliche Sitzung des Hessischen Landtags als ausgesprochen erheiternd und aufbauend: „Es macht großen Spaß, Amateure beim Scheitern zu beobachten.“ Für ihn außerdem inspirierend: „Ostern in der Russisch-Orthodoxen-Kirche. Da kann man stundenlang Menschen beim Ablasshandel zuschauen.“
„Flüsse, Regentage und gute Partys“, bringt Hannah Weiner ihre Kraftquellen auf den Punkt. „Flüsse müssen groß und schnell sein. Regentage müssen so grau und kalt sein, dass es okay ist, im Bett zu bleiben. Partys müssen laut und dunkel sein, mit guter Musik und guten Freunden. Und einem Regentag danach.“
„Mein ganz persönlicher Kraftort steht neben dem Schreibtisch“, beschreibt Alexander Pfeiffer. „Eine Regalwand mit Stereoanlage sowie über 2.000 Schallplatten (größtenteils) und CDs (deutlich weniger). Ein Kraftwerk, aus dem sich für jede Stimmung die passende Energie zapfen lässt.“
„Einer meiner liebsten Kraftorte ist die Tanzfläche“, gibt Hendrik Jung seine Energiequelle preis: „Da kann man mit dem ganzen Körper in andere Welten eintauchen. Etwa mit jeder Faser schreien: ‚Fuck you, I won’t do, what you tell me‘. Das erfrischt den Körper und macht gleichzeitig den Kopf frei.“
„Der Kreuzstollen Brunnen oberhalb der Fasanerie ist mein Kraftort“, verrät mir Arne Landwehr. „Er markiert genau die Hälfte der Jogging- Strecke die ich zusammen mit einem Freund mehr oder weniger (im Augenblick leider weniger) regelmäßig laufe. Auch der Blick über das Rhein Main Gebiet von dort aus (gerade bei Dämmerung) ist der Hammer, und zum Glück geht ́s ab da fast nur noch bergab…“
„Vor oder auch nach dem Einkaufsbummel in der Stadt zieht es meine zweijährige Tochter und mich oft an den Warmen Damm“, beschreibt mir Magdalena Cardwell ihre Ruheoase zum Abschalten. „Das saftige Grün, die schattenspendenden Bäume und das imposante Staatstheater bringen mich auch mitten in der Stadt wieder ‚unter‘.“
„Meine Energiequelle ist das Wasser- es beruhigt, ich fühle mich mehr bei mir, habe das Gefühl, dass alles in ‚Fluss‘ ist oder kommt. Besonders am Meer liebe ich die Weite, das Gefühl von Freiheit- das gibt mir Kraft“, gibt Katharina Dubno Einblicke in ihre Energieorte. „Ansonsten: Die ‚Blaue Stunde‘ – eine Zeit, die das Bekannte in ein besonderes, entsättigtes Licht taucht und mir ein spezielles, positives Gefühl gibt. Es ist eine sehr ruhige Zeit. Ebenso der Sonnenaufgang: Bei Sonnenaufgang über die Brücke nach Mainz zu fahren erzeugt in mir ein wahres Glücksgefühl. Auch leidenschaftliche Menschen sind für mich wahre Kraftquellen- sie stärken einen, begeistern, stecken einen mit ihrer Energie an, zeigen einem, dass es sich lohnt auf das eigene Gefühl zu vertrauen und nicht alles mit dem Verstand auflösen zu wollen.“ Ebenso sind für sie Musik und das Tanzen Wege, die ihr Kraft geben und sie zu sich selbst führen: „Einen Song mal richtig aufdrehen, in den Tönen beziehungsweise im Text aufgehen, den Gefühlen nachgeben und sich beim Tanzen austoben…“
„Ich tanke am liebsten in der freien Natur auf“, erzählt Jan-Markus Dieckmann. „Vor den Toren der Stadt liegen schier endlose Wälder, in denen man abseits der Wege keiner Menschenseele begegnet. Und wenn der ein oder andere Pilz fürs Abendessen abfällt – umso besser.“
sensor-Chefredakteur Dirk Fellinghauer ist viel unterwegs und tankt deshalb besonders gerne zuhause auf: „Nachts, wenn – fast – alles schläft und als letzten Gang, bevor ich selber endlich, und meistens viel zu spät, schlafen gehe, stelle ich mich auf den Balkon. Nur ein paar Minuten. Ich atme ein und durch, schaue auf die großen Bäume, auf vereinzelte Lichter in den Nachbarhäusern, in den Himmel, zu den Sternen, lausche der Stille und den Geräuschen der Nacht. Ich schalte ab, spüre Dankbarkeit und Leben, komme zu mir und zur Ruhe und weiß: Jetzt gibt es nichts mehr außer schlafen – und dabei Kraft tanken für einen neuen Tag, auf den ich mich in aller Regel so sehr freue wie über den zu Ende gegangenen.“
„Meine Kraftquelle ist ehrlich gesagt eher in Mainz als Wiesbaden“, erzählt mir Michael Zellmer. „Ich lebe und arbeite in Wiesbaden, aber um auf andere Gedanken zu kommen fahre ich Mainz, wo auch meine Freundin wohnt. Dort spazieren wir am Rhein entlang und lassen uns von dem Leben in der Stadt inspirieren. Die Stadt ist vielseitiger und für mich somit spannender. Ich wohne trotzdem in Wiesbaden, weil ich hier eine schöne Wohnung und ein gutes Arbeits-Netzwerk habe.“
„Mein Kraftort ist überall, wo ich bequem lesen kann. Auf Papier“, erläutert Anja Baumgart-Pietsch. „Ohne leuchtenden Bildschirm, ohne störende Geräusche, ohne irgendwem irgendwas dazu mitteilen zu müssen, ohne dass jemand auch nur weiß, dass ich da sitze und was ich da lese. Einfach nur: IN RUHE LESEN.“
„Meine Energiequelle ist der Dürerpark jeden Mittag gegen Viertel nach drei“, beschreibt Julia Bröder den Ort ihrer Wahl: „Um diese Zeit habe ich meine Kinder gerade aus der Kita abgeholt. Sie liegt am oberen Ortsausgang von Wiesbaden und wir gehen gemeinsam von dort zu Fuß Nachhause. Wir mögen es, wie sich an den Bäumen und auf dem Teich die Jahreszeiten niederschlagen.“
Abschließend möchte ich – Sabine Eyert-Kobler – mich als Initiatorin der Umfrage natürlich ebenfalls „outen“: „Meine persönliche Kraftquelle ist meine Quarterhorse-Stute Surprise. Bereits der erste Blick auf mein süßes Pferdchen während der Begrüßung sowie der anschließende gemütliche Spazierritt mit ihr durch den Fasaneriewald lassen mich in wenigen Augenblicken komplett abschalten. Als weitere „Energie-Tankstelle“ habe ich außerdem vor einigen Jahren „Yoga“ für mich entdeckt, und zwar „im Hinterhaus“. Es feiert in diesem Jahr (genauer gesagt am Samstag, 15. November, von 13.30 bis 17.30 Uhr) übrigens 10-jähriges Bestehen! Mehr dazu online im Interview mit Gründerin Merle Kaiser.
Und jetzt ihr!
Verratet ihr uns eure persönlichen Kraftquellen? Dann schreibt uns bis zum 10.11.2014 per E-Mail (hallo@sensor-wiesbaden.de) oder Brief (sensor Wiesbaden, Kleine Schwalbacher Straße 7, 65183 Wiesbaden) oder postet eure Anregungen auf Facebook und/oder Twitter. Aus allen Einsendungen und Postings veröffentlichen wir in der Dezember-Ausgabe eine Auswahl.