Von Dirk Fellinghauer. Fotos: Dirk Fellinghauer / Wiesbadener Schule für Schauspiel.
Die Abschlussklasse der Wiesbadener Schule für Schauspiel präsentiert heute um 19.30 Uhr die Premiere von „Was ihr wollt“ im „MARLEEN“ – es wird die erste Aufführung überhaupt in der neuen Pop-Up-Kulturspielstätte im Lili am Hauptbahnhof. Eine doppelte Premiere also. Bis mindestens Ende dieses Jahres, voraussichtlich darüber hinaus, findet hier die freie Kulturszene Wiesbadens eine neue Heimat – und das Publikum einen außergewöhnlichen neuen Kulturort.
Zum Auftakt also „Was ihr wollt“. Shakespeares wohl bekannteste Komödie (geschrieben 1601) ist ein Stück mit Tiefgang, Höhenflügen und Abstürzen voll skurriler Figuren. In Shakespeares Illyrien herrscht ein kaum zu übertreffender Wirrwarr: Herzog Orsino liebt die Gräfin Olivia, diese verliebt sich in die als Mann verkleidete Viola – und Viola liebt Orsino. Weitere Termine am 20. und 21. Juni 2021 um jeweils 19.30 Uhr. (TIckets 0611/3349795).
„Kultur macht sich breit in Wiesbaden“
„Die Kultur macht sich breit in Wiesbaden.“ Mit dieser Ansage erobern Kulturschaffende aus den Bereichen Theater, Musik, Tanz, Performance und andere kreative Köpfe ab heute das Lili am Hauptbahnhof und zeigen, was die Kulturszene zu bieten hat – in einem Shoppingcenter. „Marleen“ heißt der neue Kulturort, der vom Kulturamt Wiesbaden mit Unterstützung des Lili eingerichtet wurde – „in dieser Form einzigartig in Deutschland“, wie Lili-Center Manager Robert Klemm heute bei der Präsentation betonte, bei der auch Kulturdezernent Axel Imholz und Franziska Domes (Leiterin des Referates Stadtteilkultur und der Freien Szene für Theater und Musik) über die Idee, die Einrichtung und die kommenden Veranstaltungen informierten.
Weitere Termine im Juni bestreiten das Improtheater Für Garderobe keine Haftung mit „Eine Improshow über das „Glück“ am 18. Juni um 20 Uhr (Karten: www.fgkh.de) und Armin Nufer mit der „Buddhacage“ im Rahmen der hr2-Hörfestes am 21. Juni (Tickets 0611/3349795).
Starker Auftritt – schon vor den Auftritten
Im Juli geht es weiter mit unterschiedlichsten Terminen, die in einem – ebenso wie das gesamte „Marleen“-Erscheinungsbild sehr gelungen, prägnant und zeitgemäß von Designer Paul Etzel gestalteten – Programmflyer aufgeführt sind. Ein starker Auftritt von „Marleen“ schon vor den ersten Auftritten im „Marleen“. Bis zum Jahresende sind die von der Stadt im Pop-Up-Modus angemieteten und für Kulturschaffende mietfrei zu nutzenden Räume bestens gebucht, wie Franziska Domes berichtete. Wer noch Nutzungsideen hat – übrigens nicht nur „klassisch“ abends, sondern theoretisch während der gesamten Center-Öffnungszeiten von 6.30 Uhr morgens bis 1 Uhr morgens – darf sich aber gerne mit dem Kulturamt in Verbindung setzen. Und auch 202 Quadratmeter Proberaum stehen zur Verfügung.
435 Quadratmer Kulturraum
Bis zu 43 Einzelplätze dürfen nach aktuellen Regelungen im „Marleen“ besetzt werden, die Besucher:innenzahl kann durch berechtigte Zusammensitzer erhöht werden. In Vollbesetzung gibt es auf der Gesamtfläche von 435 Quadratmetern bis zu 186 Sitzplätze. Die bisherige Nachfrage zeigt nach Aussage von Franziska Domes das große Bedürfnis, Kultur wieder live zu erleben. Für Centermanager Robert Klemm ist die Partnerschaft mit dem Kulturamt und der Wiesbadener Kulturszene eine „Win-win-Situation“ – der Kultur werde Raum gegeben, das „Lili“ könne die Mission, nicht nur pures Shoppingziel, sondern auch Begegnungsstätte zu sein, befeuern.
Offene Türen eingerannt – nach Tipp des Citymanagers
Deshalb unterstütze der Immobilieneigentümer des Shoppingcenters mit wechselvoller Geschichte das Vorhaben auch nicht nur ideell, sondern auch finanziell mit Kostenübernahmen für das Projekt „Marleen“. Der ursprüngliche heiße Tipp, den Lili-Centermanager anzusprechen, kam übrigens von Citymanager Axel Klug. „Ich hätte nicht erwartet, dass wir bei ihm solch offene Türen einrennen“, erklärte Kulturdezernent Axel Imholz.
Genehmigung um „5 vor 12“
Die offizielle „Marleen“-Eröffnung soll am 17. Juli steigen mit einer Programmvorschau, „die Lust auf mehr macht“. Das volle Programm und alle Infos gibt es hier. Bis dahin wird sich schon alles eingespielt haben. Endgültiges grünes Licht für die Bespielung gab es denkbar knapp – am Vortag der Eröffnungspremiere um 11.55 Uhr, wie Robert Klemm mit einem Schmunzeln berichtete. Wie passend für eine Stätte, die Kulturschaffenden einen neuen Wirkungs- und Entfaltungsort gibt – schließlich ist es auch für viele Akteure der Kultur- und Veranstaltungsszene in der Pandemie längst „5 vor 12“.