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Optimistische Planung und erste Programmpunkte – goEast-Filmfestival will im Mai 20. Ausgabe feiern

goEast schaut nicht nur wie immer interessiert und aufschlussreich gen Osten, sondern aus aktuellem Anlass auch optimistisch und zuversichtlich in die nahe Zukunft. Das Team plant derzeit weiter für den Fall, dass Reiseeinschränkungen und Veranstaltungsverbote in Europa im Mai wieder gelockert werden und die 20. Ausgabe des Festivals des mittel- und osteuropäischen Films vom 5. bis 11. Mai wie vorgesehen in Wiesbaden stattfinden kann. Erste Filme und Programmpunkte wurden heute verraten. Parallel prüfen die Festivalmacher*innen alternative Angebote, lassen sie – abgesehen vom Wörtchen „online“ – ohne nähere Angaben wissen.

Wenn alles nach Plan verläuft, startet das von sensor als Medienpartner präsentierte 20. Festival des mittel- und osteuropäischen Films  radikal und in Schwarz-Weiß. Eine düstere Autofahrt zieht die Zuschauer in den Neo-Noir-Thriller THE SERVANTS von Ivan Ostrochovský nach einem Drehbuch von IDA-Autorin Rebecca Lenkiewicz. Kaum findet die Fahrt ihr Ende, wird dem Publikum die Leiche eines katholischen Priesters präsentiert. Ivan Ostrochovský setzt mit seinen durchkomponierten Bildern ein kompromissloses Statement für die Trennung von Kirche und Staat.

Vom Kollektiv zum Individuum – Die Dokumentarfilme im Wettbewerb

Die Dokumentarfilme im Wettbewerb von goEast beschreiben eine Reise durch Mittel- und Osteuropa, vom kommunistischen Kollektiv bis zum individuellen Verweilen in Vergangenheit und Gegenwart.  STATE FUNERAL reflektiert anhand von einmaligem Archivmaterial der großen Trauerfeier für Joseph Stalin die Geschichte der Sowjetunion und lädt zum Nachdenken über die groteske Scharade ein. In IMMORTAL  unterwerfen sich ehemalige Häftlinge einer strengen Gesellschaftsordnung und spiegeln so das kollektive Schicksal der Sowjetbürger. Ein humoristisches Abbild der Belegschaft eines Heizkraftwerks zeigt  HEAT SINGERS – in der Ukraine wurde der Film überraschend zum Box Office Hit.  Die alltäglichen Licht- und Schattenseiten im Leben von Menschen mit Behinderung porträtiert humorvoll der Dokumentarfilm TWO ROADS über die tschechische Band „The Tap Tap“.  FROTH erzählt empathisch über Generationenkonflikte am Ufer der Barentssee. In LESSONS OF LOVE  stellt sich die 69-jährige Jola am Ende einer gewalttätigen Ehe existenziellen Fragen und entdeckt die Liebe neu.

75 Jahre Kriegsende – Kontroverser Film THE PAINTED BIRD und Masterclass mit Václav Marhoul

Ereignisse wie die rassistisch motivierte Gewalttat in Hanau zeigen, dass rechtsextremer Hass auch 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs allgegenwärtig ist. In seinem fast dreistündigen Schwarzweiß-Epos THE PAINTED BIRD verfilmte Václav Marhoul (Foto) den gleichnamigen Kriegsroman von Jerzy Kosiński und macht das Thema Fremdenhass greifbar.  Bei seiner Weltpremiere in Venedig wurde THE PAINTED BIRD (Foto oben) wegen seiner expliziten Gewaltdarstellung kontrovers diskutiert.  Für THE PAINTED BIRD hat der Regisseur nicht nur große Namen wie  Harvey Keitel oder Udo Kier  vor der Kamera versammelt, sondern in der siebenjährigen Produktionszeit des Films auch noch eine „interslawische“ Kunstsprache für den Cast erfunden. In einer Masterclass berichtet Marhoul bei goEast von der Produktionsgeschichte des Films sowie über Themen wie Gewalt auf der Leinwand, künstlerische Kompromisslosigkeit, Europäische Einheit und seine Faszination für die Geschichte des Zweiten Weltkriegs.

PERSIAN LESSONS in der Matinee

Eine ganz andere Perspektive auf 75 Jahre Kriegsende bietet PERSIAN LESSONS mit Lars Eidinger in einer Hauptrolle. Auch hier wird eine Sprache erfunden, diesmal aber als Teil der Handlung: 1942 gibt sich der junge Belgier Gilles als Perser aus und entgeht somit knapp der Exekution durch die SS.  Basierend auf der Erzählung „Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase inszeniert der russische Regisseur Vadim Perelman ein intensives Drama, das seine Kraft aus dem nuancierten Schauspiel der beiden Hauptdarsteller zieht.

Schon bei diesen ersten Aussichten auf das, was das 20. goEast nach Wiesbaden bringen soll, kann man dem Team (Foto) um Festivalchefin Heleen Gerritsen, aber natürlich auch den vorgesehenen Gästen und dem Publikum nur sehr feste die Daumen drücken, dass das Festival im Mai wirklich stattfinden kann. Das komplette Programm für die 20. Ausgabe von goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films wird Mitte April veröffentlicht. (sun/dif, Fotos goEast Festival)