Von Jan Gorbauch. Fotos Frank Meißner.
Dass man nicht unbedingt ein „richtiges“ Restaurant sein muss, um großartiges Essen zu bieten, beweist „Der Dorfladen“ von Silke und Jordanis. Er, Grieche, und sie, ursprünglich aus dem Ruhrgebiet stammend besitzen ein Haus in Griechenland, genauer gesagt in Vrasna, circa eine Autostunde von Thessaloniki entfernt. Es ist Jordanis´ Elternhaus und die Beiden, längst Wiesbadener, haben schon immer viel Zeit dort verbracht.
Die Gegend ist sehr olivenreich, und das Helfen bei der Ernte ist seit jeher ein Highlight für die Beiden gewesen. Irgendwann kam dann der Gedanke auf, das hochwertige Olivenöl in Deutschland zu verkaufen. Zunächst „aus dem Kofferraum“ heraus in kleinen Mengen, aber die Nachfrage war rasch enorm. Das war die Geburtsstunde des Ladens, den das Paar nun in der Albrechtstraße betreibt – nebenberuflich, was die Öffnungszeit von nur zwei Tagen erklärt. Das Konzept ist so simpel wie gut.
Kulinarische Entdeckungsreise
Es ist eine „kulinarische Entdeckungsreise“, durch die „einfach gute Lebensmittel“ aus kleinen Manufakturen direkt ohne Zwischenhändler Ihren Weg in die Stadt finden. Darüber hinaus ist „Der Dorfladen“ aber weitaus mehr als nur ein Geschäft, in dem man sich durch handgemachte Öle, Wein, Marmelade und andere Spezialitäten probieren und diese natürlich auch erwerben kann: „Es ist ein Treffpunkt für die ganze Nachbarschaft geworden“, erklärt Silke, „die Leute kommen zusammen um gut zu essen, zu trinken und sich auszutauschen“.
Der Grund dafür? Mike, so Jordanis Rufname, ist leidenschaftlicher, selbsterlernter Koch, mit einem Faible für – klar – griechische Speisen aber ganz grundsätzlich leckerer, internationaler Küche. Zuhause haben die zwei schon immer gerne für Freunde gekocht und sich dann kurzum entschlossen, den Laden multifunktional zu nutzen. Und so finden sich in dem gemütlichen Raum mit toller Stuckdecke nicht nur der Shop, sondern auch zwei lange Holztafeln, an denen man gemütlich kurz oder lang verweilen und Mikes Kochkünste genießen kann.
„Esstisch“ mit einfachen Spielregeln
Das Ganze nennt sich „Esstisch“ und hat wenige einfache Spielregeln: Idealerweise meldet man sich (zumindest für Samstag) einen Tag vorher an, und es gibt immer unterschiedliche (auf der Webseite und per Newsletter angekündigte) Speisen. „Eigentlich immer das, was Mike gerade so in den Sinn kommt“, erklärt Silke lachend und ergänzt: „richtiges Soul-Food“. Das ist oft griechisch und in Tapas-Form, wie zum Beispiel Hackbällchen in Tomatensoße, angemachtes, lauwarmes Chtipiti (Fetacreme mit Paprika) und – natürlich – Tzatziki als Beilage. Herausragend: leckeres geschmortes Kokkinistó mit herbstlicher Zimtnote und so zart, dass man es mit der Gabel zerteilen kann. Man spürt Mikes Heimatgefühl und seine Liebe fürs Kochen, in den Gerichten steckt Leidenschaft und Emotion. Es kann aber auch durchaus mal eine Lasagne (italienisch oder als griechisches Pasticcio) oder Frikadellen geben, deutsch inspiriert oder – mit Gastköchin – syrisch sein, rund um den Erdball sozusagen, eben eine kulinarische Entdeckungsreise!
Der Dorfladen, Albrechtstraße 46, 65185 Wiesbaden, Tel.: 0611/4507680, Do 14-21 Uhr, Sa 10-18 Uhr, https://derdorfladen.eu/
Rezept für Kokkinistó für 4 Personen:
Zutaten:
1 kg Rinderfleisch in ca. 1 cm dicke Scheiben geschnitten, Etwas Olivenöl
1 große Zwiebel(n), fein gehackt / 1 Zehe, Knoblauch, zerdrückt, Rotwein, Ca. 800 g Tomatensugo (eingekochte Tomaten), Meersalz, Zucker, schwarzer Pfeffer, 3 Lorbeerblätter, 2 Gewürznelken, Bukovo, (Chiliflocken), 1 Teelöffel Oregano, etwas Zimt.
Zubereitung:
Das Rindfleisch portionsweise in Olivenöl anbraten, beiseitelegen. In der gleichen Pfanne, in der das Fleisch angebraten wurde, Zwiebeln und Knoblauch in Olivenöl anbraten bis sie glasig werden. Mit etwas Zucker karamellisieren und je nach gewünschter Schärfe Bukovo zufügen. Mit Rotwein ablöschen. Fleisch wieder in die Pfanne legen, mit Tomatensugo und einer halben Tasse heißem Wasser auffüllen. Mit schwarzem Pfeffer, Lorbeer, Gewürznelken, Oregano und Zimt würzen. Für ca. 2,5 Stunden auf mittlerer Temperatur schmoren. Erst gegen Ende mit Salz abschmecken.