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„Russendisko ist typisch deutsch“ – sensor-Interview mit Wladimir Kaminer zum Doppelauftritt im Kulturpalast

 

Wenn Wladimir Kaminer nach Wiesbaden kommt, dann richtig. So wie jetzt am Samstag, dem 4. Mai. Um 19 Uhr liest der Kultautor im Kulturpalast aus seinem Buch „Onkel Wanja kommt“, ab 22.30 Uhr legt der Kult-DJ auf bei der „Russendisko“. sensor präsentiert den kurzweiligen und garantiert ausufernden Abend und verlost Freikarten verloste Freikarten. (Viel Spaß, Suje, Christiane und Daniela). Im sensor-Interview beantwortete der 1967 in Moskau geborene Kaminer, der seit 2000 mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin lebt, die Fragen von Magdalena Aue.

Wie erklären Sie jemandem, der noch nie von Ihrer Russendisko gehört hat, was an so einem Abend passiert?

Ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der die Russendisko noch nicht kennt. Wir sind so viel unterwegs, auch international. Wir bekommen sogar ganz viele Anfragen aus Russland. Doch wenn Sie mich fragen, das ist,  als bringe man Sauerkraut aus Afrika nach Sibirien. Bei der Russendisko geht es nicht so sehr um die Musik. Es geht um die Atmosphäre, es ist dunkel, es ist laut – also der perfekte Ort um jemanden kennenzulernen. Wir bekommen sogar Fotos von Kindern zugeschickt, deren Eltern sich auf unserer Party kennengelernt haben. Teilweise machen diese schon Abitur!

In ihrem Buch  „Onkel Wanja kommt“, aus dem Sie in Wiesbaden lesen werden,  beklagen Sie die schwindende Bedeutung von Fotos im Zeitalter von Handykameras und Internet. Fürchten Sie, dass Ihre Erinnerungen an Russland eines Tages verschwinden werden?

Nein, ich habe meine Erinnerungen ja in meinen Büchern festgehalten. So werden die Geschichten und die Menschen unsterblich. Nur das geschriebene Wort bleibt, alles andere zerfällt zu Staub. Allerdings müssen Geschichten auch unterhaltsam geschrieben werden, damit sie auch interessant bleiben, so wie die großen Werke der Geschichte, die immer noch von Generationen gelesen werden.

Wie wichtig ist Sprache für Sie? Ist es nicht einfacher, Ihre Emotionen in Ihrer Muttersprache auszudrücken?

Ob Deutsch oder Russisch spielt keine Rolle. Sprache ist in erster Linie ein Kommunikationsmittel. Außerdem diszipliniert mich das Schreiben in einer Fremdsprache. Man achtet mehr auf Fehler und versucht, sich klar und deutlich auszudrücken. Das schafft auch Distanz.

Sie leben seit mittlerweile 23 Jahren in Deutschland. Ist irgendetwas an Ihnen schon „typisch deutsch“?  

Was ist schon typisch deutsch? Deutschland verändert sich. Alles kann typisch deutsch sein. Ich finde: Russendisko ist typisch deutsch! Berlin zum Beispiel ist wie Babylon, ständig im Wandel. Wir wurden auf die Buchmesse in Rio De Janeiro im Oktober eingeladen. Deutschland ist dieses Mal Ehrengast und aus all der Vielfalt Deutscher Kultur hat man Russendisko ausgewählt. Ich glaube, wir haben mit der Russendisko mehr zur Völkerverständigung beigetragen als die Bundesregierung in den letzten zehn Jahren!

Ihre Bücher sind sprachlich sowie inhaltlich sehr witzig. Braucht man Humor, um in der Welt klarzukommen?

Natürlich. Das wird Ihnen jeder Psychologe sagen. Neues und Unbekanntes macht Menschen Angst. Entweder sie begegnen dem mit Aggression und Gewalt oder eben mit Humor.

Gibt es irgendetwas, das Sie an Wladimir Putin witzig finden?

Nichts. Putin ist schon viel zu lange im Amt! Er sollte mal über einen Berufswechsel nachdenken. Er sollte vielleicht Gärtner werden.

Der Slogan unseres Magazins ist „Fühle deine Stadt. Wiesbaden.“  Was fällt Ihnen spontan dazu ein?

Ich war schon oft in Wiesbaden. Diese Stadt ragt heraus. Es ist wie eine Märchenstadt. All das Alte und Neue vermischt. Als hätte ein verrückter Architekt sich entschieden, die Straßen einfach mal nicht gerade zu machen.

Samstag, 4. Mai, Kulturpalast. 19 Uhr Lesung „Onkel Wanja kommt“, 22.30 Uhr „Russendisko“, Eintritt Lesung (inkl. Russendisko) 17 Euro, Russendisko 6 Euro. Wir verlosen verlosten 3×2 Freikarten für Lesung inkl. Russendisko: losi@sensor-wiesbaden.de 

www.kulturpalast-wiesbaden.de , www.russendisko.de

– Foto (c) Jan Kopetzky –

 

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