Von Selma Unglaube (Text & Foto).
Corona und die Folgen. Das Virus legt auch die Wiesbadener Welt lahm, zwingt zur Auszeit. Berufstätige Eltern stellt die Situation vor besondere Herausforderungen. Unsere Autorin wird in dieser Zeit in loser Folge im sensor-#coronatagebuch von ihren Erfahrungen als Mutter (Tochter 6, Sohn 13) im Home-Office berichten – und lädt ein zum Austausch. Heute: YouTube-inspirierte Handwerker, Abstands-folgsame Schüler Apnoe-begleitete Gefühle von Gesellschaftsspielen, bei dem alle mitspielen müssen und keiner Spaß hat.
Bei den Nachbarn sitzen die Schrauben locker. Unermüdlich wird in den angrenzenden Hinterhöfen gehämmert, gesägt, gebohrt und geschraubt, was das Zeug hält. Mauern werden eingerissen und neu errichtet, Fahrräder reihenweise aufgepimpt, und auf abgetragenen Rasenflächen entstehen Terrassen aus Holzplanken – alles über Nacht bei YouTube abgeschaut, wie man bei einer Auszeit auf dem Balkon erfährt.
Ebenfalls über Nacht scheinen in der Stadt etliche neue Fahrradwege entstanden zu sein, die nun hier und da zu Hupkonzerten und Bremsmanövern anregen. Immerhin kommt endlich etwas Bewegung in Sache.
Unser Sohn hat schon die zweite Woche Präsenzunterricht in der Schule. Es klappt ganz gut. Nur die „Bewegungspausen“ sind „Stehpausen“ gewichen, in denen die Schüler mit Markierungen auf Abstand gehalten werden, bis es wieder läutet.
In der Innenstadt hingegen scheint die Pandemie ausgestanden zu sein – von Social-Distancing keine Spur. Menschenmassen zwängen sich wie seit jeher durch die Fußgängerzone. Wie ein angeschossener Hase, der Haken schlägt, bahne ich mir meinen Weg aus dem Getümmel und versuche dabei umständlich, meine Maske aufzusetzen. Es gelingt mir nicht, also halte ich wie eine Apnoetaucherin den Atem an. Nach wenigen Metern geht mir die Puste aus. Ich schnappe wieder nach Luft.
Die ganze Situation hat etwas von einem Gesellschaftsspiel, bei dem alle mitspielen müssen und keiner Spaß hat. Jeder mogelt ein bisschen und hofft dabei, dass es nicht irgendwann wieder heißt Gehe nicht über Los. Gehe direkt in Quarantäne.
Später entdecke ich im Netz den Corona-Hut der Hutmacherin Nicki Marquardt. Wäre er für alle verpflichtend, gäbe es zumindest mit der Abstandswahrung keine Probleme mehr, und mit Aluhüten auch nicht.
Frühere #coronatagebuch-Einträge hier.
Und ihr so? Postet eure Erfahrungen, Herausforderungen, Tipps und Lösungen gerne hier als Kommentar.
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❤❤❤❤ Danke danke danke ❤❤❤❤
So cool und unaufgeregt einfach erfrischend geschrieben