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Türöffner zum Lesen: Wie „Deutschlands größtes Vorlesefest“ in Wiesbaden immer weitere Kreise zieht

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka.

„Deutschlands größtes Vorlesefest“ zieht auch in Wiesbaden immer weitere Kreise. Das ist auch bitter nötig.

„Vorlesen war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Einige meiner schönsten Kindheitserinnerungen sind die vielen Bücher, die mir meine Mutter vorgelesen hat und so meine Liebe zum (Vor-)lesen geweckt hat“, sagt Samira Schwarz. Wer es wie die Wiesbadener Studentin selbst erfahren durfte, weiß: Vorlesen ist toll.  Wer sich mit der Thematik befasst, erfährt: Es wird aber immer weniger in Familien praktiziert. Deswegen gibt es den bundesweiten Vorlesetag: Jedes Jahr im November werden kreative Aktionen rund ums Buch gestartet. Auch in Wiesbaden zieht „Deutschlands größtes Vorlesefest“ immer größere Kreise.

Für die Zukunft der Gesellschaft

„Vorlesen, Lese- und Sprachförderung ist bürgerschaftliches Engagement für die Zukunft der Gesellschaft“, findet Anna-Marita Leibbrand. Sie leitet das generationenübergreifende ehrenamtliche Projektteam des Vorlesetags Wiesbaden.  Dr. Lutz Kuntzsch von der Gesellschaft für Deutsche Sprache und Studentin Samira Schwarz sind intensiv involviert, ebenso Elli Eggers, Britta Fassbinder-Lotz und Stephanie Kopietz.

In den vergangenen Jahren konnte das Team unter dem Dach des Freiwilligen-Zentrums diverse Institutionen, Quartiere und Menschen für das Lesen begeistern und vernetzen: Allen voran die Mauritius-Mediathek und das Literaturhaus, ebenso Buchhändler:innen, Schriftstellerzirkel wie „Dostojewskis Erben“, natürlich Schulen und Kitas, aber auch Seniorenheime. Schirmherr ist OB Gert- Uwe Mende. 2020 erhielt man sogar die Auszeichnung „aktive Vorlesestadt“ der Stiftung Lesen. Das Team unterstützt bei der Planung eigener Vorleseaktionen, bringt Vorleseorte und Vorlesewillige zusammen – Einrichtungen können ebenso mitmachen wie Einzelpersonen -, schmiedet Kooperationen und rührt die Werbetrommel – in diesem Jahr verstärkt auch über Social Media, etwa durch eine Vorab-Videoserie auf Instagram.

Zuhören und zur Ruhe kommen

Warum aber ist Vorlesen so etwas Besonderes? Es bedeutet, Zeit zusammen zu verbringen, gemeinsam in neue Welten einzutauchen, Abenteuer zu erleben. Aber auch gemeinsam zu lernen und zu lachen. Und vor allem: Einander zuhören und zur Ruhe kommen. Es macht aber nicht „nur“ Spaß, sondern hilft bei der wichtigen Entwicklung der Lese- und Sprachkompetenz, die vor allem Kinder brauchen: „Nur, wer Texte verstehen kann, wird erfolgreich einen Schulabschluss erlangen und sein Leben selbstständig in die Hand nehmen können“. Von der Meinungs- bis zur Herzensbildung, vom Vorstellungs- bis zum Einfühlungsvermögen: Lesen können, verstehen können bringt Spaß an Texten, Büchern, Lyrik – und das wiederum ein zufriedenes, erfolgreiches Leben. Sogar gesundheitsfördernde Wirkungen sind erwiesen.

Duden-Lesung

Lutz Kuntzsch hat sich für dieses Jahr zum Vorlesen etwas Ungewöhnliches ausgesucht: „Im letzten Jahr war es eine besondere Freude, internationale Vorlesende aus Armenien, Benin, England und Russland gewinnen zu können, die Landestypisches einbrachten.  In diesem Jahr werde ich aus dem Duden vorlesen – Lassen Sie sich überraschen!“ Ursula Kuhn, Pfarrerin der Lutherkirche, war schon zweimal aktiv beim Wiesbadener Vorlesetag dabei: „2019 wurde ich von unserer Grundschule als Vorleserin angefragt – und es hat unglaublichen Spaß gemacht.“ 2020 sollte eigentlich – wäre die Pandemie nicht gewesen – die zentrale Veranstaltung, ein  Lesefestival, in der Lutherkirche stattfinden: „Das Projektteam hat dann eine wunderbare „Vorlesewoche“ online auf die Beine gestellt. Vom Ergebnis war ich unglaublich beeindruckt!“

Kommen Lesemuffel auf den Geschmack?

Sprecherin Ute Moje hofft, Anregungen zum Selbst-Weitermachen gegeben zu haben: „Ich finde das eine gute Sache, weil es die Leute neugierig macht und selber zu lesen motiviert. Wer weiß, wieviele „Lesemuffel“ dadurch auf den Geschmack gekommen sind?“ Und Moderatorin Franziska Reichenbacher bringt es auf den Punkt: „Das Vorlesen ist der Türöffner zum Lesen überhaupt. Und wenn man merkt, wie die Kinder mit Spaß einer Geschichte folgen, dann ist das nicht nur ein toller Moment für alle Beteiligten, sondern gleichzeitig auch Leseförderung auf allerschönste Art und Weise.“

Lesefestival am 19. November

sensor präsentiert den Vorlesetag Wiesbaden erstmals als Medienpartner. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wurde der Aktionstag auf eine komplette Woche (15. bis 19. November) erweitert. Als Abschluss gibt es an diesem Freitag, dem 19. November, ab 15 Uhr bis in den Abend hinein ein großes Lesefestival für Jung und Alt in der Mauritius-Mediathek. Das beachtliche Programm, wer alles was wann liest, ist hier zu finden. Alle weiteren Infos:
www.vorlesetag.de, www.fwz-wiesbaden.de

1 response to “Türöffner zum Lesen: Wie „Deutschlands größtes Vorlesefest“ in Wiesbaden immer weitere Kreise zieht

  1. Ganz tolle Aktion und ein großes Dankeschön an das Freiwilligenzentrum für das großartige Engagement. Ich freue mich, auch selbst dabei zu sein, m 17:30 Uhr Musikbib Ebene 0 mit dem neuen Buch Taxi Damaskus
    und
    um 19:30 Uhr Lesesaal Ebene 0, Spiel mit Sprache, Premiere aus „Lyrische Gedankenwolken“.

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