Wie in einer traditionellen Bibliothek, leihen sich Leser:innen Bücher aus. Am 15. Oktober sind die Bücher in der Mauritius-Mediathek aber echte Menschen, die sich nach vorheriger Buchung Interessierten für ca. 30 Minuten für ein vertrauliches Gespräch zu ihren eigenen Biographien zur Verfügung stellen.
Mit dem Projekt „Mit lebenden Büchern im Dialog“ soll der Dialog über aktuelle, brisante Themen gefördert werden. Dieses konkrete Format fordert auf, sich im direkten Austausch ein eigenes Bild des Gegenübers zu machen. Bestehende Vorurteile sollen so thematisiert und die Möglichkeit gegeben werden, sich persönlich zu informieren. Anstelle von Büchern können interessierte Leserinnen und Leser mit zwölf Frauen, die feministisches Denken und Handeln in Wiesbaden vorangebracht und gefördert haben sowie zwei Männern, die sich für Gleichberechtigung und ein Ende von Gewalt gegen Frauen einsetzen, ins Gespräch kommen.
Mit der Veranstaltung am 15. Oktober 2022, 12-18 Uhr, soll die Geschichte der Frauenbewegung in unserer Stadt sichtbar und zugänglich machen. Insbesondere sollen auch die Wiesbadener Organisationen gewürdigt werden, die aus der Arbeit vieler Menschen entstanden sind.: „Die Errungenschaften der vielen Engagierten bekommen Bedeutung speziell für die jüngeren Generationen. Sie sind nicht selbstverständlich, sondern hart erkämpft“, so die Organisatorinnen. Die Wiesbadener Frauenbewegung ist auch interkulturell. Aktive Frauen mit Migrationshintergrund kommen hier zu Geltung.
Verschiedene Phasen der Frauenbewegung
Es gibt bei der Veranstaltung eine Gruppe an lebenden Büchern, die von den Anfängen in den 1970er Jahre, dem damaligen Bewusstwerdungsprozess und der Entstehung der ersten Freiräume für Frauen und der ersten Frauenvereine, die sich damals in Wiesbaden durch das Engagement von Frauen realisieren ließen, berichten kann. Die damals entwickelten Vereine wirken zum Teil bis heute in die Wiesbadener Stadtgesellschaft im Sinne der Gleichberechtigung von Frauen und Männern.
Auch männliche Verbündete
Eine weitere Gruppe kann über die Institutionalisierung der Frauenbewegung und die damit einhergehende Tendenz, die Frauenbewegung in politischen Verbänden und staatlichen Institutionen zu integrieren, berichten. Auch wird es um die zunehmende Differenzierung bei den Angeboten vor Ort gehen. In der dritten Gruppe finden sich zeitgenössische Akteurinnen sowie männliche Verbündete. Bei den zuletzt Genannten geht es darum, wie Männer eine Vorbildrolle im Sinne der Gleichberechtigung einnehmen können.
„Als Kommunale Frauenbeauftragte bedanke ich mich bei allen lebenden Büchern, die dieses Jahr aktiv dabei sind und somit die Frauenbewegung in Wiesbaden für alle erfahrbar und erlebbar machen. Alle inspirieren durch ihr Engagement, ihre Geschichte und ihren Einsatz und fordern auf, weiterzumachen.“, sagt Saskia Veit-Prang, Kommunale Frauenbeauftragte.
Initiatorinnen und Ursprung des Projekts: „Living Library“ wurde ursprünglich von der dänischen Nichtregierungsorganisation „Stop the Violence“ erstmals im Jahr 2000 auf dem Musikfestival in Roskilde organisiert. Diese Aktion hat die Gruppe DIANA (www.lebende-buecher.com/diana/ ) die von wif e.V. –Begegnung und Beratung unterstützt wird – inspiriert, auch in Wiesbaden das Projekt „Im Dialog mit lebenden Büchern“ umzusetzen.
Die Veranstaltung „Mit lebenden Büchern im Dialog – Gesichter der Frauenbewegung“ findet am Samstag, 15. Oktober, von 12 bis 18 Uhr in der Mauritius-Mediathek, Hochstättenstraße 6-10, statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Alle Personen, die in diesem Jahr als lebendes Buch aktiv dabei sind, werden unter www.lebende-buecher.com/veranstaltungen/2022/ vorgestellt. Interessierte können die Dialoge unter folgendem Link buchen: www.lebende-buecher.com/dialog-buchen/.
(sun/Fotos: Veranstalter)