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Wiesbaden radelt der roten Laterne davon: Platz 7 beim ADFC-Fahrradklimatest – „Jetzt nicht nachlassen!“

Vieles, was Verkehrsdezernent Andreas Kowol auf die (Rad-)wege bringt, ist umstritten, etwa die Umweltspur auf dem 1. Ring. Erfolge bei Abstimmungen oder auch wie jetzt bei Wahlen zeigen aber, dass er mit seinen Maßnahmen durchaus punkten kann. Foto: Landeshauptstadt Wiesbaden

„Wiesbaden lag lange Zeit auf dem letzten Platz bei der Fahrradfreundlichkeit in Deutschland; heute freuen wir uns, diesen unrühmlichen Platz fulminant verlassen zu haben“, kommentiert Verkehrsdezernent Andreas Kowol, dass Wiesbaden die rote Laterne abgegeben hat.  Heute gab der ADFC die Ergebnisse des Fahrradklimatests bekannt. „Die sehr gute Platzierung unserer Stadt und vor allem der bundesweite Sprung von Platz 25 auf den 7. Platz spiegeln das Engagement der Stadt wider und zeigen, dass die Maßnahmen bei den Bürger:innen Anklang finden“, freut sich auch OB Gert-Uwe Mende, der heute an der Auszeichnungswebkonferenz des ADFC teilgenommen hat: „In der Kategorie Aufholer der Städte von 200.000 bis 500.000 Einwohnern durfte ich sogar die Auszeichnung für den 1. Platz entgegennehmen.“

Die Ergebnisse „spiegeln das Engagement der Stadt wider und zeigen, dass die Maßnahmen bei den Bürgerinnen und Bürgern Anklang finden“, so das Stadtoberhaupt. In den letzten vier Jahren sind in Wiesbaden 40 Kilometer neue Radwege und Radstreifen eingerichtet worden, ein Teil davon als Protected Bike Lanes. Das Rad-Grundnetz 2020 ist zu großen Teilen realisiert. Dabei ist die Maßnahme der durchgängigen Umweltspuren auf dem 1. Ring besonders hervorzuheben. Die großzügige Breite der Fahrradwege und die Abstände zum fließenden Kfz-Verkehr sowie farbige Markierungen an Einmündungen erhöhen hier die Klarheit für alle Verkehrsteilnehmer. Die Verlängerung des Mittelstreifen-Radwegs vom Sedanplatz kommend bis zur Oranienstraße ist derzeit in Bau.

Im gleichen Zeitraum wurden über 1000 Abstellplätze im öffentlichen Straßenraum sowie 750 Abstellplätze an öffentlichen Einrichtungen wie beispielsweise Schulen installiert. Das 2018 gestartete Fahrradverleihsystem ESWE meinRad wurde schrittweise ausgebaut und wird demnächst um E-Cargobikes erweitert. Für Privatleute und Gewerbetreibende wurde eine Cargobike-Kaufprämie etabliert. Kleinere Maßnahmen wie Ampelgriffe, Radboxen am Hauptbahnhof sowie öffentliche Kampagnen runden die Aktivitäten der Stadt Wiesbaden ab.

Mittel für Radverkehrsmittel verzehntfacht

Verkehrsdezernent Andreas Kowol, der den Großteil der Maßnahmen verantwortet und vorantreibt: „Dieser Erfolg kommt nicht von allein, sondern ist das Ergebnis harter Arbeit und mutiger politischer Entscheidungen. Mein Dank gilt dem Tiefbau- und Vermessungsamt, dem ‚Radbüro‘ und der Stadtverordnetenversammlung, die durch die 2018 umgesetzte Verzehnfachung der Radverkehrsmittel den Boden für diesen Erfolg bereitet hat.“

Die Dynamik im Ranking zeige, dass man sich keinesfalls zurücklehnen dürfe. „Die Fahrrad-Infrastruktur muss mit der steigenden Zahl an Radfahrern mitwachsen. Zwei wichtige Handlungsfelder, bei denen die Ortsbeiräte zurecht Druck machen, sind der Ausbau sicherer Radwege zu Schulen sowie der Ausbau von Bike+Ride an wichtigen Bus- und Bahn-Haltepunkten. Das werden wir jetzt verstärkt angehen.“

ADFC würdigt Maßnahmen – und fordert mehr

Solche Aussagen dürften Musik in den Ohren des ADFC sein. “Viermal war Wiesbaden die fahrradunfreundlichste Großstadt in Deutschland – jetzt haben wir die Rote Laterne endlich an Duisburg abgegeben!”, freut sich Günni Kerber, Vorstand und verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Wiesbaden/Rheingau-Taunus. “Mit einer etwas verbesserten Platzierung hatten wir gerechnet, nachdem in den letzten beiden Jahren so vieles im Radgrundnetz 2020 umgesetzt worden ist, Platz 7 – und damit im vorderen Drittel – ist für uns eine tolle Überraschung!”

Sicherheit bleibt Problem

Über 1.800 Wiesbadener:innen begrüßten in der Umfrage die “Förderung in jüngster Zeit” (+1,6), in weiteren vier Kategorien – Breite der Radwege, Werbung fürs Rad, Erreichbarkeit des Stadtzentrums und zügiges Fahren – konnte Wiesbaden sich um je 0,7 verbessern. Weiterhin positiv fällt das Urteil für Wiesbaden bei den Fragen zur “Öffnung von Einbahnstraßen im Gegenverkehr” (2,0) und zur “Verfügbarkeit Mieträder” (2,3) aus. Allerdings: In der Bewertungskategorie “Sicherheit” (4,5) schneidet Wiesbaden weiterhin sehr schlecht ab:  Hier sind die Radfahrer:innen sehr unzufrieden, insbesondere bei den Aspekten “Fahren im Mischverkehr mit KfZ” (4,8), “Konflikte mit Kfz”  (4,9) und generell die “Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer” (4,6). So fordert auch ADFC-Mann Kerber weitere Anstrengungen durch die Stadt: “Ein Nachlassen der Radverkehrsförderung wurde ein Rückschritt sein und die Erfolge in kürzester Zeit verpuffen lassen.”

(dif)

2 responses to “Wiesbaden radelt der roten Laterne davon: Platz 7 beim ADFC-Fahrradklimatest – „Jetzt nicht nachlassen!“

  1. Ich wünsche mir, dass man jetzt einen breiten politischen Konsens findet für #MehrPlatzfürsRad und mit vielen weiteren Radwegkilometer, die Menschen zum Aufsteigen motivieren, den Titel „Aufholer“ ein drittes Mal in Folge nach Wiesbaden holt.

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