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Millionenspritze für Altes Gericht? Mit Zusage könnten sich Visionäre endlich um die geilen Sachen kümmern

Von Dirk Fellinghauer.

In seltener Einmütigkeit sind die Kooperationspartner SPD, CDU, Grüne nebst oppositioneller FDP und Linken fest entschlossen, dem heimathafen mit einer kräftigen (und im Vergleich zu sonstigen städtischen Ausgaben doch bescheidenen) Finanzspritze den entscheidenden Kick zu geben, um endlich das Zukunfts- und Leuchtturmprojekt Altes Gericht unter Dach und Fach zu bringen. Die Rede ist von 1,2 Millionen Euro Investitionszuschuss. Ein entsprechender Antrag wird heute im Haupt- und Finanzausschuss der Stadtverordnetenversammlung diskutiert.

Ungewöhnlich unisono bekräftigt wurden die Absichten kürzlich bei einer virtuellen Podiumsdiskussion des Investoren-Netzwerks IN-WI, das seit langem mit seinem Vorsitzenden Matthias Helfrich für einen stärkeren Support des Vorhabens trommelt. Die Eröffnung als, so der von Helfrich als „Glücksfall für diese Stadt“ bezeichnete Dominik Hofmann, „Teilchenbeschleuniger für diese wunderbare Stadt“, peilen die Macher für 2022 an.

Vision: Ein Ort von Vielen für Viele

„Was für eine einmalige Gelegenheit: Ein traumhaft schönes Gebäude, mitten in Wiesbaden, mit viel Raum für Ideen. Was wäre, wenn das Alte Gericht nicht nur durch private Wohnungen und Büros für die Öffentlichkeit verschlossen bleibt, sondern allen Wiesbadenern und Gästen offen steht?“, fragt der heimathafen auf seiner Homepage bei der Vorstellung seiner „Vision für das Alte Gericht“: „Wenn im Alten Gericht ein Ort „von vielen für viele“ entsteht: Ein öffentliches Café, Coworking, ein Gründer- und Kreativzentrum, ein „Labor für soziale Innovation“ und viele Veranstaltungen von & für viele Wiesbadener. Ein Ort mit reichlich Kunst, Kultur, Gemeinschaftssinn und frischen Ideen für unsere Stadt?“

Dass diese Vision Wirklichkeit werden soll, gilt längst als ausgemachte Sache. Auch die IHK-Vollversammlung hatte zuletzt nochmal ihre Unterstützung des Vorhabens und die Bedeutung für die Stadt, aber auch über die Stadt hinaus, als „Anziehungspunkt für kreative und kluge Köpfe“ bekräftigt. Bei der Frage, wie das Ganze finanziert werden soll, gab und gibt es immer wieder Unwägbarkeiten – zuletzt und aktuell auch durch die Pandemie und Wegfall oder „Verschiebung auf unbestimmt“ von fest eingeplanten Mit-Finanzierungs-Commitments. Diese neuen Unsicherheiten auszugleichen, und dem heimathafen – endlich – die verlässliche Sicherheit zu geben, „Ja“ zu sagen zum 15 Jahre-Mietvertrag mit der Nassauischen Heimstätte, ist nun erklärtes und wiederholt unmissverständlich bekräftigtes Ziel der Stadtpolitiker unterschiedlichster Couleur.

Ziel ist gemeinsame Lösung

Vorgesehen war eigentlich, dass SPD, CDU, Grüne, FDP heute im besten Fall einen gemeinsamen Antrag einbringen. Da die Zeit der ehrenamtlichen Rathauspolitiker in Wahlkampfzeiten noch knapper ist als ohnehin schon, war das in der kurzen Zeit zwischen Absicht und heutiger Sitzung nicht mehr zu wuppen. Also hat die FDP sich der Sache nun erst mal federführend angenommen und bringt den Antrag heute in die Sitzung ein. „Das Ziel ist aber eine gemeinsame Lösung“, betonte der FDP-Fraktionsvorsitzende Chris Diers gegenüber sensor: „Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, eine gemeinsame Formel zu finden.“

„Nach langen Jahren des Wartens schreitet die Realisierung des Campus an der Moritzstraße und damit die Revitalisierung des Viertels endlich voran“, startet der Antrag erfreut – gefolgt von dem „Aber“: „Die Realisierung des „Innovations-Zentrums für
Kreative, Gründer und Engagierte“ ist jedoch nur eingeschränkt vorangekommen.“

Besondere Bedeutung für die Stadt

Für die Landeshauptstadt Wiesbaden sei die Ansiedlung eines Gründerzentrums jedoch von besonderer Bedeutung.  Die Wirtschaft, und Geschäftsmodelle, veränderten sich rasant, für die neuen Entwicklungen brauche es einen Ort. „Erfolgreiche Gründungen finden derzeit in Berlin, Hamburg, München oder auch in kleineren Städten statt – aber kaum im Rhein-Main-Gebiet und in Wiesbaden“, konstatiert der Antrag und schlägt die Zusage eines Investitionskostenzuschusses  an den künftigen Betreiber von bis zu 1,2 Mio. Euro „für die bauliche Herrichtung und die Erstausstattung“ vor. Der Magistrat solle beauftragt werden, die notwendigen Schritte zur Realisierung eines Gründerzentrums einzuleiten und der Stadtverordnetenversammlung bis spätestens Juni 2021 eine endgültige Beschlussvorlage zuzuleiten. Außerdem soll der Magistrat die haushaltsrechtliche und beihilferechtliche Umsetzung prüfen. Letzteres wurde vor allem von der CDU in die Diskussion eingebracht und von allen als wichtig erachtet.

„Keinerlei Konkurrenzdenken“ – Die Szene steht voll und ganz hinter dem heimathafen

Ein anderes „aber“, dass CDU-Mann Reinhard Völker in der Diskussion aufgebracht hatte – dass andere Akteure der Gründerszene vielleicht eine solche finanzielle Unterstützung dem heimathafen nicht gönnen und als Wettbewerbsnachteil sehen könnten, konnte in der öffentlichen IN-WI-Diskussion direkt komplett ausgeräumt werden. „Ich kann definitiv sagen, dass ALLE Akteure den heimathafen voll und ganz unterstützen, das Alte Gericht zu realisieren“, erklärte Fabian Fauth, der bis vor kurzem das Startwerk betrieb und sich nach wie vor stark in der Szene engagiert. Es gebe „keinerlei Konkurrenzdenken“, stellte er klar und bemerkte: „Das Alte Gericht wäre ein Schub für das ganze Ökosystem und es würden alle davon profitieren.“

Dem pflichtete Susanne Eidmann von dem Start-Up cluuv bei: „Der heimathafen leistet unglaublich viel für Gründer in Wiesbaden. Die Stadt ist jetzt gefordert, die Umsetzung schnell zu prüfen.“ Die Ausschussmitglieder haben es heute in der Hand, den ersten entscheidenden Schritt zu tun, um einer schon wieder ganz schön langen Geschichte zum Happy End zu verhelfen.

Silas Gottwald von der SPD erklärte, seine Partei stehe „100% hinter der Vision des heimathafens“, versicherte die Unterstützung und plädierte dafür, den Zuschuss „noch rechtzeitig zu beschließen vor der Wahl“.

1,2 Millionen Euro – vertretbare Summe

Dorothea Angor von den Grünen versicherte während der IN-WI-Diskussion: „Wir alle arbeiten mit Hochdruck an einer gemeinschaftlichen Lösung, um den Zuschuss dingfest zu machen.“ Dass die Summe von 1,2 Millionen Euro „nicht exorbitant groß“ sei, bekräftigte auch Brigitte Forßbohm von den Linken. Sie erinnerte dran, dass bei den – längst obsoleten – Plänen, das Stadtmuseum im Alten Gericht unterzubringen, die niedrigsten Zuschussschätzungen bei 30 Millionen Euro gelegen hätten: „Da sind 1,2 Millionen ja wirklich zu vernachlässigen“, signalisierte sie ein Linken-„Ja“ zum Vorhaben und betonte die Bedeutung einer auch öffentlichen Nutzung des Gebäudes.

Endlich um all die geilen Sachen kümmern, die dort möglich sind

Genau dieses sicherte Dominik Hofmann zu und malte ein vielversprechendes Bild eines spannenden, lebendigen und belebenden Ortes mit vielfältiger – bei weitem nicht nur – wirtschaftlich orientierter, sondern auch kulturell, sozial und gesellschaftlich relevanter gemeinnütziger Nutzung. Vieles an dem Traum, einen „Teilchenbeschleuniger für diese wunderbare Stadt“ zu schaffen, sei nicht rentabel und profitorientiert gedacht. Genau  deshalb gelte: „Wir brauchen die starke Zusage, dass wir das endlich unter Dach und Fach bringen können und – nachdem wir im letzten Jahr nur mit Rettung beschäftigt waren – uns endlich um die Inhalte kümmern können und all die geilen Sachen, die dort möglich sein werden.“

2 responses to “Millionenspritze für Altes Gericht? Mit Zusage könnten sich Visionäre endlich um die geilen Sachen kümmern

  1. Du suchst der Stadt Bestes,lieber Sohn,und Gott segne Deine Arbeit dort und die mit Dir unterwegs sind!

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