Starre Frontalunterhaltung bei Konferenzen ist von gestern, angesagt sind offen gestaltete „Unkonferenzen“: Sogenannte BarCamps sind gerade im Bereich der Tech-affinen Szene das Lieblingsformat für den inspirierenden Wissensaustausch. Aber auch „einfach so“ Interessierten wird hier garantiert nicht langweilig. Ob Nerd oder neugieriger Normalo: Wer erkunden will, was die Digitalszene im Rhein-Main-Gebiet umtreibt, steuert das BarCamp RheinMain an. Zur zehnten Ausgabe kehrt die zweitägige Veranstaltung nach Wiesbaden zurück. Die Landeshauptstadt wird am 25. und 25. November zum dritten Mal Austragungsort und Anziehungspunkt für die „größte Unkonferenz-Community im Rhein-Main-Gebiet“, die bisher außerdem in Mainz, Frankfurt, Offenbach, Darmstadt, Dieburg und Bingen zusammenkam.
Norbert Gilles und Tom Klose vom Vorstand des Vereins zur Förderung der Netzkultur im Rhein-Main-Gebiet e. V. beantworten unsere Fragen rund um das Thema BarCamp.
Sind BarCamps die besseren Konferenzen?
Wir sagen: ja. Es heißt immer, dass die beste Konferenz das Gespräch zwischen den Vorträgen ist. BarCamps haben genau das aufgegriffen und ermöglichen durch ein formloseres Setting einen Rahmen, der von vornherein zur Diskussion, zur Beteiligung einlädt. Das besondere Format in Sessions, die von den Teilnehmern selbst gestaltet und angeboten werden, macht eine große Bandbreite an Themen möglich. Das heißt: Als Besucher treffe ich auf keine straff organisierte Vortragsagenda, sondern kann mich in einen lebhaften Austausch begeben und in den vielfältigen Themen neue Impulse finden.
Kein Format für schüchterne Mauerblümchen also?
Man könnte es anders sagen: Ein Format für alle, die neugierig sind und über den eigenen thematischen Tellerrand blicken. BarCamps geben den Teilnehmern eine Plattform, eigene Fragestellungen in größerer Runde zur Diskussion zu stellen, Best Practices oder erfolgreiche Prozesse vorzustellen. Jeder kann vorab seinen Themenvorschlag für eine Session auf der Veranstaltungs-Website posten – oder aber kurzfristig vor Ort einbringen, wenn sich freie Session-Slots ergeben. Das überlässt jedem den Freiraum zu entscheiden, wie weit er sich beteiligen möchte. Alles kann, nichts muss. Der angeregten Diskussionsatmosphäre kann man sich aber nur schwer entziehen.
Ihr sprecht das Thema Erfahrung an: Wo fing das für euch an, was ist passiert?
Als wir vor neun Jahren den Verein zur Förderung der Netzkultur im Rhein-Main-Gebiet e.V. gegründet haben (hier ein sensor-Beitrag aus den Anfangsjahren, links das damalige Team), fehlte uns einfach ein Format, das einen Überblick über die lebhafte Internet- und IT-Szene im Rhein-Main-Gebiet geben konnte. Wir wollten einen Rahmen zur themenübergreifenden Vernetzung schaffen. Anfangs waren wir allein, heute gibt es viele sehr spezifische BarCamps, von denen wir auch einige unterstützen. Wir halten unser Format aber weiterhin sehr offen, was die Themen betrifft. Das macht das BarCamp RheinMain zu einem guten Ansatzpunkt für alle, die einmal schauen wollen, ob das Format für sie passt.
Vernetzung ist ein gutes Stichwort: Wer vernetzt sich beim BarCamp mit wem? Und: Gibt es eine Bar?
Das BarCamp bietet den Rahmen für einen ungezwungenen Austausch. Dazu gehört auch, dass wir dank Sponsoren an den Veranstaltungstagen für Verpflegung sorgen. Und natürlich gibt es am Samstagabend die Möglichkeit, noch auf ein entspanntes Bier zusammenzufinden.
Neben der Vernetzung der Teilnehmer untereinander hat sich das BarCamp auch als spannende Plattform für Unternehmen entwickelt, die den Zugang zu engagierten Profis aus der Szene suchen. Unsere Jobwall, an der Unternehmen Stellenausschreibungen und Jobs veröffentlichen können, ist in der Regel prall gefüllt und gut besucht. Und wir sehen auch immer öfter HR (Human Resource)-Verantwortliche unter den Teilnehmern. Das ist natürlich eine tolle Entwicklung.
Das 10. BarCamp: Was habt Ihr geplant bzw. habt Ihr persönliche Highlights? Session-Titel wie „Zombies 3.0, von Sex, Katzen und Gehirnen“ machen ja durchaus neugierig.
Ja, das klingt vielversprechend, nicht wahr? Die Session ist von einem Neuropsychologen geplant, und wir sind auch schon gespannt, was uns erwartet.
Ein weiterer Höhepunkt sind für uns die Classic Tracks. Wir haben erfolgreiche Sessions der zurückliegenden BarCamps neu aufgelegt. Ein Beispiel hierfür ist die Session „Krieg im Netz – und was daraus wurde“ von Sascha Stoltenow, der diese Session schon einmal 2012 vorgestellt hatte. Was hat sich seitdem verändert? Wo stehen wir? Das wird sicher interessant und schafft eine Dimension der Nachhaltigkeit, die man technikbezogenen Inhalten ja mitunter abspricht.
Das 10. BarCamp RheinMain des Vereins zur Förderung der Netzkultur im Rhein-Main-Gebiet e. V, präsentiert von sensor am 24./25. November, R+V Akademie, Abraham-Lincoln-Park, Infos und Tickets: https://barcamp-rheinmain.de, http://netzkultur-rheinmain.de