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Bedauern über Kündigung der Städtepartnerschaft durch Gent – und Blick nach vorn: „Kein Ende der Freundschaft“

Nach der sensor-Berichterstattung über das überraschende Aufkündigen der Städtepartnerschaft seitens der Stadt Gent nimmt die Stadt Wiesbaden Stellung – und bedauert den Schritt. Gleichzeitig hofft man, dass die Verbindungen nicht ganz abreißen. In diese Richtung äußert sich auch der Genter Bürgermeister.

Wie berichtet, will Gent 51 Jahre nach Begründung der Städtepartnerschaft die Verbindung lösen. Dies teilte die Stadtverwaltung Gent dem Wiesbadener Rathaus am Donnerstagnachmittag, 21. Januar, telefonisch mit. Ein offizielles Schreiben an Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende soll folgen, liegt aber noch nicht vor. Mende bedauerte diesen einseitigen Schritt der Stadt Gent, der weder angekündigt noch erörtert worden sei. „Wir reichen die Hand für eine weitere Zusammenarbeit“, sagte Mende.

Wie nun das weitere, auch formale, Vorgehen ist, müsse die Stadt nun erstmal herausfinden, sagte Rathaus-Pressesprecher Ralf Munser heute auf sensor-Nachfrage: „So etwas gab es ja bisher noch nicht“.

Laut telefonischer Auskunft gegenüber dem Wiesbadener Rathaus hat der Genter Gemeinderat entschieden, die Zusammenarbeit mit allen Partnerstädten – mit Ausnahme der Partnerschaft zu der japanischen Stadt Kanazawa – zu überdenken und die Städtepartnerschaften im klassischen Sinne nicht weiterzuführen. Man empfinde diese Form der Partnerschaften als nicht mehr zeitgemäß, die Verbindungen seien auch über die Jahre und Jahrzehnte weitgehend eingeschlafen.

„Merkwürdig, eine ganze Stadt zu verbrüdern“

Der Genter Bürgermeister Mathias de Clercq erklärte in einem Interview im belgischen Fernsehen: Städtepartnerschaften seien eine noble Philosophie nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, aber heutzutage erscheine es merkwürdig, eine ganze Stadt zu verbrüdern. Gent betonte auch gegenüber der Stadt Wiesbaden, dass nach wie vor EU-Projekte wie Erasmus+ unterstützt würden und die formale Beendigung der Städtepartnerschaft keineswegs das Ende der Freundschaft mit der Landeshauptstadt Wiesbaden und seinen Bürgern bedeute. Auch eine Einladung an Oberbürgermeister Mende nach Gent, die im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden musste, sei weiterhin als Abschluss geplant.

OB: Städtepartnerschaften sind wichtiger Beitrag pro Europa

„Die Entscheidung aus Gent stimmt traurig, denn gerade die Städtepartnerschaft mit Gent war eine sehr intensiv gelebte mit tragfähigen Verbindungen zwischen Vereinen – zum Beispiel zwischen den Biebricher ,Waden‘ und den Karnevalisten im Genter Stadtteil Ledeberg –  und auch persönlichen Freundschaften. Ich hoffe sehr, dass dieses Engagement erhalten bleibt“, sagte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende in einer ersten Stellungnahme. „Städtepartnerschaften dienen der Verständigung und dem Austausch freundschaftlicher Kontakte zwischen Städten. Sie bringen Kommunen europa- und weltweit näher zusammen und sorgen für eine enge Verbindung ihrer Bürgerinnen und Bürger – und aus manchen erwachsen Freundschaften. Gerade die europäische Einigung ist keine Selbstverständlichkeit, wie zuletzt der Brexit gezeigt hat. Um sie muss weiter gerungen werden, Städtepartnerschaften leisten dazu einen wichtigen Beitrag “, so Mende weiter. Erst vor wenigen Tagen sei die  Landeshauptstadt Wiesbaden auf alle europäischen Partnerstädte mit dem Wunsch zugegangen, im Rahmen des Erasmus-Programms Auszubildende über Praktika auszutauschen.

Wiesbaden unterhält intensive Beziehungen zu zahlreichen Partnerstädten im In- und Ausland. Neben den offiziellen Kontakten der Rathäuser untereinander, stehen in erster Linie die Begegnungen zwischen den Menschen im Vordergrund. Derzeit hat die Landeshauptstadt 13 Städtepartnerschaften, eine Patenschaft und vier Stadtteilpartnerschaften. Im Jahr 2016 wurde in Wiesbaden das „Jahr der Städtepartnerschaften“ gefeiert.

(Dirk Fellinghauer / Foto visitgent)