Sein Nachname ist berühmt, er selbst ist über die Jahrzehnte in Vergessenheit geraten – zu Unrecht, wie nicht nur Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz findet, die das sehr umfangreiche und vielschichtige „Projekt: Brentano“ kürzlich ähnlich begeistert vorstellte wie Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds RheinMain, oder Susanne Lewalter – Leiterin des Literaturhauses und treibende Kraft des Projektes. Der 50. Todestag des Schriftstellers, der nach dem Exil in der Schweiz von 1949 bis zu seinem Tod 1964 in Wiesbaden lebte und in Sonnenberg begraben ist, sowie die Neuauflage seines bedeutenden Romans „Theodor Chindler“ im Schöffling Verlag sind Ankerpunkte der Veranstaltungsreihe „Projekt: Brentano“, die vom 19. September bis 21. Oktober in unterschiedlichsten Veranstaltungen einen „Schriftsteller zwischen Romantik und Moderne“ in Erinnerung ruft. Der 1936 erschienene Roman schildert, wie der Erste Weltkrieg und seine politischen und psychologischen Folgen eine Familie als Sinnbild der Gesellschaft bis ins Innerste spalten. Rund um die zentrale Frage, ob man aus Geschichte lernen kann, haben die Macher geschickt ein Programm gestrickt, das unterschiedliche Aspekte (so auch die einst blühende Verlagsstadt Wiesbaden) thematisiert und den Bogen bis ins heute schlägt („Wie politisch soll Literatur sein?“). ww.wiesbaden.de/literaturhaus