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Der Wert des Menschen wird jederzeit verhandelt – Staatstheater stellt Programm für neue Spielzeit vor

Uwe – allein „zuhaus“. Der Intendant des Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Uwe Eric Laufenberg, präsentierte heute die Spielzeit 2020/21 per Video aus dem publikumsleeren Großen Haus. Foto De Da Productions.

Von Dirk Fellinghauer. Foto De-Da Productions.

Sowohl in der Oper als auch im Schauspiel stehen Stoffe im Mittelpunkt, bei denen der Wert des Menschen auf grundlegende Weise durchgespielt wird. Im Rahmen einer Videopräsentation stellen heute Vormittag – einen Tag vor dem Vorverkaufsstart am 24. April – Intendant Uwe Eric Laufenberg (Foto) und Geschäftsführender Direktor Bernd Fülle zusammen mit ihrem Team das Programm der Spielzeit 2020.2021 des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden vor. „Die Krise, die wir derzeit durchleben, zeigt, wie sehr der Wert des Menschen jederzeit Gegenstand der Verhandlung ist. Der Spielplan des Hessischen Staatstheater Wiesbaden trägt dem in der kommenden Spielzeit in besonderer Weise Rechnung“, heißt es. Auch der in Coronazeiten wiederentdeckte Albert Camus-Roman „Die Pest“ kommt auf die Bühne.

Zwei Großprojekte stehen im Mittelpunkt: Zum einen Richard Wagners »Ring«, der nichts weniger als ein Versuch ist, die gesamte Menschheitsgeschichte abzubilden und der viermal zyklisch gezeigt wird; zum anderen die deutschsprachige Erstaufführung von Tom Stoppards
Trilogie »Die Küste Utopias«, in der die Sozialgeschichte Europas und Russlands in brillanter Manier auf das persönliche Leben einiger Individuen heruntergebrochen wird.

Neuer Salman Rushdie-Roman kommt erstmals auf die Bühne

Insgesamt erwarten das Publikum in der Spielzeit 2020.2021 in der Opernsparte sieben oder acht Neuinszenierungen und zehn Wiederaufnahmen, darunter Rossinis »Der Barbier von Sevilla« und Mozarts »Die Hochzeit des Figaro« sowie die Neuproduktion von Jörg Widmanns Oper »Babylon«, ein in seiner allumfassenden Weltbeschreibung jegliche Grenzen überschreitendes Werk. In den acht Sinfoniekonzerten des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden sind, neben Generalmusikdirektor Patrick Lange, große Dirigentenpersönlichkeiten und herausragende Solisten vertreten. Das Schauspiel bietet neben der genannten Erstaufführung von Tom Stoppards Trilogie die Uraufführung der Bühnenfassung von Salman Rushdies jüngstem Roman »Quichotte« sowie neun weitere Premieren, darunter die deutschsprachige Erstaufführung des Stücks »Admissions« sowie im Großen Haus Uwe Eric Laufenbergs Inszenierung des Shakespeare’schen »König Lear«.

Das Hessische Staatsballett zeigt drei Premieren und die Wiederaufnahme von Tschaikowskys Klassiker »Der Nussknacker«. Ergänzt wird das Programm mit wichtigen Projekten aus der aktuellen Tanzszene. Das Junge Staatstheater bietet in allen Sparten zahlreiche Premieren und Wiederaufnahmen sowie ein erweitertes Programm der Theaterpädagogik für Kinder, Jugendliche und Familien an.

Maifestspiele planen nach diesjährigem Corona-Ausfall 125. Jubiläum

Im kommenden Jahr feiern die Internationalen Maifestspiele des Hessischen Staatstheaters
Wiesbaden, die seit 1896 den kulturellen Höhepunkt im Theaterkalender der Stadt bilden und in diesem Jahr coronabedingt ausfallen müssen, ihr 125. Jubiläum. Sämtliche Sparten der Darstellenden Kunst sind vertreten. Tickets für die Opernvorstellungen der Maifestspiele sind telefonisch, online oder per E-Mail bereits ab dem 24. April 2020 erhältlich.

Monumentale Babylon-Oper

Eines der monumentalsten zeitgenössischen Opernwerke der letzten Jahre, das an den Staatsopern in München und Berlin große Erfolge feierte, ist Jörg Widmanns »Babylon«. Die Neuproduktion am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ist die erste Aufführung der neuen Fassung seit deren Uraufführung 2019 an der Staatsoper Berlin und wird die Internationalen Maifestspiele 2021 eröffnen. Die Musikalische Leitung der auch im Orchester außergewöhnlich groß besetzten Produktion hat Albert Horne inne.

Camus´“Die Pest“ wird aufgeführt

Intendant Uwe Eric Laufenberg inszeniert mit »König Lear« die vielleicht schwärzeste
aller Shakespeare-Tragödien im Großen Haus mit Nicolas Brieger in der Titelrolle.
Im Kleinen Haus eröffnet die Spielzeit mit Ingmar Bergmans »Szenen einer Ehe«. Albert Camus Roman »Die Pest« erkundet, wie man unter den extremen Bedingungen einer Seuche – ein derzeit nicht unvertrautes Thema – Mensch bleiben kann. Nach seinem fulminanten »Romulus« führt Sebastian Sommer hier zum zweiten Mal Regie in Wiesbaden. George Bernard Shaws  Konversationsdrama »Doktors Dilemma« stellt  sich dem Problem, wie Ärzte entscheiden, wenn die medizinische Grundversorgung nicht für alle reicht.

Der Intendant als „Doktor Dilemma“

Uwe Eric Laufenberg wird hier die Rolle des titelgebenden Doktors übernehmen. Zwei wichtige Erstaufführungen: »Admissions« von Joshua Harmon, ein bissiges Stück über die Selbsttäuschungen weißer Liberaler, erlebt seine deutschsprachige Erstaufführung in der Spielstätte Wartburg in der Regie von Daniela Kerck. Als Uraufführung gar – im Kleinen Haus – wird eine Bühnenfassung von Salman Rushdies jüngstem Roman »Quichotte« zu sehen sein, eine virtuose Übertragung von Cervantes‘ Klassiker in Trumps Amerika, inszeniert von Daniel Kunze . Johannes Lepper wird sich mit Henrik Ibsens Skandal-Klassiker »Gespenster« erstmals als Regisseur in Wiesbaden vorstellen.  Malte Kreutzfeldt inszeniert Huxeleys immer aktueller werdende Dystopie »Schöne Neue Welt« . Während der Maifestspiele wird ein großes Projekt des Staatstheaters zum Abschluss gebracht: Mit den Teilen zwei und drei »Schiffbruch« und »Bergung« wird die deutsche Erstaufführung von Tom Stoppards großer Trilogie »Die Küste Utopias« in der Regie von Henriette Hörnigk vervollständigt. Am 13. Mai 2021 werden die drei Teile zudem zusammengeführt und zur Gesamtaufführung gebracht. Mit »Extrawurst« klingt die Saison komödiantisch aus. Im Studio kommt Ödon von Horvaths »Figaro lässt sich scheiden«  auf die Bühne.

In Verbundenheit zuhören

Hochkonzentriert in Szene gesetzt, aber vor seinem Publikum verschließt Generalmusikdirektor Patrick Lange nicht die Augen – im Gegenteil: 2WIR“ behält er als Spielzeitmotto für das von ihm geleitete Staatsorchester bei und will damit auch Verbundenheit mit dem Publikum ausdrücken. Foto De Da Productions

Das Hessische Staatsorchester Wiesbaden präsentiert sich wieder in acht Sinfoniekonzerten. Fünf der Konzerte leitet Generalmusikdirektor Patrick Lange, der auch für das Gesamtprogramm der Sinfoniekonzerte verantwortlich zeichnet. Der Titel »WIR«, den Patrick Lange mit Beginn seiner Amtszeit für die Konzerte einführte, wird auch in dieser Spielzeit beibehalten, er steht für die Verbundenheit des Orchesters mit dem Wiesbadener Publikum und für die Gemeinschaft beim Musizieren. Die Spielzeit ist zudem mit dem Leitbegriff »Zuhören« überschrieben.

Neue Konzertreihe für alle ab 8 Jahren

Konzertangebote für junges Publikum liegen GMD Patrick Lange besonders am Herzen. In der Spielzeit 2020.2021 gibt es erstmals eine Konzertreihe für alle ab acht Jahren im Großen Haus, mit GMD Patrick Lange am Pult des Hessischen Staatsorchesters. Im Fokus jedes der drei Konzertprogramme, die in insgesamt vier Konzerten zur Aufführung gebracht werden, steht je ein großes Orchesterwerk sowie ein Thema, das anhand der Musik vertieft wird:

Gemeinschaftserfahrungen im Ballett

Bruno Heynderickx übernimmt zur neuen Spielzeit die Ballettdirektion, kennt sich aber schon bestens aus. Bisher war er in Wiesbaden (und Darmstadt) Kurator und stellvertretender Ballettdirektor. Foto De Da Productions

Die Spielzeit des Hessischen Staatsballetts – erstmals unter „Regie“ des neuen Ballettdirektors Bruno Heynderickx – beginnt mit dem Doppelabend »Horizonte«, mit dem Auftragswerk »Timeless« der chinesischen Choreografin Xie Xin und »Untitled Black« der Israelin Sharon Eyal.  Mit seiner neuen Kreation »memento« bringt Hauschoreograf Tim Plegge Josef Suks Sinfonie, gespielt vom Hessischen Staatsorchester Wiesbaden zur Uraufführung. Ohad Naharin, kommt nach dem großen Erfolg mit »Sadeh 21« in der Spielzeit 2018.2019 mit »Kamuyot« zurück nach Wiesbaden. »Kamuyot« beschäftigt sich mit dem Aufbrechen der traditionellen Barriere zwischen Szene und Auditorium und initiiert die gemeinsame Erfahrung zwischen Tanzenden und Nicht-Tanzenden. Auch in dieser Spielzeit wird das Programm mit außergewöhnlichen Gastspielen ergänzt, die unter dem Label »Das Hessische Staatsballett lädt ein« präsentiert werden. Die Tanzplattform Rhein-Main, die Kooperation des Hessischen Staatsballetts mit dem Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt, bringt spannende Formate in die Region.

Westend-Story und „Jugend ohne Gott“-Musical

Alle Sparten des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden präsentieren neue Produktionen für Kinder, Jugendliche und Familien: Mit der Uraufführung von »W183 – Inside Westend« (14+) spürt Autor und Regisseur Adewale Teodros Adebisi den Geschichten des Westends hinterher und setzt diese in einer Coming of Age – Story in Szene. Aufgeführt werden außerdem »Das NEINhorn« (4+) nach dem Bilderbuch des preisgekrönten Autors Marc-Uwe Kling, »Die Furiosen Drei« (7+) von Angela Khuon-Siefert über drei Pferde, die mit
List und Spielwitz ihre bevorstehende Verwurstung abwenden, »Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse« (6+) von Christine Nöstlinger, »Behalt das Leben lieb« (10+)
nach Jaap ter Haar  oder das Klassenzimmerstück die »Die Weiße Rose – lebt«
(14+) von Günther Breden. Nach dem Dramenfragment von Georg Büchner ist »Woyzeck – White Boxx Vol. 3« (15+) zu erleben, ein Stück über eine Welt, an der man verrückt werden könnte. Die diesjährige Weihnachtsproduktion ist »Kleiner König Kalle Wirsch« (6+), in einer Adaption von Dirk Schirdewahn. Das Junge Staatsmusical startet mit dem Klassiker »Frankenstein Junior« (12+) in die neue Spielzeit, uraufgeführt wird der immer wieder aktuelle Roman von Ödön von Horváth »Jugend ohne Gott« (14+).

Das Team der Theaterpädagogik hat unter dem Motto Mission Theater ein breites Programm mit Führungen, Workshops, Clubangeboten und Ferienakademien für alle Altersstufen, dem Format »Theaterscouts« für Studenten und dem generationsübergreifenden Gedankenprojekt »Schöne neue Welt « zusammengestellt.

Tickets für die Spielzeit 2020.2021 sind ab Freitag, den 24. April 2020, um 10 Uhr telefonisch unter 0611.132 325, per E-Mail unter vorverkauf@staatstheater-wiesbaden.de oder online unter www.staatstheater-wiesbaden.de erhältlich. Hier gibt es das Spielzeitheft zum Online-Durchblättern oder Download.